Grüner Zoff in Kelberg

Grüner Peter Kühbach sieht rot beim Thema Energiewende und Windkrafträder

Kelberg. Kelbergs Grünen-Geschäftsführer Peter Kühbach (53 Jahre alt) ist gegen die in seiner Heimat geplanten Windkraftrad-Monster. Kühbach erblickt dort schon ein großes Desaster, wo andere jetzt noch bewaldete Bergrücken sehen. Peter Kühbach sagte jüngst, dass dort Platz für 20 Anlagen sei. Er meint, dass, wenn es so kommt, Kelberg umzingelt ist von Windkraft-Monstern. Er meint auch, dass die über 200 Meter hohen Windmühlen der neuesten Technologie-Generation ohne Sinn und Verstand in die Gegend gebaut würden. Peter Kühbach sieht bei der Energiewende rot – und dies obwohl er eigentlich ein Grüner ist. Jedenfalls bislang. Noch ist Kühbach Geschäftsführer des Grünen-Ortsverbandes Kelberg. Doch Kühbach kündigte jüngst an, den Ortsverband aus Protest gegen die aus Mainz gesteuerte Energiewende aufzulösen.
Wolken des Zorns in der Vulkaneifel

Mag sein, dass es komisch ist, dass ein Grüner gegen die Windkraft Widerstand leistet, aber es ist konsequent. In der Tat sind in der Vulkaneifel Wolken des Zorns aufgezogen. Dies hat ja bekanntlich auch zur Gründung der Bürgerinitiative „Sturm im Wald“ geführt. Die rot-grüne Landesregierung drängt die Kommunen mit dem Landesentwicklungsplan, Flächen für Windkraftanlagen auszuweisen und dies, obwohl es noch nicht einmal eine Bedarfsanalyse gibt, wie viele Anlagen überhaupt gebraucht werden. Kühbach meint, dass so Bäume gefällt würden, die nicht fallen müssten, damit eben Windräder gebaut werden können, die vielleicht gar nicht gebaut werden müssten und die doch ganz klar großen Schaden anrichten.
Windräder verändern die Landschaft ganz massiv – Tourismus wird leiden
Viele Bürger befürchten, dass die Windräder die Landschaft komplett verändern und damit auch den Tourismus negativ tangieren, von dem viele Menschen in der Vulkaneifel leben. Eines ist klar: Wenn es zum weiteren massiven Ausbau von Windkraftparks auf Feldern und in Wäldern kommt, dann wird höchstwahrscheinlich der Tourismus ganz stark zurückgehen. Man kann leider nicht alles gleichzeitig haben, man muss sich entscheiden für das eine und gegen das andere. Warum gibt es in Rheinland-Pfalz immer noch keinen Masterplan für die Ausbau der Windkraft? Kühbach fordert als ersten Schritt eine Kartierung des Landes. Rheinland-Pfalz soll eingeteilt werden nach Eignung für Windräder und nach Strombedarf. Die besonders gut geeigneten Standorte sollten dann versteigert werden. So würde für die Gemeinden viel mehr Geld reinkommen als beim planlosen Durcheinander und Gegeneinander. Bei einem ordentlichen Masterplan würden auch viel weniger Flächen benötigt. Wer die geeigneten, ausgewiesenen Flächen für viel Geld ersteigern muss, der wählt nur solche Gebiete aus, bei denen sich ein Betrieb der Anlagen wirtschaftlich rechnet.

Schluss mit den Subventionen für Windkraft und Photovoltaik!

Die Subventioniererei der Windkraft und der Photovoltaik muss endlich aufhören. Das Ganze muss wieder betriebs- und volkswirtschaftlich ordentlich gerechnet werden, denn ansonsten steigen die Strompreise für die Haushalte immer weiter. Wenn die Sonne in Deutschland scheint, sieht man viele Windkrafträder, die zwangsweise abgeschaltet sind. Zudem wird dann ein Teil des in Deutschland nicht benötigten Stroms aus erneuerbaren Quellen in benachbarte Länder verschenkt. Bei „Sonnenfinsternis“ und Windstille kaufen wir dann teuer den Strom von den gleichen Nachbarländern wieder zurück. Dieser Strom-Tourismus ist Unsinn. Polen und die Tschechische Republik haben bereits an den Grenzen zu Deutschland in ihre Stromnetze Filter eingebaut, damit Deutschland nicht einfach seinen überschüssigen Strom in ihre Netze fließen lassen kann. Das hat in der Vergangenheit die Netze in Polen und in der Tschechischen Republik häufig so stark belastet, dass die Netze zumindest kurz vor dem Zusammenbrechen standen. Förderungen wie die EEG-Umlage müssen zurückgefahren werden. Wir müssen auf Dauer weg von Subventionen.

Die Zerreißprobe zwischen Klima- und Naturschutz – die Grünen werden sich entscheiden müssen

Kühbach hat aber wohl mit seinen Vorschlägen noch kein Gehör gefunden. Immer noch kann Windrad um Windrad wachsen, und damit wachsen auch die Widerstände. Kühbach meint, dass es bereits an der Grünen-Basis in Rheinland-Pfalz gärt. Aber auch in anderen Bundesländern. Vor kurzem schrieb Kühbach an die Grünen-Fraktion im Mainzer Landtag, dass den Grünen die Stammwähler auf dem Land davonlaufen. An die Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und an die Umweltministerin Ulrike Höfken, beide Grüne, schrieb er unter anderem: „Niemand kann es verstehen, was Ihr mit dem Ausbau der Windkraft anrichtet.“ Für sich alleine genommen, ist es offensichtlich nur ein kleiner Krach, der kurioserweise in der Vulkaneifel aufbricht, doch er liegt ganz klar an einer großen Konfliktlinie zwischen grünen Klimaschützern und grünen Naturschützern. Es zeichnet sich eine Zerreißprobe ab.

Bürgerinitiative „Sturm im Wald“

„Sturm im Wald“ aus der Vulkaneifel und weitere 25 Bürgerinitiativen aus ganz Rheinland-Pfalz haben sich im September 2013 zum „Bündnis Energiewende für Mensch und Natur“ zusammengeschlossen. Als kürzlich das ZDF-Magazin „Frontal 21“ unter dem Titel „Rettet den Wald vor den Grünen“ über die Vereinigung berichtete, wurde es sehr stürmisch. Der RLP-Landesverband der Grünen reagierte scharf: Der Bericht sei einseitig und schlecht recherchiert. Dann meinten die Landes-Grünen noch: Klar sei, dass die Windkraftgegner von der CDU instrumentalisiert worden seien. Diese Reaktion brachte wiederum die Windkraftgegner in starke Wallung. Uwe Anhäuser vom „Bündnis Energiewende“ spielte an den Grünen-Landesverband zurück: „Ein CDU-Verein? Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?“. Dem Bündnis gehören etwa zwei Drittel ehemalige Sympathisanten, Anhänger, Wähler und Mitglieder der Grünen an.

Die Grünen und ihr Umgang mit Kritik:  Löst sich bald einer der ältesten Grünen-Ortsverbände auf?

Auch Kühbach aus Kelberg schrieb eine Mail an seinen „grünen Genossen“ in Mainz: „Was diese Stellungnahme zeigt, ist Euer Unvermögen, konstruktiv auf die Kritik der Menschen an Eurer sogenannten Energiewende einzugehen.“ Kühbach meint, dies führe dazu, dass sich einer der ältesten Grünen-Ortsverbände in Rheinland-Pfalz nun auflösen will. Erst danach reagierte der Landesvorstand der Grünen. Vor einigen Tagen gab es ein erstes Krisengespräch. Ergebnis: Es gibt jetzt zunächst einen Burgfrieden bis Januar 2014. Kühbach: „Wenn die Regierung bis dahin nicht konkrete Vorschläge liefert, wie sie uns entgegenkommt, dann stellen wir den Auflösungsantrag.“

Was ist mit der A1? Welchen Stellenwert hat der Menschenschutz für die Grünen?

Es wäre wirklich schön, wenn sich die Landes-Grünen in Mainz mehr um die Sorgen und Nöte der Menschen in der Eifel kümmern würden und ihnen nicht Waldzerstörung, Geräusche und den Anblick von 200 Meter hohen Windkraftgiganten zumuten würden. Neue Energien – ja! Aber bitte menschenfreundlich und umweltverträglich! Beim Thema A1-Lückenschluss sind die Grünen völlig anders drauf. Da mutet man vielen Vulkaneifel-Dörfern und –Gemeinden weiterhin zu, dass sich PKWs und Lastkraftwagen durch die Ortskerne zwängen müssen, anstatt dass endlich der A1-Lückenschluss realisiert wird. Nein, den wollen die Landes-Grünen nicht, weil eine Kaulquappe oder ein Frosch möglicherweise seine Heimstätte verlieren kann. Bei den Grünen gilt wohl: Naturschutz ja – Menschenschutz nein! Früher haben die Grünen etwas für die Umwelt getan. Zwischenzeitlich sind sie zu reinen Macht-Opportunisten geworden. Wirklich grüne Argumente sind heutzutage in fast allen anderen Parteien auch zu Hause, und zwar viel logischer als bei den Quasi-Grünen.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen