Büchel – der Ort der Atombomben

Was passiert mit den ca. 20 alten US-Atombomben?

Büchel. Welche Pläne gibt es für die offensichtlich immer noch in Büchel lagernden US-Atomwaffen? Eigentlich sollten diese bereits seit längerem Deutschland verlassen haben. Was soll jetzt passieren? Aus der Zeit des Kalten Krieges lagern hier immer noch ca 20 alte Atombomben der Vereinigten Staaten in Büchel. Der Abzug der Bomben war schon vor langer Zeit entschieden worden. Danach hieß es, dass sie bald durch neue, weiter modernisierte Atomwaffen ersetzt werden sollten.

Und was ist konkret geschehen? Die US-Regierung plant, bis 2020 ihre etwa 180 in Europa befindlichen NATO-Atomwaffen insgesamt zu modernisieren. Das Vorhaben hat vor einigen Wochen wichtige Hürden im US-Kongress genommen. Bei diesem sogenannten „Lebensdauerverlängerungsprogramm“ ist auch Deutschland und somit der Fliegerhorst Büchel in der Eifel betroffen.

Die Sprengkraft ist 13mal so stark wie die der Hiroshima-Bombe von 1945
In der Vulkaneifel, zwischen Trier und Koblenz, werden aus der Zeit des Kalten Krieges noch immer bis zu 20 in die Altersjahre gekommene Atombomben der Typen B61-3 und B61-4 gelagert. Dies sind angeblich die letzten in Deutschland. Diese Atomwaffen sind für einen Abwurf durch Flugzeuge gebaut. Sie besitzen etwa die dreizehnfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Die Bundesrepublik entspricht mit der Lagerung auf deutschem Boden der sogenannten „nuklearen Teilhabe“, also der Abschreckungstaktik der NATO. Da fragt sich jetzt, wie die Bundesregierung in Berlin zu den US-Atomwaffen-Modernisierungsplänen steht.

Die deutsche Politik spricht sich für den Abzug der Atomwaffen aus
Die Lagerung der Atombomben in Büchel gilt als ein offenes Geheimnis. Aber deren Existenz will die Bundesregierung nicht offiziell bestätigen. Doch im schwarz-roten Koalitionsvertrag steht etwas geschrieben vom angestrebten „Abzug der in Deutschland und Europa stationierten taktischen Atomwaffen“. Eigentlich galt die Lagerung von US-Atombomben auf deutschem Boden politisch schon mehrfach als tot.

Die damaligen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Guido Westerwelle (FDP) haben sich in ihren jeweiligen Amtszeiten für einen endgültigen Abzug der Atombomben starkgemacht. Ebenso taten dies der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck und Rheinland-Pfalz‘ langjähriger Regierungschef Kurt Beck (beide SPD). Im Jahre 2010 sprach sich auch der Bundestag mit großer Mehrheit für den Abzug aus.

Modernisierung der US-Atombomben kostet bis zu 10 Milliarden Dollar
Bis vor kurzem schien es indes nur eine Frage der Zeit, bis die Bundesregierung von den USA verlangen würde, die Atomwaffen aus Büchel abzuziehen. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Wann die USA die in die Jahre gekommenen alten Atombomben gegen die neu entwickelte B61-12 austauschen werden, ist nicht klar. Nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium kostet das gesamte Modernisierungsprogramm bis zu 10 Milliarden Dollar.
Der Anblick von Kampfflugzeugen und ohrenbetäubender Lärm ist in Büchel ganz alltäglich
Die Eifel-Zeitung hat bereits in den letzten Jahren mehrfach über die Lagerung von Atombomben in Büchel berichtet. Am frühen Morgen steigen normalerweise in dem idyllischen Eifeldorf Büchel die Kampfflugzeuge der Bundeswehr auf und fliegen ihre Übungsmanöver. Die etwa 1.200 Einwohner von Büchel sind den ohrenbetäubenden Lärm und den Anblick der Jagdbomber schon gewohnt. Der ehemalige Ortsbürgermeister Richard Benz wohnt nur zwei Kilometer von der Startbahn entfernt und sagte einmal: „Wer gegen den Fliegerhorst ist, ist hier allein. Viele von uns hätten keine Arbeit, gäbe es die Tornados nicht.“

Dilemma Arbeitsplätze gegen mögliches tödliches Atomrisiko der  Bevölkerung
Eine Schließung des Fliegerhorstes Büchel würde möglicherweise 2.000 Arbeitsplätze, darunter etwa 800 zivile, vernichten. Das würde unserer strukturschwachen Region sicherlich schaden. Aber auf der anderen Seite ist die Lagerung von Atombomben hier bei uns mitten in der Eifel ein möglicherweise tödliches Risiko. Alle hiesigen Politiker und die zuständigen Behörden und die Wirtschaftsförderungsgesellschaften sollten alles daransetzen, im zivilen Bereich neue Arbeitsplätze zu schaffen, indem man Firmen anlockt und endlich auch den A 1 Lückenschluss realisiert, damit die Gegend für neues Gewerbe und neue Industrie endlich attraktiv wird.

Verstößt die Lagerung der US-Atombomben auf dem Fliegerhorst Büchel gegen internationales Recht?
Es gibt natürlich in Büchel nicht nur Befürworter der weiteren Lagerung der Atombomben. An der Einfahrt zum Fliegerhorst stehen kurz vor dem Schlagbaum sowohl die US-Flagge als auch die deutsche. Elke Koller hat schon oft dort gestanden und mit Gleichgesinnten für den Abzug der Atombomben aus ihrer Nachbarschaft demonstriert. Einige ihrer Mitstreiter kommen aus ganz Deutschland. Die 71-jährige Koller meint, dass auf dem Fliegerhorst mit der Lagerung der Bomben internationales Recht gebrochen wird.

Für den Atombomben-Einsatz würden deutsche Tornados gebraucht
Im Prinzip sind die US-Atombomben eine US-Angelegenheit, aber trotzdem sind die Bücheler Bomben auch eine Angelegenheit der deutschen Regierung. Wenn die Atombomben jemals zum Einsatz kommen sollten, dann gäbe es in Büchel keine Flugzeuge der US-Airforce dafür.

Es gibt dort ausschließlich Tornados der Bundeswehr, und zwar 40 an der Zahl. Im Fliegerhorst selbst darf der stellvertretende Kommodore des Geschwaders, Dieter Nestler, nur über die Weiterentwicklung der Tornados Auskunft geben. Ansonsten beantwortet er keine Fragen. Der Fliegerhorst Büchel beherbergt das Taktische Luftwaffengeschwader 33. Dieses Jagdbombergeschwader wurde im Jahre 1958 der NATO unterstellt. Im Jahre 1985 wurde die Ausrüstung vom Starfighter auf den jetzigen Tornado gemacht.

USA verlangen eine Mitfinanzierung des Atombomben-Themas durch Deutschland
Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, verlangt die US-Regierung eine Mitfinanzierung der gesamten Thematik durch Deutschland. Die Obfrau der Grünen im Verteidigungsausschuss des Bundestages Agnieszka Brugger sagte kürzlich: „So etwas geht nicht am Parlament vorbei.“ Indes ist es schwer, Bundestagsabgeordnete wie Brugger zu finden, die bereit sind, in dieser Frage offen über ihre Ansicht zur Problematik zu sprechen. Brugger meint, dass viele nur vorne herum sich als Abrüstungsbefürworter geben.

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