Armin Renker

Papierfabrikant,  Privatgelehrter und Schriftsteller aus Düren

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Armin Renker

Das Leben des 1891 in Düren geborenen Armin Renker stand auf einzigartige Weise ganz im Zeichen des Papiers. Als produktiver Autor und Privatgelehrter verfasste er Gedichte, Erzählungen, Märchen, Sach- und Fachbücher sowie zahlreiche Fachartikel. Als Unternehmer war er erfolgreicher Papierfabrikant, als Papieringenieur und Papierhistoriker forschte er über dieses so extrem wichtige Kulturprodukt. Vermutlich gab es im 20. Jahrhundert kaum jemanden in Deutschland, vielleicht sogar weltweit, der sich so umfassend mit den ökonomischen und kulturellen Facetten des Papiers gleichzeitig auskannte wie dieser Eifler. Würde es nicht etwas seltsam klingen, so könnte man sagen, dass diesem Sohn der Papierstadt Düren Papier schon in die Wiege gelegt worden war – und zwar überreichlich. Armin Renker war ein Sohn des Papierfabrikanten Gustav Renker (1848–1938), der unter anderem 1905 die Papierfabrik Zerkall, Renker & Söhne gegründet hatte. Dessen Ehefrau Addi Schoeller (1858–1947), Armins Mutter, war als Tochter des Papierfabrikanten Benno Vitus Schoeller (1828–1908) eine Enkelin Heinrich August Schoellers (1788–1863), der als Papierfabrikbesitzer auf Schoellershammer zu den großen Unternehmerpersönlichkeiten der Nordeifel zählt. Armin Renker stellte sich früh der Verpflichtung dieses eindrucksvollen Papiermacher-Erbes. Auf den Besuch des naturwissenschaftlich ausgerichteten Dürener Realgymnasiums folgte von 1909–1911 das Studium des Papieringenieurswesens an der TH Darmstadt, 1912–1913 die Weiterbildung an der École de Papeterie im französischen Grenoble, ergänzt anschließend um ein kaufmännisches Studium an der Handelshochschule Berlin.

Obwohl sich Renker nun gern um das väterliche Papierunternehmen gekümmert hätte, musste der protestantische Preuße 1914 dem Vaterland als Soldat dienen. Leutnant Renker überlebte den Weltkrieg als Frontkämpfer, ehe er 1919 als Inhaber und Geschäftsführer die Verantwortung für die Papierfabrik Zerkall übernahm, unterstützt von seinen Brüdern Max und Hans. Bei einem derart ausgeprägten „Papiermann“ wie Renker überrascht es kaum, dass auch seine Ehefrau aus diesem Milieu kam. 1920 heiratete er in Düren Elisabeth Schleicher, eine Tochter Otto Schleichers, der zu den Teilhabern der legendären Papierfirma Carl Schleicher & Schüll und der Papierfabrik Hahnemühle in Dasseln gehörte; die Söhne Klaus und Alfred Renker aus dieser Verbindung waren später ebenfalls als Papierfabrikanten tätig.

Sowohl für Renkers Papierfabrik Zerkall als auch für die Hahnemühle war die Produktion hochwertigster Büttenpapiere mittels einer Rundsiebpapiermaschine charakteristisch; die gefertigten Büttenpapiere begeisterten Künstler und Papierliebhaber weltweit. Zur Tätigkeit für den Familienbetrieb kam Renkers Engagement für allgemeinere Fragen der Papierproduktion hinzu. 1937 zählte er zu den Gründern des „Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker und -Ingenieure“, ein Jahr später war er maßgeblich an der Errichtung der „Forschungsstelle Papiergeschichte“ in der Gutenberg-Stadt Mainz beteiligt. Wie wichtig Papierforschung damals war, ergibt sich schon daraus, dass es in der deutschen Papierproduktion vor dem Zweiten Weltkrieg nicht weniger Beschäftigte als in der Automobilindustrie gab und die Papierindustrie an der Spitze des deutschen Exports stand.

Seit den zwanziger Jahren wurde unübersehbar, dass Renker nicht nur höchste Qualität beim Material Papier schätzte, sondern auch bei dem, was auf Papier gedruckt war. Er selbst trug mit literaturhistorischen Veröffentlichungen zum vertieften Verständnis von Schriftstellern wie Büchner, Jean Paul oder Hölderlin bei. Neben solchen gelehrten Texten verfasste Renker in bemerkenswerter Beständigkeit eigene Gedichte und Prosatexte. Der Prümer Germanist Dr. Josef Zierden hob Renkers Wertschätzung der Natur hervor. Ihm sei darin nichts zu klein oder unbedeutend: „Und alle erdenklichen Nuancen von Farbe und Klang werden sensibel registriert“. Die Liebe zu Papier und Literatur machte Renker zu einem ausgesprochenen Freund schöner Bücher. Armin Renker war nicht nur stellvertretender Vorsitzender der Kölner Bibliophilen-Gesellschaft, sondern ließ selbst bibliophile Drucke herstellen und trat als kenntnisreicher Sammler bibliophiler Werke hervor.

Nach dem Untergang des NS-Staats, dessen Vernichtungsterror sich besonders gegen die Juden, das sprichwörtliche „Volk des Buches“, gerichtet hatte, schloss sich der konservative Christ Renker der CDU an. Die britische Besatzungsmacht machte ihn 1946 zum Landrat des Kreises Düren. Während seiner zweijährigen Amtszeit galt sein Engagement neben der Bewältigung der allgemeinen Notlage besonders dem kulturellen Wiederaufbau; Schriftsteller und Wissenschaftler unterstützte er mit Papierspenden. Bis 1960 gehörte Renker dem Kreistag an. Man kann nur ahnen, was dieser 1961 verstorbene Hochmeister der Papierkultur von manchen heutigen Lobeshymnen auf E-Books und vergleichbare Entwicklungen gehalten hätte.
Verfasser: Gregor Brand

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