Franz Karl von Hompesch

Minister und Kanzler aus Oberelvenich

234_hompesch_18_15Während heutzutage Parteizugehörigkeit und Parteikarriere für die Übernahme eines Regierungsamts entscheidend sind, galten jahrhundertelang andere Maßstäbe. Zugehörigkeit zum Adel war ein grundlegendes Kriterium; in der Neuzeit kam immer stärker die besondere fachliche Qualifikation hinzu. Ein typisches Beispiel für dieses Zusammenspiel bildet die Biographie des 1735 auf Schloss Bollheim in Oberelvenich (heute Teil von Zülpich) geborenen Politikers Franz Karl von Hompesch.

Franz Karl war der Erstgeborene des Erboberjägermeisters und Generalbuschinspektors Johann Wilhelm von Hompesch und dessen Ehefrau Isabella von Bylandt-Schwarzenberg zu Rheydt. Zu Recht heißt es in der berühmten „Eiflia illustrata“ von Schannat-Bärsch: „Das alte noch blühende Geschlecht der von Hompesch stand in mancherlei Beziehung zur Eifel, besonders zur Abtei Prüm“. Aus dieser katholischen Adelsfamilie gingen viele namhafte Persönlichkeiten hervor, darunter belgische Industrielle und englische Generäle. Ein jüngerer Bruder Franz Karls war Ferdinand von Hompesch (1744-1805), Großmeister des Souveränen Malteserordens.

Nach Angaben des Hompesch-Experten Dr. Wolfgang Löhr kam Franz Karl 12-jährig als Page an den Hof Karl Alexanders von Lothringen nach Brüssel, der von dort aus als Gouverneur der Österreichischen Niederlande auch Teile der Eifel regierte. In Brüssel perfektionierte der junge Hompesch Umgangsformen und Französisch, die Sprache der damaligen Elite. Es folgten von 1745 bis 1748 Jurastudium in Wien und ein mehrjähriges Rechtspraktikum beim Reichskammergericht in Wetzlar. Neben den verschiedenen Positionen, die von Hompesch ab 1758 ausfüllte, bildete auch die Familie sein Lebenszentrum. 1759 heiratete er die Obristjägermeisterstochter Antoinette von Hacke (1736-1778); aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. 1775 wurde Hompesch zunächst Minister ohne Portefeuille am kurpfälzischen Hof in Mannheim, ein Jahr später Finanzminister.

In Mannheim, das unter Kurfürst Karl Theodor (1724-1799) eine Kulturstadt von europäischem Rang geworden war, galt Minister Hompesch bald auch in kulturellen Fragen als derjenige „auf welchen die ganze Sache ankömmt“. Für das im Aufbau befindliche Nationaltheater versuchte Hompesch, die Schriftstellergrößen Lessing und Wieland zu gewinnen, aber ohne dauerhaften Erfolg. Beide äußerten sich nicht nur abfällig über die angebliche Provinzialität der Mannheimer, sondern insbesondere Lessing geradezu feindselig gegenüber Hompesch. Dieser ließ sich dadurch jedoch nicht von seinem kulturpolitischen Kurs abbringen und fällte eine kulturgeschichtlich fruchtbare Entscheidung: Als der kurpfälzische Kurfürst Karl Theodor zusätzlich auch Kurfürst von Bayern wurde und 1778 seine Residenz nach München verlegte, billigte sein Minister Hompesch Finanzhilfen für das nun gefährdete Nationaltheaterprojekt, da nach seiner Überzeugung „ein gutes Nationaltheater in Mannheim zu errichten räthlich sei“. Auch dank dieser Unterstützung konnte 1782 in Mannheim Schillers weltberühmtes Werk „Die Räuber“ uraufgeführt werden.

Lessing und Wieland waren nicht die einzigen, die Probleme mit Hompesch hatten. Der Finanzminister, „der wegen seiner rigorosen Sparsamkeit weithin gefürchtet war“ (M. Embach) machte sich in München beim Adel unbeliebt, weil er dessen finanzielle Privilegien beschneiden wollte. Der Widerstand wurde so groß, dass Hompesch 1780 als bayerischer Finanzminister abgelöst wurde und wieder an den Rhein zurückkehrte. Er behielt zwar seinen Titel als „Wirklicher Staatsminister“, übte aber faktisch kein Regierungsamt mehr aus. Privat hatte er nach dem Tod seiner Frau in zweiter Ehe mit einer vermögenden 50-jährigen verwitweten Gräfin eine gute Partie gemacht.

Der religionskritische, von der Aufklärung geprägte Adlige pflegte einen standesgemäßen Lebensstil und schätzte den Kontakt zu Dichtern und Denkern. Politisch in die erste Reihe des Herzogtums Jülich-Berg trat von Hompesch im August 1794, als er dort Kanzler wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Herzogtum aufgrund des Vorrückens französischer Revolutionstruppen bereits in größten Nöten, die Kanzler Hompesch zur Flucht in rechtsrheinisches Gebiet zwangen. 1798 wurde er erneut als Finanzminister nach München berufen. Bereits ein Jahr später legte er dem neuen Kurfürsten Maximilian IV. ein Gutachten zur Sanierung der bayerischen Staatsfinanzen vor. Für weitere Initiativen blieb dem hoch angesehenen Finanzexperten keine Zeit mehr. Franz Karl von Hompesch verstarb im August 1800 in München; sein Gedenkstein trägt die Inschrift: „Ehrlich währt ewig“. Bereits 1806 wurde erneut ein Kind der Eifel bayerischer Finanzminister: Franz Karls Sohn Johann Wilhelm. In dessen kurze Amtszeit fielen grundlegende Neuregelungen, wie die Einführung der allgemeinen Steuerpflicht im Königreich Bayern. Als Johann Wilhelm von Hompesch 1809 mit 48 Jahren starb, wurde er neben seinem Vater in der Kirche St. Michael in Berg am Laim begraben. Auf seinem Gedenkstein steht: „Er lebte einzig seinem Könige, dem Staate, seinen Freunden, und starb Allen viel zu frühe.“

Verfasser: Gregor Brand

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