Chaos um Nürburgring-Verkauf geht unvermindert weiter

Anteile des Nürburgring-Käufers capricorn wurden bereits an Treuhänder übertragen

Das Destaster um den Nürburgring-Verkauf findet kein Ende. Medienberichten zufolge droht die Kaufabwicklung wegen „finanzieller Turbulenzen“ des Nürburgring-Käufers Robertino Wild zu scheitern. Berichte über finanzielle Schwierigkeiten der Firma capricorn geistern seit Tagen durch die Presselandschaft. Wenn sich alles bewahrheitet, wird das ganze Geschäft wieder aufgelöst werden müssen. Der capricorn-Chef Robertino Wild soll eingeräumt haben: „Ich habe Fehler gemacht“.

Solvenz-Prüfung ?  
Das weltweit agierende Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit einem Jahresumsatz von mehr als 23 Milliarden Dollar war mit der Auswahl und Überprüfung der Nürburgring-Kaufinteressenten beauftragt worden. Offensichtlich wurde dort die Solvenz genauso schlecht oder gar nicht überprüft, wie damals vom vermeintlichen „Nürburgring-Investor/Projektentwickler“ Richter/Mediinvest. Neben den verantwortlichen Politikern in der Mainzer Landesregierung sind die Insolvenzverwalter sicherlich mitverantwortlich für dieses neue Desaster um den Nürburgring-Verkauf.Ring_5822

Je mehr, umso einfacher
Jeder kleine Handwerker muss sich wegen ein paar Tausend Euro Firmenkredit ausziehen bis aufs letzte Hemd. Geht es allerdings um Verkaufsprojekte des Landes in zweistelliger Millionenhöhe werden unsere Politiker  in der Landesregierung handzahm und machen ein Zugeständnis nach dem anderen, weil sie die Gesichtswahrung ihre eigene Person verteidigen müssen. Man muss sich als außen stehender Betrachter echt fragen, ob in der jetzigen  Landesregierung überhaupt noch fähige Leute sitzen. Jeden Geschäftsführer in der freien Wirtschaft würde man fristlos entlassen.

„…habe immer versucht Schaden von anderen fernzuhalten…“  
Die erste Rate über fünf Millionen Euro soll capricorn‘s Partner GetSpeed/Axel Heinemann im März 2014 pünktlich überwiesen haben. Weil capricorn-Chef Wild die zweite Rate über fünf Millionen nicht pünktlich zum 30.07.2014 bezahlen konnte, wurde das Zahlungsziel von Seiten der Politik großzügig zum 31.10.2014 „nachjustiert“. Den Nürburgring-Kauf wollte der Düsseldorfer capricorn-Chef zumindest teilweise mit Geld bezahlen, das er durch die Beleihung seiner Privatvilla und seiner Kunstsammlung erhalten wollte. All das scheint jetzt nicht mehr zu funktionieren, weil die Villa und die Kunstsammlung bereits beliehen sind. Inzwischen braucht capricorn/Wild offensichtlich selbst Investoren, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Wild’s Partner Heinemann soll schon auf der Suche nach Käufern für die zweidrittel Anteile von capricorn sein, heißt es.  Am Montag, 13.10.2014 erklärte Robertino Wild Medienberichten zufolge, dass er hofft, alles zu einem guten Ende führen zu können. Auf jeden Fall würde er die Verantwortung für seine Fehler tragen, soll er gesagt haben.

Neue Ausschreibung gilt als wahrscheinlich
Die eigentliche Käuferin ist ja die Capricorn Nürburgring Besitzgesellschaft mbH (CNBG). Spätestens bis 20.12.2014 soll die dritte Tranche, also insgesamt 15 Mio. Euro geflossen sein. Ist das nicht der Fall, könnte eine Vertragsstrafe von 25 Millionen Euro drohen.

Sollte Robertino Wild von capricorn seinen Zahlungsverpflichtungen zum 30.10.2014 nicht nachkommen, bleibt den Ringsanierern und Insolvenz/Sachwalter eigentlich keine andere Alternative, als vom Vertrag zurückzutreten und den Nürburgring-Verkauf ein zweites mal auszuschreiben. Es sei denn, die Landesregierung lässt sich erneut auf Versprechungen ein.
Liest man die folgende Stellungnahme der Sanierer zwischen den Zeilen, wird man schnell zu der Erkenntnis kommen, dass das Desaster um den Nürburgring noch lange nicht zu Ende ist.

Stellungnahme des Sanierungsgeschäftsführers Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt und des Sachwalters Jens Lieser (Verwalter) der Nürburgring GmbH i.E.
Die Verwalter der Nürburgring GmbH (in Eigenverwaltung) i.E. haben zur Kenntnis genommen, dass es Gerüchte über die Vermögenslage eines Gesellschafters der Käuferin, der capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH (CNBG) gibt, deren Gesellschaftsanteile ursprünglich zu zwei Dritteln der capricorn HOLDING GmbH (Dr. Robertino Wild) und zu einem Drittel der GetSpeed GmbH & Co. KG (GetSpeed) gehören. Dazu nehmen die Verwalter wie folgt Stellung:

  1. Zwischen den insolventen Gesellschaften des Nürburgrings und der Käuferin, der CNBG, gibt es einen gültigen Kaufvertrag. Die Verwalter gehen davon aus, dass dieser erfüllt wird.
  2. Es trifft zu, dass die capricorn HOLDING GmbH, vertreten durch Dr. Robertino Wild, ihren Gesellschaftsanteil an der Käuferin, der CNBG, an einen Treuhänder übertragen hat. Damit ist die capricorn HOLDING GmbH nicht mehr Gesellschafterin der Käuferin. Es obliegt nunmehr dem Mitgesellschafter der CNBG, der GetSpeed und dem Treuhänder, für eine ordnungsgemäße Erfüllung des am 11. März 2014 geschlossenen Kaufvertrages zu sorgen.
  3. Solange der Kaufvertrag mit den vertraglich geregelten Pflichten erfüllt wird und die Kaufpreisraten zu den vereinbarten Zahlungsterminen bezahlt werden, gibt es – durch das Ausscheiden der capricorn HOLDING GmbH – für die Verwalter keinen Grund vom Vertrag Abstand zu nehmen. Die Verwalter werden sich vertragskonform verhalten.
  4. Die Verwalter beteiligen sich nicht an Diskussionen und Spekulationen über die Bonität von Herrn Dr. Robertino Wild oder seiner Firmenbeteiligung.
  5. Erst wenn der Kaufvertrag von der CNBG – etwa durch Nichtzahlung der heute noch nicht fälligen zweiten Kaufpreisrate – nicht eingehalten wird, sieht der Vertrag den Rücktritt der Verwalter vor.
Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen