Alfred Fettweis

– Pionier der Nachrichtentechnik aus Eupen

Alfred Fettweis kam am 27. November 1926 in Eupen als Sohn des Diplom-Landwirts Paul Fettweis (1886-1964) und der Apothekengehilfin Helene Hermanns (1899-1976) zur Welt; er hatte noch zwei Brüder. Sein Familienname deutet auf eine Herkunft der Familie aus der Gemeinde Vettweiß im Kreis Düren; die näher zurückliegenden Generationen waren allerdings in Eupen ansässig und trugen im deutsch-belgischen Grenzland vertraute deutsche und französische Nachnamen. Auffällig und eindrucksvoll ist die Fülle mathematisch und wissenschaftlich-technisch hoch begabter Menschen in seiner nahen Verwandtschaft. So war – um nur diese Beispiele anzuführen – sein Onkel, der ebenfalls in Eupen geborene Professor Ewald Fettweis (1881-1967), ein Mathematikpädagoge, der mit seinen Arbeiten zur Mathematikgeschichte ebenso Neuland betrat wie mit seinen Studien zur Bedeutung der Mathematik in unterschiedlichen Kulturen; letztere brachten ihm den Ruf eines „Vaters der Ethnomathematik“ ein. Dessen Sohn, also ein Vetter von Alfred, ist Günter B. Fettweis (geb. 1924), der als Professor für Bergbaukunde an der österreichischen Montanuniversität Leoben lehrte und sich international einen Namen als herausragender Experte für Bergbaufragen machte. Alfred Fettweis selbst wurde in seiner 1957 mit Janie Piaskoski geschlossenen Ehe Vater von drei Töchtern und zwei Söhnen, darunter der an der TU Dresden lehrende Professor für Nachrichtentechnik Gerhard Fettweis (geb. 1962).
Die mathematisch-technische Begabung und Neigung von Alfred Fettweis zeigten sich schon während seiner Schulzeit. In den Kriegsjahren 1943/1944, als sein Heimatort Eupen vorübergehend wieder zu Deutschland gehörte, nahm er an einem sechsmonatigen Lehrgang im Westerwälder Schulungslager Stegskopf teil. Dort wurde er in einem Kreis ähnlich Begabter mit den Grundlagen der Hochfrequenztechnik vertraut gemacht; aus dieser Elitegruppe gingen eminente Naturwissenschaftler und Techniker hervor, deren Wirken Jahrzehnte später zur wissenschaftlich-technischen Spitzenforschung in Deutschland beitrug. Nachdem Fettweis die finale Phase des Weltkriegs und kurze britische Kriegsgefangenschaft überstanden hatte, nahm er 1946 als Neunzehnjähriger das Studium der Elektrotechnik an der Katholischen Universität Löwen (Louvain) in Flandern auf. Nach dem Abschluss 1951 als Diplom-Elektroingenieur engagierte die Bell Telephone Manufacturing Company Fettweis als Entwicklungsingenieur. Rund ein Jahrzehnt lang arbeitete er teils in Belgien, teils in den USA, ehe er sich Anfang der sechziger Jahre endgültig in Richtung einer wissenschaftlichen Laufbahn orientierte. 1963 promovierte Fettweis an seiner früheren Universität in Löwen zum Doktor der angewandten Wissenschaften. Noch im gleichen Jahr wurde der hochqualifizierte Informationsspezialist, der bereits während seiner Zeit in der Industrie wichtige Beiträge zur Netzwerktheorie publiziert hatte, ordentlicher Professor für theoretische Elektrotechnik in Eindhoven. Vier Jahre später folgte die Berufung als Professor für Nachrichtentechnik an die zwei Jahre zuvor gegründete Ruhr-Universität Bochum, wo Fettweis zu den Mitgründern der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik gehörte. An dieser Hochschule, die am stärksten mit seinem weltweit ausstrahlenden Wirken verbunden ist, forschte und lehrte er rund ein Vierteljahrhundert lang. Der Weitergabe seines Wissens an den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs blieb Professor Fettweis auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1992 verbunden; so war er mehrere Jahre an der University of Notre Dame (USA, Indiana) Gastprofessor an der dortigen Abteilung für Computerwissenschaft und Ingenieurswesen.
Die Forschungsschwerpunkte von Fettweis lagen in den Bereichen Nachrichtentechnik, Systemtheorie und Signalverarbeitung, bei denen sich Grundlagenforschung und Anwendung eng durchdringen; einen Eindruck davon liefert nicht zuletzt sein 1990 erschienenes Buch „Elemente nachrichtentechnischer Systeme“. Am stärksten ist die Lebensleistung von Alfred Fettweis, auf den zahlreiche Patente zurückgehen, mit wegweisenden Innovationen im Bereich der Digitalfilter verbunden. Fettweis gilt als „Vater der modernen Wellendigitalfiltertechnik“, weil er die Entwicklung dieser Technik führend konzipierte und prägte. Für diese Pionierleistung und allgemein für sein herausragendes Lebenswerk in den Bereichen Elektrotechnik und Elektronik erhielt er 2008 in den USA den „IEEE Gustav Robert Kirchhoff Award“ – eine von vielen renommierten Auszeichnungen, die dem Westeifler zuteilwurden. Dazu zählen auch seine sechs Ehrendoktortitel in unterschiedlichen Staaten; den Reigen der Ehrendoktorwürden für den brillanten, weltweit anerkannten Spitzenforscher hatte 1986 die schwedische Universität Linköping eröffnet.
Professor Fettweis starb im August 2015 und wurde in Bochum-Querenburg beigesetzt. Eine außergewöhnliche Ehrung wurde ihm posthum zuteil, als ihm zum Gedenken 2016 in Montreal ein Symposium (Alfred Fettweis Memorial Sessions) abgehalten wurde, bei dem internationale Top-Experten aus seinen Forschungsgebieten sein Lebenswerk in Vorträgen würdigten.

Verfasser: Gregor Brand

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