Stimme der Opfer – seit 40 Jahren

Der WEISSE RING tritt bis heute für Rechte und Belange von Kriminalitätsopfern ein

Der WEISSE RING wird 40 Jahre alt. Die heute größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität wurde am 24. September 1976 in Mainz von 17 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen – darunter der bekannte Journalist und Moderator von „Aktenzeichen XY…ungelöst“ Eduard Zimmermann. „Damals wie heute steht der WEISSE RING dafür, Opfern eine Stimme zu geben“, sagt Karl Kopf, Außenstelleiter beim WEISSEN RING im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

Denn häufig leiden Opfer noch jahrelang nicht nur körperlich, sondern auch seelisch unter den Folgen einer Straftat. Der WEISSE RING hat es sich zur Aufgabe gemacht, die rechtliche und soziale Situation von Kriminalitätsopfern zu verbessern. In 40 Jahren wurde bereits viel erreicht: So hat sich nicht nur die finanzielle Unterstützung für Kriminalitätsopfer seitens des Staates verbessert. Opfer haben auch im Strafprozess mehr Rechte als früher und Anspruch auf umfassende und sensible Betreuung nach der Tat. „Getan ist unserer Arbeit aber noch lange nicht“, sagt Kopf. Denn zum einen sei die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten seit 1976, dem Gründungsjahr des WEISSEN RINGS, um fast 99 Prozent gestiegen. Zum anderen drehe sich in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung zu häufig noch immer alles um den Täter, das Opfer bleibe in seiner Not, mit seinen Belangen und Bedürfnissen außen vor. „Hier gegenzusteuern, ist eine Kern-Aufgabe unseres Vereins“, so Kopf.

Vielen hunderttausend Kriminalitätsopfern und ihren Angehörigen konnte der WEISSE RING bereits helfen: Seit Bestehen des Vereins wurden insgesamt mehr als 353.000 materielle Hilfeleistungen erbracht (Stand: Juni 2016). Für Opferbetreuungsmaßnahmen wie Umzugshilfen, Hilfeschecks für anwaltliche oder psychotraumatologische Erstberatungen oder rechtsmedizinische Untersuchungen wurden mehr als 204 Millionen Euro bereitgestellt (Stand Juni 2016). Auch vor Ort, im Landkreis Bernkastel-Wittlich konnten die 13 Mitarbeiter des WEISSEN RINGS viel bewegen und innerhalb eines Jahres 60 Menschen in Not mit Rat und Tat zur Seite stehen.

In der Gesamtzahl gar nicht erfassbar sind die vielen zigtausend Stunden der ehrenamtlichen Hilfe, die die insgesamt rund 3.200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter in den bundesweit 420 Außenstellen erbringen: Sie leisten menschlichen Beistand, erörtern zusammen mit Betroffenen Hilfsmöglichkeiten, begleiten aber auch bei Gängen zur Polizei oder zu Gerichten, um als Vertrauensperson vor Ort zu unterstützen. Auch über das kostenlose und bundesweite Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS bieten Mitarbeiter unter der Rufnummer 116 006 täglich von 7 bis 22 Uhr Trost und Orientierung. Im Sommer 2016 hat der WEISSE RING darüber hinaus eine Onlineberatung eingerichtet, um einen zusätzlichen und anonymen Zugang zu seinen Hilfsmöglichkeiten zu schaffen. Neben der praktischen Opferhilfe und dem öffentlichen Eintreten für Kriminalitätsopfer sind die Helfer des WEISSEN RINGS aber auch auf dem Feld der Kriminalprävention aktiv, um Verbrechen bestmöglich vorzubeugen und zu verhindern, dass Menschen (erneut) Opfer von Straftaten werden.

Die tragende Säule des WEISSEN RINGS bildet bis heute bürgerschaftliches Engagement. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind das Rückgrat des WEISSEN RINGS“, betont Kopf. „Ohne ihren Einsatz wäre Opferhilfe in Deutschland nicht leistbar.“ Der Verein arbeitet seit seiner Gründung vollkommen unabhängig von staatlichen Finanzmitteln und finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. „Wenn es den WEISSEN RING nicht schon gäbe, müsste er erfunden werden – diesen Satz haben wir in den Jahren unseres Bestehens von vielen Menschen gehört, denen wir geholfen haben“, sagt Karl Kopf „Für uns ist entscheidend, ob wir helfen konnten, einen Weg zurück in ein normales Leben zu finden.“

 

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