EAZ-Serie Teil 2 – Elektromobilität

War das Thema in der Vergangenheit eher stiefmütterlich von der Deutschen Automobilindustrie behandelt worden, rückt die Elektromobilität seit dem Abgasskandal und den Betrügereien deutscher Automobilhersteller immer mehr in den Fokus. Die Eifel-Zeitung beschäftigt sich mit dem Thema in den nächsten Wochen.
Im 2. Teil beschäftigen wir uns mit den den unterschiedlichsten Transport-Elektrofahrzeugen.

Die Elektro-Busse, Kleinbusse und StreetScoter

Folgende Arten von E-Mobilen sollen hier Erwähnung finden: Busse, Kleinbusse und StreetScooter. Wie eingangs erwähnt, kann hier nur eine kleine Auswahl der vorhandenen und auch geplanten Modelle in kurzer Form beschrieben werden.

E-Busse
Hier herrscht – zumindest in Deutschland – noch die Auffassung vor, dass Elektrobusse zurzeit noch zu teuer, zu unsicher und zu aufwändig in der Wartung seien. Gründe, warum die Zahl der im Einsatz befindlichen E-Busse noch recht überschaubar ist. Zu den Kosten: Allein die Anschaffungskosten von Gelenk-Bussen mit Elektromotor können fast doppelt so hoch liegen wie bei vergleichbaren Dieselfahrzeugen. Konkret: Die von der Stadt Köln angeschafften E-Busse der Firma VDL aus den Niederlanden, die seit Dezember 2016 auf einer sieben Kilometer langen Strecke fahren, kosten pro Stück 695.000 Euro – 395.000 Euro mehr als ein vergleichbares Dieselfahrzeug.

Aber nicht allein die Anschaffungskosten sind der Grund für die aktuelle Zurückhaltung der Regierenden in den Rathäusern der Städte – auch die Wartungskosten der immer noch anfälligen Elektronik und die neu zu schaffende Infrastruktur (Ladestationen an den Endhaltestellen, auf den Betriebshöfen etc.) belasten den Haushalt anfangs stark. Neben Köln hatten sich im Jahr 2016 noch weitere 20 Städte E-Busse angeschafft, die auf Probestrecken getestet wurden – mit unterschiedlichen Erfolgen.

So hatte leider Berlin mit seinen vier Solaris Elektrobussen bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Von den 134 geplanten Einsatztagen waren alle Busse gemeinsam nur an 21 Tagen im Einsatz und an 57 Tagen kein einziger. Dass es sich aber bei den E-Bussen des polnischen Straßenbahn- und Omnibusherstellers um durchaus wettbewerbsfähige Modelle handelt, belegt beeindruckend die Kür zum „Bus of the Year 2017“ auf der IAA in Hannover.

Seit Mai 2017 sammeln die Berliner Verkehrsbetriebe Erfahrungen mit einem E-Bus des finnischen Herstellers Linkker (s. Kasten). Die 13 m langen Busse können vollgeladen und mit Platz für 80 Fahrgäste etwa 50 km weit fahren. Berlin will zusammen mit Hamburg ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse kaufen.

Groß im Geschäft mit Elektro-Bussen ist zurzeit auch ein chinesischer Hersteller, der im Jahr 1995 von einem Chemiker in Shenzhen gegründet und im Jahr 2010 vom US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Bloomberg Businessweek zum leistungsfähigsten Technologie-Unternehmen der Welt gewählt wurde: BYD – Build Your Dreams.

BYD baut natürlich nicht nur Elektrobusse, sondern u.a. auch die dafür notwendigen Batterien. Anders als viele andere Hersteller setzt BYD auf Eisen-Phosphat-Batterien, die nach eigenen Angaben zu 100 % unbrennbar seien. Die komplett recycelbaren Kraftpakete seien darüber hinaus auch noch bis zu 30 Jahre einsetzbar.

BYD überzeugt nicht nur die Verbraucher in China mehr und mehr, sondern schickt sich auch an, den europäischen Markt für Elektrobusse Schritt für Schritt zu erobern. So hat sich nach einer dreijährigen Testphase die Londoner Regierung für die E-Busse aus Shenzhen entschieden. Heute fährt in London die größte Elektrobus-Flotte Europas. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht eindrucksvoll die Einsatzgebiete der BYD-Busse:
Die über 12 m langen Elektrobusse mit einer Kapazität von 40 Fahrgästen seien weltweit die einzigen, so BYD, die als Massenprodukt gefertigt werden. Und der Bedarf an Elektrobussen allein in China ist groß: Waren bereits im Jahr 2015 mehr als 100.000 Elektrobusse im Einsatz, wurden im Jahr 2016 115.000 weitere zugelassen.

Neben diesen beeindruckenden Zahlen und den bereits – auch außerhalb Chinas – zu verzeichnenden Erfolgen von z.B. BYD halten sich die deutschen Hersteller – darunter Daimler Buses mit einem Marktanteil von 30 % weiterhin Nr. 1 bei den nicht reinen Elektrobussen – bei der Herstellung von E-Bussen noch zurück. So hat Daimler Buses zurzeit immerhin erste Versuchsträger im Einsatz – bis Ende 2018 soll dann der erste Elektrobus von Mercedes Benz in Serie gehen.

e.GO Mover

E-Kleinbusse
Ein Personentransporter anderer Art, welchen man am ehesten zu den Kleinbussen zählen kann, ist der e.GO Mover – konzipiert von dem StartUp e.GO Mobile. Bei der e.GO Mobile AG handelt es sich um ein aus einem Forschungsprojekt der Hochschule RWTH Aachen hervorgegangenes StartUp, welches im Jahr 2015 von Professor Günther Schuh (s. Kasten) gegründet wurde.
Der e.GO Mover, ausgestattet mit einem 150 kW starken Antriebssystem der Firma ZF aus Ludwigshafen, bietet Platz für maximal 15 Personen und ist konzipiert sowohl für den Personenverkehr als auch für Transportaufgaben. Mit einer Batteriekapazität von 70 kWh soll der Kleine 10 Stunden im Einsatz sein können. Ab Sommer 2018 soll der Mover (s. Foto) aus dem Hause e.GO Mobile verfügbar sein.

