Packender Motorsport, Industriemesse und Musik-Festival

170.000 Rennsport-Fans beim 29. Int. ADAC Truck-Grand-Prix

Wer sich dafür entschieden hatte, dieses von hochsommerlichen Temperaturen geprägte Wochenende in der Eifel zu verbringen, wird seine Wahl nicht bereut haben. Beim 29. Internationalen ADAC Truck-Grand-Prix jedenfalls dürfte nur der Asphalt auf dem Nürburgring-Kurs noch heißer gewesen sein als die Rennen. Hoch her ging es auch in den lauwarmen Nächten am Ring. Wenn es dunkel wurde in der Eifel, war die Müllenbachschleife mal wieder das Mekka der Musik-Fans. Ja, und im Fahrerlager, inmitten der über 1000 PS starken Boliden herrschte ohnehin immer großer Andrang. 170.000 Besucher über die gesamte Veranstaltungswoche zeugten einmal mehr vom enormen Zuspruch, den der Truck-Grand-Prix so kurz vor seinem 30. Geburtstag erfährt. Sportlich versprachen die Rennen zur Truck-Europameisterschaft genau das, was die Konstellation an der Spitze versprochen hatte.

Die Fahrer auf den Rängen eins bis drei mit einem Abstand von nur 15 Punkten – das war die Ausgangsposition vor dem Ring-Wochenende. Der dreimalige und amtierende Europameister Jochen Hahn aus Altensteig im Schwarzwald nutzte das Heimspiel, um unter dem Jubel der Fans in der Gesamtwertung noch näher an die Spitze heranzurücken. Wie schon auf den vorangegangenen vier Stationen dieser EM-Saison legte der MAN-Pilot auch in der Eifel bei insgesamt vier Rennen wieder einen Tagessieg hin. Der Trucker feierte im 3. Cup-Rennen am Sonntag einen Start-Ziel-Sieg und war nach zwei Platzierungen unter den ersten drei in den anderen Wertungsläufen rundum zufrieden. „So lange wir aus eigener Kraft die Chance haben, auch in diesem Jahr den EM-Titel zu holen, ist alles gut“, sagte Hahn, der in der Gesamtwertung als Dritter nur noch 12 Punkte hinter dem führenden Spanier Antonio Albacete liegt. Während die Spitze in der Europameisterschaft eng beieinander liegt, es wegen der Leistungsdichte kaum zu Überholmanövern kommt und die Startaufstellung meist schon darüber entscheidet, wie dann später der Zieleinlauf aussieht, sind bei den Rennen um den Mittelrhein-Cup packende Positionskämpfe eher die Regel als die Ausnahme. Hier geht es ungleich wilder zu – sehr zur Freude der Zuschauer.

Und wo es wild wird auf der Truck-Rennstrecke, sind die Piloten aus dem Hause Lenz nie weit. Auch beim 29. ADAC-Truck-Grand-Prix boten Vater Heinz-Werner und Sohn Sascha aus Plaidt mit ihren Mercedes-Trucks mal wieder beste Unterhaltung. Wenn auch mit eher bescheidenem sportlichen Erfolg. Platz sieben für Heinz-Werner und Rang zehn für Sascha im ersten, Platz 6 für den Vater im zweiten Rennen, in dem der Filius nach einem frühen Dreher nichts ins Ziel kam. Heinz-Werner Lenz störte das wenig. Er war jedenfalls nicht unzufrieden. „Wir leisten hier, was in unseren Möglichkeiten liegt. Das ist aller Ehren wert“, hielt der Senior fest. Packender Motorsport ist es allemal, was die Familie Lenz und die anderen Protagonisten der Renntruck-Szene ihren zahlreichen Anhängern zu bieten haben.

