Manfred Hammes

Journalist, Schriftsteller und Filmemacher aus Neuerburg

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Manfred Hammes

Es gibt zahlreiche Bezüge des Schriftstellers und Journalisten Manfred Hammes zu anderen „Kindern der Eifel“ – nicht nur, dass Clara Viebig zu seinen Lieblingsautorinnen zählt. Der Historiker Emil Zenz hat den Jurastudenten mit dem Wahlfach Rechtsgeschichte auf das Schicksal des als Hexenmeister verbrannten Trierer kurfürstlichen Rates Dietrich Flade aufmerksam gemacht. Das war der Anstoß zu Hammes‘ erstem Buch über „Hexenwahn und Hexenprozesse“, von dem bereits nach wenigen Monaten über zwanzigtausend Exemplare verkauft wurden. Mit diesem Erfolg war Hammes für die Juristerei verloren, „glücklicherweise“ wie sein Vater meinte. Er begann seinen Berufsweg nach einem journalistischen Volontariat als Redakteur und Lektor in einem Fachverlag. Bald war er Chefredakteur von Zeitschriften aus so unterschiedlichen Bereichen wie Kriminalistik, Elektronik und Sicherheitstechnik. Als Hammes später als Verlagsleiter zu einem mittelbadischen Tageszeitungsverlag wechselte, charakterisierte ihn sein damaliger Verleger mit einer Formulierung, die der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch an sich den Niederrheinern vorbehalten hatte: „Weiß nix, kann aber alles erklären.“

Hammes, Jahrgang 1950, ist in Neuerburg im Eifelkreis aufgewachsen, wo sein Vater nach dem Krieg als Amtsrichter tätig war. Sein Abitur legte er am Trierer Hindenburg Gymnasium ab, an dem der Historiker Zenz wenige Jahre zuvor noch als Oberstudiendirektor gewirkt hatte. Nach der Tageszeitung folgten zehn erfolgreiche Jahre als Geschäftsführer in einem der führenden Verlagskonzerne, der Medien Union. Hier hat Hammes unter anderem den größten deutschen Corporate Publishing Verlag mit über zweihundert Mitarbeitern aufgebaut. Für Kunden wie Bayer, Deutsche Bank, Telekom und BMW bis zur Bundesagentur für Arbeit wurden digitale und Printmedien produziert. „Hört auf im See nach Fischen zu tauchen, sondern geht nachhause und knüpft ein Netz“, war Hammes nicht nur zu jener Zeit den Ratschlägen des spanischen Jesuiten und Moraltheologen Baltasar Gracián gefolgt. Graciáns Schrift „Handorakel der Weltklugheit“ ist auch heute noch jeder Führungskraft zu empfehlen.

Nach zehn Jahren Medien Union und weiteren Büchern – etwa über die Amazonen in der griechischen Mythologie – sowie regelmäßiger Vortrags- und Vorlesungstätigeit an Verwaltungshochschulen und an Firmenakademien standen die materiellen Dinge nicht mehr im Vordergrund. Hammes ging für mehrere Jahre nach Südfrankreich. Zwischen Nîmes und Montpellier restauriere er mit alten Baumaterialien ein Haus aus dem 17. Jahrhundert und revitalisierte auch die zugehörigen Rebflächen.
Parallel zur Arbeit an Haus und Weinberg begannen die Recherchen für literarische und kulturgeschichtliche Reiseführer über das Languedoc, die Provence und das Tal der Loire. Zwanzigtausend Kilometer und zwei Jahre später lagen die Ergebnisse vor, verlegt bei Wunderhorn und Insel/Suhrkamp. Obwohl die Bücher bisher nur in deutsch vorliegen, wurde eine französische Filmproduktionsfirma aufmerksam und beauftragte Hammes mit einer Serie von Dokumentarfilmen für das französische Fernsehen, die unter dem Titel „Literarische und gastronomische Spurensuche“ (Les Mots à la Bouche) ausgestrahlt werden.

Die vor den Nazis ins französische Exil nach Marseille geflüchtete Schriftstellerin Anna Seghers hat den Roman „Transit“ geschrieben. Mit ihrem Sohn Pierre Radvanyi hat sich Hammes auf die Suche nach dem Restaurant begeben, in dem der damals 16-jährige seine erste Pizza aß und enttäuscht war, daß es kein süßer Kuchen, sondern ein mit Sardellen und Oliven belegter Teigfladen war. Diese Pizzaria Cassaro existiert bis heute. Mit der deutschen Autorin Birgit Vanderbeke spricht Hammes über deren Trüffelhund und den Roman der „Wundersamen Karriere der Frau Choi“, in deren die falschen Pilze essen und hinterher tot sind. Literatur und Gastromie sind Dauerbrenner in Frankreich, die Hammes so immer wieder neuen Stoff für weitere Filme liefern werden.
Hammes ist heute Geschäftsführer einer Agentur für Standortmarketing (WRO GmbH) und in verschiedenen Aufsichtsräten von deutsch-französischen Stiftungen und Institutionen tätig, so bei der Fondation Entente Franco-Allemand und dem Kulturportal Szenik.

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