Pferd ist wieder da!

kessie_portrait

Neuerburg. Seit Sonntag, dem 25.09.2016, ca. 20.45 Uhr wurde die Stute Kessie vermisst. Das Pferd wälzte sich vermutlich im Weidepaddock, berührte dabei den Elektrozaun, geriet auf die andere Seite des Zauns und rannte in Panik davon. Gefangen in einem Dornengestrüpp wurde das Pferd am 5. Tag seines Verschwindens gefunden.

Die Stuten Kessie und Joy waren für die Nacht untergebracht auf der Wanderreitstation in Berkoth/Burscheid Nähe Neuerburg, in zwei Einzelpaddocks gegenüber dem Wohnhaus, wo ihre Besitzerinnen zu Abend aßen und sich über den schönen Tag unterhielten.  Von draußen drang plötzlich Wiehern und Hufgetrappel durchs geöffnete Fenster, die Frauen sprangen zur Tür – beide Paddocks leer!

Am Elektrozaun war zu sehen, dass Kessie sich gewälzt und dabei die untere Litze runtergerissen hatte. Vermutlich geriet sie durch den Stromschlag in Panik und rannte in der Dunkelheit davon. Das zweite Pferd war jetzt allein, brach ebenfalls aus und suchte Kessie, fand sie aber wohl nicht und lief deshalb zurück zum Hof, suchte in der entgegengesetzten Richtung, lief wieder zurück zum Hof und konnte deshalb bald eingefangen werden.  Von Kessie fehlte seither jede Spur.

Noch am selben Abend fuhren die Frauen zusammen mit den Gastgebern alle Wege in der näheren Umgebung ab, und danach in der Nacht noch die komplette Reitstrecke des Vortags, die von Reipeldingen bei Daleiden über Arzfeld nach Burscheid ging. Sie nahmen an, dass das Pferd im Zweifel nach Reipeldingen laufen würde, wo es zu Hause ist. Ohne Erfolg!

Am nächsten Tag wurden noch einmal bei Tageslicht alle Wege rund um Burscheid sowie die ganze Strecke des Vortags kontrolliert, in der Hoffnung, das Pferd irgendwo auf einer Wiese zu finden, wo es die Gesellschaft von anderen Pferden oder Rindern gesucht hätte. Spuren waren auf den gegenwärtig ausgetrockneten Böden keine zu finden. Daraufhin konzentrierte sich die Suche am folgenden Tag auf die Höhen rund um das bewaldete Talsystem bei Burscheid, wo ausgedehnte Weiden und abgeerntete Felder einen guten Überblick ermöglichen.

Mittwoch schließlich unterstützte Uwe Junge von der Suchhundegruppe Vulkaneifel die Besitzerin von Kessie. Dessen Hunde können nicht nur vermisste Personen aufspüren, sondern sind auch dazu ausgebildet, nach einem entlaufenen Tier anhand seines Individualgeruchs zu suchen, seine Spur zu verfolgen und es aufzufinden. Alle Säugetiere, die über ein Fell verfügen (Hunde, Katzen, Schafe, Ziegen, Kaninchen und Meerschweinchen) können gesucht werden, da diese unaufhörlich kleinste Partikel, wie wir Menschen Schuppen, verlieren, die den Individualgeruch wiedergeben und an dem sich die Suchhunde während ihrer Suche orientieren.

Uwe Lukas präsentierte seinem Hund Benji eine Geruchsprobe des vermissten Pferdes von der Unterseite der Satteldecke, an der sich Schweiß, Haare und Hautpartikel befinden. Benji nahm daraufhin die Spur der Araberstute am Paddock auf, wo sie sich vor ihrem Verschwinden befand, und konnte der Fährte mehrere Kilometer folgen. Dabei stellte sich heraus, dass das Pferd zunächst den korrekten Weg Richtung Heimat genommen hatte, dann aber einen Abzweig verpasste und sich im Tal immer weiter nach Süden bewegte, bis sie schließlich kurz vor Fischbach wieder nach Norden abdrehte.

Bald darauf musste die Suche abgebrochen werden, da der Hund von der konzentrierten Arbeit erschöpft war. Für die Besitzerin von Kessie ist jedoch jetzt klar, dass ihr Pferd sich nicht in der ersten Panik irgendwo verletzt hat sondern weit genug gelaufen ist, um sich wieder zu beruhigen. Sie ist sicher, dass sich das Pferd seinen Weg sucht, dabei ausreichend Futter und Wasser findet und irgendwann auf andere Pferde oder Rinder stoßen wird, denen es sich als Herdentier gern anschließt.

Inzwischen hatten viele ortsansässige Reiter ihre Unterstützung zugesagt und suchten bei Ausritten aktiv nach dem verschwundenen Pferd, und alle Menschen, die sich im betreffenden Gebiet in der Natur bewegen – Landwirte, Jäger, Spaziergänger, Wanderer, Jogger, Mountainbiker – wurden gebeten, die Augen offen zu halten.

kessie_pause

Heute nun kam die erlösende Meldung: Der Jagdpächter des Reviers Burscheid, Karl-Heinz Broich, fand das Pferd heute Morgen in einem meterhohen Dornengestrüpp, aus dem es sich mit eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Nach den Spuren zu urteilen, muss es dort  schon einige Zeit gestanden haben.

Um es nicht zu beunruhigen, näherte er sich nicht weiter, sondern  informierte sofort die Besitzerin, die dann das Pferd mit der Stimme beruhigen konnte, während der Jäger zusammen mit dem Gastgeber der Wanderreitstation mit viel Arbeit  das Dornengestrüpp lichteten und das Pferd frei schnitten, bis es sich drehen und selbst herausspringen konnte.

Bis auf ein paar Kratzer scheint es sich nicht verletzt zu haben, hat allerdings an Gewicht verloren. Um sich von den physischen und psychischen Belastungen der letzten Tage zu erholen, bekommt Kessie  jetzt eine Auszeit auf der Weide zu Hause bei ihrer Weidegefährtin und einer Extra-Portion Futter jeden Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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