Eine Stippvisite der europäischen Nascar-Autos – ganz nach dem Vorbild der beliebten US-Serie – komplettierte das unterhaltsame Motorsportprogramm. Um den Berufsalltag von Lkw-Fahrern und Speditionsunternehmen ging es beim 9. Symposium im Rahmen des Rennwochenendes. Im Dorint-Hotel am Nürburgring gingen 170 Experten aus der Branche, der Politik und den zuständigen Behörden dem Thema „überfüllte Verkehrswege, zunehmende Warenströme“ auf den Grund. Dazu hatten ADAC Mittelrhein und TÜV Rheinland eingeladen. Und die Experten waren sich am Ende des Tages einig: Bund und Länder müssen etwas tun gegen die chronische Unterfinanzierung beim Erhalt und Neubau von Straßen.

Aber auch technische Lösungen zur besseren Lenkung der Verkehrsströme gewinnen massiv an Bedeutung. „Moderne Informations- und Telematiksysteme müssen künftig Fahrzeuge und Verkehrsraum sinnvoll aufeinander abstimmen“, erklärte Jürgen Brauckmann, Mitglied des Vorstands TÜV Rheinland und ergänzte: „Durch Car-to-Car- und Ampel- Kommunikation, Verkehrszeichenerkennung, Müdigkeitssensoren sowie intelligente Parkraumverwaltung lassen sich Unfälle und Staus reduzieren und Engpässe wie etwa an Baustellen eingrenzen.“ Auch Dr. Klaus Manns, Vorsitzender des ADAC Mittelrhein, drängt auf Konzepte zur effizienten Infrastrukturplanung und deren Umsetzung. Er fordert intelligente Lösungen, um Staus durch eine bessere Nutzung des vorhandenen Verkehrsraums zu vermeiden und eine moderne Verkehrsflusssteuerung. Anpassungen bei Sozialvorschriften oder Fahrverboten sind für Manns und Brauckmann denkbare Ansätze, um die Verkehrssituation zumindest punktuell zu entkrampfen. „Die Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf bestimmte stark befahrene Fernverkehrsstrecken in die Nacht kann helfen, die tagesüblichen Spitzenbelastungen zu verringern“, so Brauckmann.

Dass der Nürburgring nicht nur die legendärste Rennstrecke der Welt ist, sondern auch Deutschlands große Bühne für Open-Air-Festivals wurde beim zweitägigen Country-Festival einmal mehr unter Beweis gestellt. Jupiter Jones, Tom Astor und Country-Lady Dagmar waren am Freitag und Samstag die musikalischen Höhepunkte auf der Bühne in der Müllenbachschleife und boten einen Mix aus Pop, Rock und klassischer Countrymusik, der die Fans rundum begeisterte. Für Dagmar, eine Ikone des Trucker-Festivals, war es ein ganz  besonderer Abend. Nach 30 Jahren auf der Bühne und 22 Jahren Truck-Grand-Prix beendete sie am Samstagabend ihre Karriere als Musikerin. Ein Abschied mit Wehmut für die Stimme des Country-Festivals am Ring. Lady Dagmar war zu Tränen gerührt als sich ADAC Mittelrhein Vorsitzender, Dr. Klaus Manns, und sein Vorgänger Dieter Enders von ihrer langjährigen Sängerin und Moderatorin der Konzerte verabschiedeten.

Für Jupiter Jones, die mit ihrem Hit „Still“ dereinst die Charts stürmten, war es indes im doppelten Sinne eine Premiere. Von den Rock-am-Ring-Machern seit Jahren geschnitten, durfte die Band aus der Eifel bei den Truckern erstmals an der Eifel-Rennstrecke spielen. Und das mit neuem Frontmann. Nach dem Abschied von Sänger Nicholas Müller hatte Sven Lauer Gelegenheit, sich vor ganz großem Publikum zu präsentieren. Band und Sänger kamen bestens an. Und zum Schluss gab es dann noch mal doppelten Grund für große Gefühle. Erst das großartige Feuerwerk unter dem in Feuerstrahlen getauchten Motto „Ein Hoch auf uns“. Dazu lief der Hit der WM 2014 über alle Lautsprecher und auf der Videoleinwand ein Potpourri der besten Szenen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien. Und als die Tränen der Rührung getrocknet waren, ließ Tom Astor seinen jungen Adler in die Eifelwolken fliegen.

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