Groß-Schießanlage Landscheid – Bedrohung für Tiere, Natur und Menschen

Zusammenfassung aus der Bürgerversammlung vom 16.04.2014 von Thomas Simon, Trier

Landscheid. Über 300 Menschen hatten sich am 16. April 2014 in der Eifellandhalle in Landscheid von 19.00 bis 00.30 Uhr zur Bürgerversammlung eingefunden. Die anwesenden Bürger haben nach eingehender ausführlicher und sachgerechter Information von Herrn Rosenkranz (Planungsbüro), Herrn Hauprich (VG-Verwaltung) und Herrn Schmitt (SGD Nord) ausschließlich Ein- und Widersprüche in die Diskussion eingebracht. Allen voran ist die Bürgerinitiative mit hoher Sachkenntnis bis in Detailfragen, chronologischer Darstellung und akribischer Recherche der Vorgänge aufgefallen (Herr Meyer, Herr Gajewski: www.schiessstandstop-landscheid.de)

Die Ergebnisse pointiert in 9 Punkten zusammengefasst:

Der Investor hat seine Glaubwürdigkeit verspielt: Nach anfänglicher und wiederholter Zusage im bisherigen Verfahren, das Projekt nur dann verwirklichen zu wollen, wenn alle Bürgerinnen und Bürger dies befürworten, hat der Geschäftsführer der Target World – Herr Bernd Bahr aus Hontheim – deutlich signalisiert, dass er und sein Geldgeber Herr Michael Ostendorf aus Coesfeld/Mückeln nach wie vor daran festhalten werden.

  1. Landscheids Ortsbürgermeister Ewald Heck hörte sich regungslos und unwidersprochen die Vorwürfe zu seinem unseriösen Vorgehen (‚Dringlichkeitssitzung, auf der das Projekt den Gemeinderäten unter Zeitdruck verkauft wurde‘  und ‘wir können das jederzeit stoppen‘) und zur wissentliche Fehlinformation (‚drohender Sanierungsbedarf der die Gemeinde bis zu 500.000 Euro und mehr kosten kann‘) an.
  2. Die Auswirkungen auf die Schutzgüter Natur/Pflanzen, Tiere und Menschen werden gutachterlich wie folgt bewertet:
    • Pflanzen: mittel – deutlich, die Flächenwerte verändern sich von 631.469 Wert-m²/Biotopwertpunkte (vor der Bebauung) auf 197.133 (nach der Bebauung)
    • Tiere (41 Arten der roten Liste RLP, 29 Arten der roten Liste BRD sind betroffen): mittel – deutlich, Bruthabitate vieler Arten gehen verloren, die (deutschlandweite) seltene Turteltaube verliert ihr Revier
    • Menschen (hohe Emmissionswerte (Lärm) und Luftverschmutzung; Wegabschnitt Himmerod – Bruch des Eifelsteiges wird durch die Lärmemission quasi unpassierbar): gering – mittel;
  3. Je nach Windrichtung und Wetterlage wird auch der Ortsteil Landscheid von den Lärmemissionen deutlich betroffen sein. Die Autobahn lässt den Schusslärm ungehindert durch.
  4. Eine Teilnehmerin berichtete, dass heute schon in Minderlittgen Schüsse zu hören seien. Im Gutachten zur Lärmemission fehlten einige Nachbarorte (z.B. Minderlittgen, Hupperath).
  5. Der Vertreter der SGD Nord (Herr Schmitt) stellte klar: das Einzelschussereignis mag in der neuen Anlage lärmseitig günstiger (weniger Dezibel) ausfallen als jetzt, gleichwohl ist die Gesamtlärmbelastung bei (bis zu 10 x höherer Schusszahl) deutlich größer! (Aber juristisch nach TA Lärm mit Kontingentumrechnung nicht anfechtbar!)
  6. Gutachterlich wurden die Schuss-Emissionen bei einer Dimension von bis zu 6 Millionen Schuss / Jahr nicht untersucht, somit deren Auswirkungen auf die Schutzgüter Luft, Boden und Wasser nicht berücksichtigt: Die Bürgerinitiative hat hochgerechnet, dass mindestens mit folgender Belastung zu rechnen ist: „Je Schuss entstehen 6-8l gasförmige Stoffe, d.h. 40.000.000 L/Jahr bei 5.760.000 Schuss/Jahr). Darin enthalten sind folgende, z.T. giftige, sehr giftige öder giftig/tödliche Stoffe:
    • 210 kg Feinstaub
    • 145 kg Bleistaub
    • 7.700 kg Kohlenmonoxid
    • 98 kg Ammoniak (giftig: http://de.wikipedia.org/wiki/Ammoniak)
    • 15 kg Antimon (giftig/tödlich: http://de.wikipedia.org/wiki/Antimon)
    • 1,73 kg Formaldehyd (giftig/sehr giftig: http://de.wikipedia.org/wiki/Formaldehyd)