E-Bus-Ladesysteme
Elektrobusse, die als Linienbusse eingesetzt werden, werden häufig an den Endhaltestellen bzw. auf den Betriebshöfen aufgeladen. Hierfür haben die Hersteller Ladestationen unterschiedlicher Technik entwickelt. Die Bandbreite reicht hier von Ladeplatten für das induktive, berührungslose Aufladen, über Lademasten mit Kontaktarm für das Aufladen der Batterie auf dem Dach, bis zu Stromschienen, über die der Bus fahren muss.

StreetScooter

StreetScooter

Zu diesen kleinen bis mittelgroßen Nutzfahrzeugen (max. 5,8 m lang) soll eine Kooperation besonders erwähnt werden.Die in Aachen gegründete, mit der RWTH Aachen verbundene und mittlerweile zur DHL Group gehörende StreetScooter GmbH hat zusammen mit der Deutschen Post ein rein elektrisches Fahrzeug entwickelt, welches gezielt für die Anforderungen der Brief- und Paketzustellung geeignet ist. Der DHL StreetScooter (s. Foto) muss bis zu 300 Stopps und Anfahrvorgänge täglich bewältigen können – und das 300 Tage im Jahr. Der Kastenaufbau in robuster und einfacher Bauweise bietet genügend Ladevolumen für Briefe und Pakete und entspricht allen Sicherheitsstandards.
Seit Juni 2017 fahren bereits 40 StreetScooter der DHL Group durch Berlin. Durch die Elektroflotte werden in der Hauptstadt jährlich rund 150 Tonnen CO2 eingespart. Mit der Berliner Flotte ist die Zahl der insgesamt von der DHL eingesetzten Scooter auf rund 3.000 gestiegen. Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Post eCommerce – Parcel von Deutsche Post DHL Group, sagte hierzu: „Mit dem Einsatz unseres StreetScooters in Berlin untermauern wir unseren Anspruch, Motor der Elektromobilität und Marktführer in der grünen Logistik zu bleiben. Vor allem aber wollen wir Kundenwünsche bestmöglich bedienen. Neben Flexibilität beim Paketempfang und Schnelligkeit in der Zustellung spielt der Umweltschutz eine immer größere Rolle.“ Diese Aussagen werden auch untermauert von der Tatsache, dass mittlerweile allein im Stadtgebiet von Berlin 600 E-Bikes und 232 E-Trikes umweltfreundlich auf Tour sind.

Mit freundlicher Genehmigung
des INFOSAT Verlags aus Daun


BYD – Trusted around the World

www.byd.com

Prof. Dr. Günther Schuh studierte selbst an der RWTH Aachen von 1978 bis 1985 Maschinenbau und Betriebswirtschaft und ist seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik sowie seit 2004 Direktor des Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) an der Aachener Hochschule.
Schuh, Gründer und Vorstandsvorsitzender der e.GO Mobile AG, will mit den Entwicklungen und Fertigungen auf dem Gebiet der Elektromobilität der Industrie weiterhelfen. „Die können sehen, wie das bei einem „Kleinen“ funktioniert“, so Schuh in einem Interview mit der Aachener Zeitung.
Und Schuh weiter: „Denn hier manifestiert sich die Vision, die wir für den Aachen Campus haben: in einer horizontalen Vernetzung Industriepartner, Technologen, Forscher, Wissenschaftlicher zusammenzubringen, um mit ihnen direkt und schnell Dinge auf den Weg zu bringen.“


Bus of the year 2017

Der Solaris Urbino 12 electric wurde zum besten Stadtbus des Jahres 2017 gekürt. Es ist der erste Titel dieser Art für den polnischen Hersteller und gleichzeitig auch der erste Preis in der Geschichte dieser Veranstaltung für einen Batteriebus.
Busse von Ebusco, Irizar, Van Hool, Solaris und Mercedes traten zum Wettbewerb an. Die vier ersten Hersteller haben Elektrobusse vorgestellt – Mercedes wählte einen mit Erdgas betriebenen Bus.
Der Wettbewerb „Bus of the Year“ ist eine Veranstaltung, die seit 1989 regelmäßig den besten Stadtbus in Europa kürt. Veranstalter ist die ACE (Association of Commercial Vehicle Editors), ein Verband europäischer Herausgeber von Fachzeitschriften für Nutzfahrzeuge. Quelle: busnetz.de


Linkker

Das finnische StartUp entstand im Jahr 2007 aus einem Forschungsprojekt und konnte 2011 seinen ersten Elektrobus präsentieren. Die Aluminium-Karosserie ermöglicht ein geringes Gewicht gepaart mit einer guten Energieeffizienz. Die Batteriezellen sind auf dem Dach angebracht und können an Ladestationen schnell aufgeladen werden (3 Minuten für weitere 15 km). Neben dem Testbetrieb in Berlin sind in diesem Jahr rund 20 Linkker-Busse in Finnland und Dänemark im regulären Einsatz. Das StartUp kann zurzeit mehr als 300 weitere eBus-Bestellungen verbuchen.


Im Teil 3 nächste Woche (KW 41) stellen wir Ihnen Elektroautos vor.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen