Prof. Wolfgang Leonhard ist tot

Prof. Wolfgang Leonhard Foto: Eifel-Zeitung
Prof. Wolfgang Leonhard Foto: Eifel-Zeitung

Daun/Manderscheid. Der Historiker und Russlandexperte Prof. Wolfgang Leonhard ist tot. Er starb am vergangenen Sonntagmorgen (17.08.2014) im Alter von 93 Jahren nach schwerer Krankheit im Dauner Krankenhaus. Prof. Wolfgang Leonhard war politischer Schriftsteller, Publizist, Historiker und Ostexperte. Er war einer der führenden Kenner der ehemaligen Sowjetunion und des Kommunismus. Wolfgang Leonhard wurde 1921 in Wien geboren. Als Junge war er mit seiner Mutter im sowjetischen Exil in Moskau und besuchte die Komintern-Schule. 1945 kehrte er als 24-Jähriger mit Walter Ulbricht und der Gruppe Ulbricht nach Berlin zurück. Der Kommunist Leonhard brach jedoch mit dem Stalinismus und floh 1949 über Prag nach Jugoslawien. 1950 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über. Seitdem arbeitete er in der Bundesrepublik Deutschland und in den USA als Journalist, Publizist und Universitätsprofessor, wobei er sich vor allem als Kritiker des Realsozialismus hervortat. Seit 50 Jahren lebte Leonhard in der Eifel in Manderscheid.

Zu seinen bedeutendsten Werken wird der autobiographische Bestseller „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ aus dem Jahr 1955 gerechnet, indem er eine Innenansicht des Sowjetsystems liefert, wie man sie bis dahin nicht kannte. Dieses Buch trug zur Desillusionierung einer ganzen, an die gute Sache des Marxismus glaubende Generation bei.

Anschließend folgte eine Studien- und Forschungstätigkeit am St. Antony‘s College der Universität Oxford/England (1956-1958) und am Russian Institute der Columbia-Universität New York (1963-1964). 1966 bis 1987, also 21 Jahre lang, war Leonhard Professor an der historischen Fakultät der Yale-Universität. Im Juli 1987 begleitete Leonhard den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU) auf seiner offiziellen Reise nach Moskau. Im gleichen Jahr gab er seine Tätigkeit in Yale auf, um sich ganz der Analyse der Glasnost- und Perestroika-Politik des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow zu widmen. Zu seinen besten Freunden gehörten Peter Scholl-Latour, der nur einen Tag vor ihm am vergangenen Samstag (16.08.2014) gestorben ist und der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

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