10 Jahre nach „Kyrill“ schüttelt „Egon“ die Wälder

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Nach „Egon“ droht weiterhin Gefahr im Wald. (Foto: Sebastian Kuchenbecker / Landesforsten Rheinland-Pfalz

Klimawandel ist größte Herausforderung für die Forstwirtschaft 

Keine Naturkatastrophe hat die deutschen Wälder in der jüngeren Vergangenheit so durchgerüttelt wie das Orkantief Kyrill. Am 18. Januar 2007 gingen bundesweit 37 Millionen Kubikmeter Holz zu Boden. In Rheinland-Pfalz zwei Millionen Kubikmeter. Fast auf den Tag genau zehn Jahre danach, schickte am vergangenen Freitag Sturmtief „Egon“ seinen kräftigen Atem über das Land. Die zunehmenden Witterungsextreme und der Klimawandel machen den Forstleuten Sorge. Diesmal sind die Wälder aber mit einem blauen Auge davongekommen.

Nach ersten Erhebungen des Forstamtes Adenau halten sich die aktuellen Schäden durch „Egon“ im Rahmen. „Gott sei Dank kein Vergleich zu Kyrill vor zehn Jahren“, so Forstamtsleiter Winand Schmitz. Bei Böen von über 100 Kilometer pro Stunde sind diesmal vor allem einzelne Bäume zu Fall gekommen. „Wir arbeiten zunächst daran die Wege wieder frei und sicher begehbar zu machen“, erläutert der Forstmann die Strategie. Das kann noch einige Tage dauern. Gefahren beim Waldbesuch bestehen weiterhin  durch angeschobene Bäume. Auch Schneelast oder Eisanhang sind tückisch. Sie können jederzeit zu Astabbrüchen oder zum Umknicken von Bäumen führen. „Erholungssuchende sollten den Wald aktuell nur mit großer Vorsicht betreten“, rät Winand Schmitz. Im Zweifel empfiehlt es sich, den Winterspaziergang in die offene Landschaft zu verlegen.

Klimawandel – Herausforderung für die Forstwirtschaft

Häufigere Extremwetterereignisse wie Stürme, Hitze oder Trockenheit und steigende Durchschnittstemperaturen – die ersten Anzeichen des Klimawandels sind nach Ansicht von Dr. Ulrich Matthes vom Klimakompetenzzentrum Rheinland-Pfalz bereits deutlich spürbar.  Der Wissenschaftler aus Trippstadt sieht die Forstwirtschaft vor großen Herausforderungen.  „Die Auswirkungen auf den Wald sind insofern gravierend, als sich die Klimaveränderungen in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit vollziehen. Dies ist deshalb problematisch, weil Bäume sehr langlebig und ortsfest sind. Sie sind damit nur schwer in der Lage, sich an schnelle Umweltveränderungen anzupassen“, erklärt Matthes. Damit wird nicht nur der einzelne Baum geschwächt, sondern das gesamte Waldökosystem gestört.

Trockenheits- und Sturmschäden bringen neben dem wirtschaftlichen Schaden zusätzliche Gefahren mit sich. Geschädigte oder umgestürzte Bäume bieten einen idealen Brutraum für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Das Holz muss deshalb unverzüglich aufgearbeitet werden. Die Aufarbeitung von Sturmholz gehört aber zu den gefährlichsten Tätigkeiten bei der Waldarbeit. Der Einsatz der Säge zwischen den unter Spannung stehenden Stämmen ist lebensgefährlich und erfordert den Einsatz von geschultem Personal.

Die Mischung macht´s

Im Rahmen des naturnahen Waldbaus arbeiten Forstleute und Waldbesitzende bereits seit Jahren daran, die Wälder auf den Klimawandel vorzubereiten. Labile, nicht standortgerechte Fichtenwälder werden nach und nach in arten- und strukturreiche Mischwälder überführt. Dies geschieht durch Vorausverjüngung oder Wiederaufforstung mit standortgerechten und klimastabilen Baumarten. Dazu zählen etwa Buche, Bergahorn, Weißtanne oder Douglasie. „Der Mischwaldanteil in Rheinland-Pfalz beträgt heute bereits 82 Prozent und die Buche ist wie von Natur aus wieder häufigste Baumart“, kann Amtsleiter Winand Schmitz bereits Erfolge forstlicher Anstrengungen vermelden. In den nächsten Jahren soll der Mischwaldanteil im Staatswald weiter ausgebaut werden. Gemischte Wälder sind den vielfältigen Herausforderungen und Risiken der Zukunft am Besten gewachsen. Fallen einzelne Baumarten aufgrund von Extremereignissen, neuartigen Krankheiten oder Pilzen aus, wie die Fichte, die Esche oder die Ulme, können andere Baumarten diese Lücke ausfüllen.

Weitere Informationen zum Thema Wald unter www.adenau.wald-rlp.de

 

 

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