Weiterhin entstehen durch das Zerschießen der Tontauben ca. 768 kg Feinstaub pro Jahr. Die zum Teil hochgiftigen Staubpartikel werden durch Windeinfluss Richtung Wohnorte transportiert, stellen eine erhebliche Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung dar und verschmutzen unsere Umwelt, Biotope und landwirtschaftliche Nutzflächen.“

8. Das soziale Miteinander in der Mehrheitsgemeinde Landscheid insb. mit dem Ortsteil Burg/Salm scheint gestört, das gutnachbarliche Miteinander der umliegenden Gemeinden – gerade in der Situation des Zusammengehens der Verbandsgemeinden Manderscheid und Wittlich-Land – scheint belastet.

9. Anwesende Verbandsgemeinderatsmitglieder waren verwundert über die Dimension des Projektes, der ‚Nebenwirkungen‘ und sahen trotz einer ursprünglichen 11:5 Abstimmung im Gemeinderat dringend weiteren Klärungs- und Gesprächsbedarf.

10. Die Einspruchsfrist der Bürger läuft bis zum Ende des Monats:

Herr Verbandsgemeindebürgermeister Christoph Holkenbrink bat darum, diese zu nutzen und bei persönlichem Gesprächsbedarf Termine zu vereinbaren. Das Bürgerbüro ist geöffnet von Mo – Do: 07.30 – 17.00 und Fr. von 07.30 – 13.00. Für die Bauverwaltung zuständig sind:

Anton Hauprich: 06571-107-56, ahauprich@vg-wittlich-land.de und Günter Reis: 06571-107-59, greis@vg-wittlich-land.de
Es bleiben Fragen:

  1. Wer genau möchte eigentlich und wem nützt eine Groß-Schießanlage mit gering-mittlerem Auswirkungen (für das Schutzgut Mensch) und mittleren – deutlichem Auswirkungen (für die Schutzgüter Pflanzen und Tiere)?
  2. Was ist von einer Unternehmung zu halten, die vor allem dem Investor und „lauten Touristen“ zu pass kommt, dem bisherigen Konzept des sanften Tourismus entgegenläuft und von weiten Teilen der Bevölkerung eindeutig abgelehnt wird?
  3. Wann positionieren sich die kommunalpolitischen Bewerber, die Landtags- und Bundestagsabgeordneten der „großen Parteien“ eindeutig zu diesen Überlegungen und Planungen?
  4. Müssen die Bürger erst durch die bevorstehenden Kommunalwahlen am 24./25. Mai die (gewählte und noch amtierende) Vertreter solcher Vorhaben ‚abwählen‘, bevor diese ‚wach werden‘?

Wenn Sie der Meinung sind dass diesen Vorhaben gestoppt werden soll, geben Sie ihr Votum und ihre Unterschrift: https://www.openpetition.de/petition/online/schiessanlage-landscheid.

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