Erwin Utters: Gedenken

von Herbert Schneider OFM

Erwin Utters

Erwin Utters war Pfarrer und stammte aus Dockweiler, geboren am 25. März 1933. Er verstarb am 16. Juli 2015 in Koblenz. Die ungewöhnliche Beerdigungsfeier von über zwei Stunden mit Gebet und mehreren Ansprachen in einer übervollen Kirche am Donnerstag, dem 23. Juli 2015, um 11:00 Uhr, in der Kirche St. Martin in Koblenz-Pfaffendorferhöhe, zeigte die Bedeutung und Beliebtheit des Verstorbenen. Erwin Utters wurde auf dem Friedhof Bienhornhöhe in Koblenz-Pfaffendorferhöhe beerdigt.

Seine Eltern führten das Geschäft der Bäckerei Utters in Dockweiler, die heute von den Nachkommen weitergeführt wird. Die Bäckerei und die Familie waren ein Ort nicht nur des Verkaufs, sondern der Begegnung der Menschen im Ort, gerade auch getragen von einer natürlichen und weltoffenen Frömmigkeit der Eltern, was auf die Kinder wirkte, nicht nur auf Erwin, sondern auch auf seinen Bruder Josef, der Franziskanerpriester unter dem Ordensnamen Matthias wurde. Auch sein Bruder Herbert war von Jugend an Jugendführer in der Kirchengemeinde und seine Schwester Christel lebte dieselbe Haltung des Glaubens.

Erwin Utters besuche die Volksschule in seinem Heimatort Dockweiler. Bis zur Mittleren Reife war er am Progymnasium in Gerolstein. Nach dem Abitur im Jahre 1952 am Regino-Gymnasium in Prüm studierte Erwin Utters Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Fakultät in Trier. Er war Mitglied des Bischöflichen Theologenkonviktes in Trier und wurde am 4. August des Jahres 1957 in Trier von Bischof Matthias Wehr zum Priester geweiht.

Er war bekannt für seine Radioansprachen. Auch hatte er einige kleine Bücher zum Glauben geschrieben und war beim Hörfunk tätig. Auf seine Initiative erschien in der Rheinzeitung ( RZ ) die Kolumne „Fixpunkt“, deren Autor er viele Jahre war.

Erwin Utters war Kaplan zunächst von 1958- 1962 in Koblenz St. Kastor und dann von 1962 bis 1964 In St. Matthias in Neuwied. Danach war er Militärpfarrer von 1964 bis 1966 in Mayen und von 1966 bis 1972 für die Standorte auf der Koblenzer rechten Rheinseite. Er war gleichzeitig beauftragt, die Gemeinde St. Martin in Koblenz-Pfaffendorferhöhe zu gründen und den Neubau von Kirche und Kindergarten zu betreiben. Vom Jahre 1972 an war er 33 Jahre Pfarrer in dieser neu errichteten Pfarrei St. Martin in Koblenz-Pfaffendorferhöhe, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2005. Er hielt aber noch weiter Gottesdienste in St. Martin. Als wichtigste Station seines Lebens sah er den Aufbau dieser „seiner“ Gemeinde St. Martin in Koblenz.

Er hatte kein eigenes Pfarrhaus und lebte inmitten seiner Gemeinde. Die Kirche trägt bis heute gerade in der Inneneinrichtung die pastorale Auffassung von Erwin Utters, der einmal sagte: „Unser Beruf findet die Erfüllung nur in der Gemeinschaft“. Demgemäß ist die Kirche im Innenraum so eingerichtet, dass sie Gemeinschaft fördern möge. Gemeinde erleben und erfahren, war sein Herzensanliegen.

