Wird der Hahn-Verkauf zur Seifenblase ?

Foto: Eifelzeitung
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Hahn. Die Vorzeichen für einen ordentlichen – unter ehrenwerten Kaufleuten so üblichen – Verkauf des Flughafen Hahn sind nicht gerade vielversprechend. Es wird immer mysteriöser. Schon die untypisch kurzfristig einberufene  Pressekonferenz am vergangenen Sonntagnachmittag für den darauffolgenden Montagvormittag sorgte für reichlich Verwirrung, aber auch für besondere Aufmerksamkeit. Bemerkenswert war auch, dass Innenminister Lewentz die Nachricht vom Verkauf des Hahn’s auf den Anrufbeantworter von CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner,  ebenfalls erst am Sonntagnachmittag gesprochen hat.

Risikoeinschätzung höchst fragwürdig

Die Parameter sorgten jedenfalls bei den Beteiligten am Rednertisch nicht für zufriedene Gesichter.  Deutliche Parallelen zum Nürburgring-Verkauf sind unverkennbar. Wie eine so renommierte Beratergesellschaft wie KPMG zu solch einer Risikoeinschätzung kommen konnte, fragen nicht nur wir uns bei der Eifelzeitung. Sensibilisiert durch die dilettantischen Veräußerung des Nürburgrings hinterfragen inzwischen die meisten Journalisten, die sich mit diesem Thema befassen.

Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Blamage, als KPMG beim Nürburgringverkauf ein Fantasieangebot eines angeblichen Hongkonger Bieters über 275 Mio. Euro als solches für echt erkannt haben will.  KPMG gewährte diesem „Blender“  Zutritt in ein Datenarea, wo sämtliche vertraulichen Dokumente des Nürburgrings abgelegt waren.

Wenig Fakten, viele Ungereimtheiten

Bei der Pressekonferenz wurde zwar viel erzählt, aber es gab wenig nachvollziehbare Fakten. Innenminister Lewentz las seinen Text vom Papier ab. Über den Kaufpreis wurden nur Andeutungen gemacht. Auffallend deutlich war man bei den Millionenbeträgen, die nach dem Kauf bis 2024 an den Käufer seitens des Landes zu zahlen sind. Fakt ist, unter dem Strich ist der Verkauf für das Land ein absolutes Minusgeschäft. Wenn der Käufer tatsächlich den Kaufpreis von ca. 10 Mio. Euro bezahlt und alle Zusagen für Beihilfen ausschöpft, dann muss ihm das Land bis 2024 insgesamt noch 60 Millionen Euro zurückerstatten. Hier wird erneut D-Staatsvermögen regelrecht verschleudert.

SIT macht auch ohne Investitionsbeihilfen seinen Schnitt

Nach all den Informationen, die der Eifelzeitung per Heute vorliegen, wird sich der Käufer mit den 25,3 Mio. Betriebsmittelbeihilfen plus den 22 Mio. Sicherheitsleistungen begnügen. Das sind sozusagen Garantiesummen, die bis 2024 fließen werden. Auf weitere 22,6 Mio. Investitionsbeihilfe wird der Investor wahrscheinlich verzichten. Die gibt es nämlich nur, wenn er aus eigener Tasche die gleiche Summe am Hahn investiert. Also unter dem Strich muss der Käufer bis max. 2024 einfach nur abwarten. Dann hat er aus seiner Kaufsumme in Höhe von 10 Mio. Euro insgesamt 47,3 Mio Euro  vom Land erhalten und somit einen Gewinn von 37,3 Mio. eingefahren. Solche Bilderbuchrenditen gibt es nur in Rheinland-Pfalz!

Staatssekretär Stich: Hahn-Investor umfassend geprüft

Im Nachgang zur Pressekonferenz zum Verkauf der Landesbeteiligung von 82.5% an der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH wurden seitens der Presse verschiedentlich Anfragen zum Käufer gestellt. Innenstaatssekretär Randolf Stich teilt hierzu aufgrund von Informationen des Beratungsunternehmens KPMG, das den Verkaufsprozess begleitet hat, folgendes mit:

Käufer der Flughafen-Anteile ist die Shanghai Yiqian Trading Co. Ltd. (nachfolgend: „SYT“ genannt). Die SYT wurde am 14.11.2013 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach chinesischem Recht (Limited Liability Company) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Shanghai, Room No. 1716, No. 138, Pingxingguan Road, Zhabei District, Shanghai, China. Die Gesellschaft ist über den Chinesischen Unified Social Credit Code (91310106082084534B) und den Organization Code (08208453-4) identifiziert. Ihr rechtlicher Vertreter ist Dr. Chou You Tao, der an der Pressekonferenz am 06.06.2016 teilgenommen hat Das eingetragene Kapital der SYT beträgt 500.000 CNY (~ 70.000 Euro). Gesellschaftsgegenstand der SYT ist u. a. der Verkauf von und Handel mit Baumaterialien, Textilien und Elektronikprodukten.

Gesellschafter der SYT sind die drei natürlichen Personen Herr Zhu Qing (51% der Anteile), Herr Wang Kan („Kyle Wang“; 10% der Anteile) und Frau Wu Zhanqing (39%). Die Gesellschafter sind über ihre Reisepass-Nummer und die chinesische persönliche Identifikationsnummer ausgewiesen. Herr Kyle Wang hat als Gesellschafter der SYT an der Pressekonferenz am 06.06.2016 teilgenommen.

