Erzbischof Romero wird seliggesprochen

Trierer Weihbischof Leo Schwarz, Foto: Bistum Trier
Trierer Weihbischof Leo Schwarz, Foto: Bistum Trier

Eintreten für die Armen und Entrechteten

Erzbischof Romero wird seliggesprochen – Trierer Weihbischof nimmt an Feier teil

Trier/San Salvador – Am Samstag, 23. Mai, wird Erzbischof Oscar Arnulfo Romero in El Salvador seliggesprochen. Der 1980 am Altar einer Kapelle in der Hauptstadt San Salvador erschossene Erzbischof wird damit von der Kirche offiziell als Märtyrer anerkannt. Für die Deutsche Bischofskonferenz reist der emeritierte Trierer Weihbischof Leo Schwarz zur Seligsprechung in das mittelamerikanische Land. Er hat Oscar Romero persönlich gekannt und war mit ihm über seine weltkirchliche Arbeit viele Jahre verbunden. „Für viele Christen in Lateinamerika ist Romero schon lange ein Heiliger“, erklärt Weihbischof Schwarz. „Nun hat der Vatikan den Seligsprechungsprozess zu einem guten Ende geführt.“ Aus Sorge vor einer politischen Vereinnahmung von Romero durch die politische Linke in dem polarisierten Land sei der Prozess immer wieder ins Stocken geraten.

1970 wurde Romero zum Weihbischof in der Erzdiözese San Salvador ernannt, 1977 erfolgte die Berufung zum Erzbischof der Diözese. Nur wenige reiche Familien und das Militär bestimmten damals die Politik des Landes. Kurz nach seiner Ernennung kam es zu massiven Wahlfälschungen. Bei anschließenden Protesten wurden etliche Menschen ermordet, unter anderem Pater Rutilio Grande, dem Romero nahe stand. Sein Tod machte aus Romero einen entschiedenen Anwalt für die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Im Oktober 1979 putschten Teile des Militärs gegen die Regierung; neben der sozialen Spaltung des Landes nahmen die Menschenrechtsverletzungen deutlich zu. Willkürliche Verhaftungen, Folter und politische Morde prägten die Stimmung im Land. „In dieser Situation benannte Romero die politisch Verantwortlichen. Er klagte die Großgrundbesitzer und die korrupten Militärs an und forderte ein Ende der blutigen Unterdrückung der Landbevölkerung“, erinnert sich Weihbischof Schwarz. „In seinen Predigten analysierte der Erzbischof die Situation des Landes. Es waren oft lange Predigten, manche dauerten zwei Stunden. Romero machte sich zur Stimme derer, die keine Stimme hatten. Die Predigten wurden vom katholischen Radio übertragen und waren die meist gehörte Radiosendung des Landes“, sagt Weihbischof Schwarz.

Nach der Ermordung des Erzbischofs eskalierte die politische Gewalt in El Salvador zu einem Bürgerkrieg zwischen der nach rechts gerückten Regierung und der linken Guerilla-Einheitsfront „FMLN“. Der Bürgerkrieg dauerte elf Jahre; rund 70.000 Menschen wurden Opfer politisch motivierter Gewalt. Weihbischof Schwarz, der zusammen mit dem Geschäftsführer von Adveniat, Prälat Bernd Klaschka, an der Feier zur Seligsprechung von Oscar Romero teilnimmt, unterstreicht die weltkirchliche Bedeutung des neuen Seligen: „In einem Land und einer Zeit, in der ein Wort über Leben und Tod entscheiden konnte, verkündete er das Evangelium. Das kann uns alle ermutigen, nicht müde zu werden, für die Armen und Entrechteten unserer Tage einzutreten.“

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