In der Kirche steht der Altar frei. Der Priester tritt aus dem Kreis der Gläubigen zum Altar, um seinen Dienst zu tun. Offenbar wollte er deutlich machen, dass das Volk nicht vom Altar abgesperrt ist, sondern einbezogen, nicht Distanz des göttlichen Mysteriums, sondern Vermittlung und Beteiligung des Volkes Gottes. Ein Sprecher sagte, dass Erwin kein kultischer Priester war, sondern Seelsorger des Wortes, in Ermutigung, Tröstung, Lebensförderung ein Priester der Begegnung. Sein Glaube artikulierte sich vom Leben her, aber nicht äußerlich, sondern – wie Erwin sagte: „Veränderung geht nur von innen!“ Viele Menschen erfuhren durch diese Weise der Glaubensvermittlung konkrete Lebenshilfe und Orientierung für ihr Leben. Ihr Dank zeigte sich an der ungewöhnlich großen Teilnahme am Abschiedsgottesdienst in St. Martin.

Stets hatte sich Erwin Utters die Aufgabe gestellt, sich dem Zeitgeist zu stellen und sich in seinen Gottesdiensten aus der Sicht des Glaubens mit den Lebensfragen der Menschen zu befassen, indem er von aktuellen und gesellschaftlichen Fragen ausging und sie mit der christlichen Botschaft verband. Er sagte es einmal: „Es ging und geht mir darum, die christliche Botschaft für die Menschen unserer Tage so zu sagen, dass sie als Lebenshilfe verstanden wird.“ Manche nannten es eine „Theologie von unten“, d.h. vom Menschen.
Beim beeindruckend gut besuchten Gottesdienst zu seiner Verabschiedung sprachen mehrere Personen, dass sein Pastoralkonzept nicht ein Plan war, sondern der konkrete Mensch, was sich auch in seinen Predigten zu Lebensmut und Freiheit, verbunden mit seinem Humor zeigte. Er war bemüht, in seiner Seelsorge den Menschen Orientierung und Licht zu schenken, wie ein Vortragender betonte. Jemand sagte: „Demütig, mit gesenktem Haupte, ging er mit dem Kopf durch die Wand“, um sich für deine Pfarrmitglieder einzusetzen in Kirche und Staat. Der Priester sei kein Funktionär, vielmehr stehe er im Dienst am Menschen.

Wichtig war ihm, die persönliche Betroffenheit der Gottesdienstteilnehmer/innen zu bemerken und zu achten: „Keiner soll sich ausgeschlossen fühlen!“, sagte er und berief sich darauf: „Jesus war ein Mensch wie ein Mensch“, wie es auch an einer Wand der Kirche geschrieben ist. Liebe, Barmherzigkeit und Freiheit waren seine zentralen Themen. Diese an den Lebensfragen und Lebensproblemen des heutigen Menschen bezogene Verkündigung fand ein großes Echo bei den Menschen, auch bei jungen Menschen, ja auch bei kirchenfernen Menschen.

Dies ging auch über die Grenzen seiner Pfarrei hinaus zu den Christen in der sog. Dritten Welt, wie nach Peru und Chile in Südamerika, was von ihren Vertretern eigens mit Dank betont wurde, ebenso half er in Indien. Die von ihm initiiere Aktion „Reistag“ – einmal im Monat nur Reis essen zugunsten von Projekten für eine Indiogemeinde in Peru, für ein Kinderheim der Mutter Teresa in Tansania und für ein Bildungsprojekt in Indien brachte mehr als 1 Million Euro zusammen.

Sein letzter Gottesdienst in St. Martin war an Fronleichnam 2015. Er betonte wieder die Gemeinde als Lebensraum und Weggemeinschaft, wobei Jesus der Einladende ist. Daher ist auch der Gekreuzigte an der Wand hinter dem Alter jemand, der sich dem Menschen zuneigt.

Vor seinem Tode sage Erwin Utters, er habe großes Vertrauen, was kommt. Der Tod sei das Auftun unseres Innersten. Keine Angst brauchen wir vor dem Tod zu haben, denn der Mensch bewahrt seine Geschichte, da er von Gott erwartet wird!

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