Investorenhintergrund: Die SYT ist über ihren Mehrheitsgesellschafter Herrn Zhu Qing und dessen Familie mit der Shanghai Guo Qing Investment Co. Ltd. („SGI“) verbunden. Die SGI wurde am 11.11.2015 gegründet und hat ihren Sitz in Shanghai, Room No 021, H Block, No 319, Minlei Road, New Pudong district, Shanghai, China. Die Gesellschaft ist über den Chinesischen Unified Social Credit Code (91310115MA1H74H87F) und den Organization Code (MA1H74H87) identifiziert. Ihr rechtlicher Vertreter ist Herr Zhu Qing. Das eingetragene Kapital der SGI beträgt 667 Mio. CNY (~ 79.8 Mio. US-Dollar). Gesellschaftsgegenstand der SGI ist Anlageverwaltung und Investitionsmanagement insbesondere im inländischen Bausektor. Gesellschafter der SGI ist die Familie Zhu mit 100% der Anteile.

Yangtze River Express: Bei Angebotsabgabe und erneut unmittelbar vor Unterzeichnung des Kaufvertrags hat SYT schriftliche Erklärungen der Yangtze River Express vorgelegt, wonach diese für den Fall des Anteilserwerbs durch SYT beabsichtigt, Frachtkapazitäten wieder über den Flughafen Frankfurt-Hahn abzuwickeln. Das letzte Schreiben datiert vom 20. Mai 2016 und ist von Herrn Zhong peng, Präsident Cargo Business, Yangtze River Express, unterzeichnet.

Kein Mensch kennt den Käufer

Ob dieses Papier einen Wert hat, wird sich zeigen. Schließlich hat Shanghai Yiqian Trading Co. Ltd. (SIT) dem indirekten Mitbieter  Yangtze River Express den Flughafen Hahn im Bieterverfahren vor der Nase weggeschnappt. Yangtze River Express ist die chinesische Frachtfluggesellschaft, die am Hahn war und ihr Aktivitäten im vergangenen Jahr dort eingestellt hat. Yangtze hat ihren Sitz in Shanghai und eine Basis auf dem Flughafen Shanghai-Hongqiao. Sie ist eine Tochtergesellschaft der HNA Group. Die HNA Group wiederum ist eine diversifizierte chinesische Unternehmensgruppe mit Sitz in Haikou auf der Insel Hainan, die hauptsächlich in den Branchen Luftverkehr und Tourismus aktiv ist. 2016 bot diese HNA Group beim Verkauf des Anteils vom Rheinland-Pfalz an der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (= Betreibergesellschaft des Flughafen Frankfurt-Hahn), unterlag jedoch als Bieter genauso wie die ebenfalls chinesische Firma Shanghai Yiqin Trading. HNA soll für den Hahn 1,- Euro als Kaufpreis geboten haben plus ca. 50 Mio. Investitionsvolumen innerhalb eines festen Zeitrahmens. Dieses Angebot fand keine Zustimmung.

Falschaussage?

Mr. Yu Tao Chou  sagte bei der Pressekonferenz am Montag, dass er eine Pilotenlizenz besitzt und als Cargo-Pilot für die Yangtze River Express Airline in der Vergangenheit den Hahn angeflogen hat. Die Aussage des Generalbevollmächtigten Mr. Yu Tao Chou von SYT: man stünde bereits seit längerem mit Yangtze River Express in Kontakt und werde versuchen die Transportairline wieder an den Hahn zurückzuholen, bestätigte sich offensichtlich nicht.

Wer ist SIT?

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Mr. Yu Tao Chou, Foto: Eifelzeitung

Mr.Yu Tao Chou hat zwar dem Innenministerium ein Schreiben vorgelegt, das angeblich vom Präsident der Yangtze River Expresse entsprechend bekundet und  unterschrieben war. Auf Nachfrage der Presseagentur dpa hieß es allerdings in Peking, dass man keine Ambitionen habe, wieder an den Hahn zurückzukehren. Es kommt noch besser. Bei Yangtze River Express kennt man weder die Firma Shanghai Yiqian Trading Co. Ltd. (SIT), noch den Generalbevollmächtigten Mr. Yu Tao Chou von SYT.

Chinese entpuppt sich als Taiwanese

Auch dem Personalchef von Yanktze River Express  ist die Firma SYT nicht bekannt. Der Personlachef hat aber nach Überprüfung seiner Personalunterlagen bestätigt, dass Mr. Yu Tao Chou in der Vergangenheit als Pilot für Yangtze River Express im Einsatz war und noch immer bei Yanktze River Express angestellt sei. Allerding ist Mr. Chou kein Chinese, wie ursprünglich vorgestellt. Mr. Chou besitzt einen taiwanesischen Pass.

Auch die Unterstützer kennt niemand

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Hahn-Käufer und Unterstützerfimren,Foto: Eifelzeitung

Auf die Frage, wer ihn beim Kauf des Flughafens unterstützt, wurde ein handgeschriebenes Plakat gezeigt, auf dem unter anderem die Firmennamen Shanghai Guo Qing Investment Co. aus Shanghai und die Firma Guo Qing Qin Huang Island stand. Erstgenannte soll in China ein führendes Bauunternehmen speziell im Flughafenbau sein. Guo Qing Qin Huang Island soll angeblich als Dienstleister auf Flughäfen spezialisiert sein. Branchenkenner aus China, die selbst im Flughafenbau beschäftigt sind, kennen beide genannten Firmen nicht. Selbst im chinesischen Internet findet man keinerlei Informationen über diese Firmen. Auch weisen chinesische Beobachter in Peking auf die Tatsache hin, dass über den Flughafenkauf keine Silbe in den staatlich kontrollierten Medien Erwähnung fand.

 

 

 

 

 

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