Andreas Heinz

– Liturgiewissenschaftler aus Auw an der Kyll

Der Oktober wird in der katholischen Kirche seit Papst Leo XIII. (1810-1903) offiziell als Rosenkranzmonat begangen. Andreas Heinz hat sich nicht nur wissenschaftlich mehrfach mit Geschichte und Wert des Rosenkranzes befasst, auch der goldene Herbstmonat selbst ist mit seinem Lebensgang besonders verbunden. Erst kurz zurück liegt beispielsweise die am 10.10.2017 feierlich erfolgte höchst ehrenvolle Ernennung zum Ehrendomherrn der Kathedrale von Luxemburg. Ebenfalls auf einen 10.10. fiel ein zentrales Lebensereignis des Bauernsohns: 1968 wurde er in Rom durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Franjo Šeper (1905-1981), zum Priester geweiht. Schließlich der Tag der Geburt: Andreas Heinz kam am 3.10.1941 in Auw an der Kyll als Sohn der Eheleute Max Heinz und Barbara Gasper zur Welt. An die bäuerlich-katholische Dorfwelt der Südeifel, in der er aufwuchs, denkt er bis heute gern zurück.
Der Weg zum Gymnasium war damals für Eifler Bauernkinder selten und steinig. Weniger erstaunlich war, dass die entsprechende Lebensweichenstellung oft vom Dorfpfarrer ausging – in diesem Fall vom Auwer Pastor Felix Mertens. Durch Begabung und Fleiß schaffte es Heinz, in nur einem Jahr den gymnasialen Schulstoff dreier Jahre aufzuholen und gleich in die Untertertia des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Trier zu wechseln. Nach dem Abitur 1962 begann er das Theologiestudium in Trier. Ungewöhnlicherweise schickte das Bistum den vielversprechenden Studenten von der Kyll bereits nach einem Semester zum Weiterstudium nach Rom. Während des siebenjährigen Aufenthalts (1962-1969) wohnte er dort im Germanicum und erlebte das welthistorische Ereignis des Zweiten Vatikanischen Konzils aus nächster Nähe. Der Priesterweihe folgte ein zweijähriges seelsorgerisches Wirken in Gillenfeld, Strohn und – als Jugendseelsorger – im Dekanat Manderscheid. Dreißigjährig nahm Heinz 1971 in Trier ein Promotionsstudium auf, war gleichzeitig auch Seelsorger in Bitburg-Erdorf und arbeitete zudem halbtags beim Deutschen Liturgischen Institut in Trier. 1975 legte er das Resultat seiner Dissertationsstudien vor. Mit einer Arbeit über „Die sonn- und feiertägliche Pfarrmesse im Landkapitel Bitburg-Kyllburg der alten Erzdiözese Trier von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Danach begann die liturgiewissenschaftliche Laufbahn, in der Heinz zu einem herausragenden Vertreter seines Faches wurde. Bischof Bernhard Stein ernannte ihn zum Dozenten für Liturgiewissenschaft am Studienhaus in Lantershofen, 1979 wurde er Professor in Bochum, 1981 ordentlicher Professor für Liturgiewissenschaft in Trier. Heinz übernahm mit diesem Lehrstuhl, den er bis zur Emeritierung 2007 innehatte, die Nachfolge eines anderen Südeifler Liturgiewissenschaftlers von Weltruf: des Bitburgers Balthasar Fischer (1912–2001). Professor Heinz, der u. a. auch wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts war, festigte erfolgreich den glänzenden internationalen Ruf der Trierer Liturgiewissenschaft. Seine Leistungen wurden auf vielerlei Weise anerkannt, nicht zuletzt durch eine von zweien seiner Schüler, den Professoren Jürgen Bärsch und Bernhard Schneider, herausgegebene Festschrift zum 65. Geburtstag.
Das respektheischende Feld der Themen, die Heinz in seinen Hunderten von Veröffentlichungen wissenschaftlich behandelt, kann hier kaum ansatzweise beschrieben werden. Sein historischer Blick reicht von der Antike bis zur Gegenwart, seine Abhandlungen gehen liturgischen Grundfragen ebenso nach wie lokalen Erscheinungsformen. Ob es beispielsweise um „Syrische Spuren im spätantiken und mittelalterlichen Trier“ geht, „Papst Gregor der Große und die römische Liturgie“, „Sonntagsfrömmigkeit in der heutigen Liturgie der Syrisch-Maronitischen Kirche“ oder „Erste Spuren der St. Thomas-Verehrung im Kylltal und im Kloster Himmerod“: All dies sind Beispiele bemerkenswerter Bausteine aus einem Gesamtopus von Tausenden Druckseiten.
Der zutiefst eifelverbundene Professor, der seit Jahrzehnten wieder in seinem Geburtsort lebt, kennt aber nicht nur die Geschichte seiner Heimat aufs Vorzüglichste, sondern ist auch mit zahlreichen Menschen dort bestens persönlich bekannt. Dass er mit seinen Landsleuten Platt redet, versteht sich für ihn von selbst, zumal er auch allgemein den Kulturwert des Dialekts hervorhebt. Von den vielen Ehrungen, mit denen unterschiedliche Aspekte des Lebenswerks des Gelehrten aus Auw gewürdigt wurden, seien hier nur noch zwei erwähnt: 2014 ernannte Papst Franziskus ihn zum „Kaplan seiner Heiligkeit“ (Monsignore), 2016 wurde Heinz der Ehrenring des Deutschen Liturgischen Instituts verliehen. Auch diese beiden Ehrungen erfolgen ausgesprochen selten, was die Hochachtung für den Eifler Theologen unterstreicht. Angesichts all seiner wissenschaftlichen Leistungen sollte jedoch eine weitere Seite seiner Persönlichkeit nicht vergessen werden: Sein Sammelband: „DAHEEM. Eifeler Mundart. Eine Sammlung von Gedichten und Geschichten“ (Trier 2017) dokumentiert seine seit Jugendtagen bestehende Liebe zur Literatur und klugen Gedanken – zumal dann, wenn sie einen humorvollen Bezug zur Lebenswelt der Eifelheimat haben.

Verfasser: Gregor Brand

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