Frederick A. Schroeder

Frederick A. Schroeder
Frederick A. Schroeder

Bürgermeister von Brooklyn, Sohn einer Blankenheimerin

So wie die US-Westküstenmetropole San Francisco im 19. Jahrhundert mit Adolph Sutro ein ausgewandertes Kind der Eifel als Bürgermeister hatte, so auch die Ostküste: Frederick A. Schroeder wurde 1876 zum Bürgermeister (mayor) von Brooklyn gewählt – rund 20 Jahre, bevor Brooklyn zu einem der weltberühmten Stadtteile New Yorks wurde. Vor 1900 war Schroeder als Politiker und Geschäftsmann eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Bundesstaats New York.

Der 1833 in Trier zur Welt gekommene Friedrich Anton Schroeder war ein Sohn des Kaufmanns und Geometers Michael Schroeder und der 1793 in Blankenheim geborenen Salome Abel. Passend zu ihrem Geburtsort entstammte Schroeders Mutter der verwandtschaftlich eng vernetzten bürgerlichen Verwaltungselite der ehemaligen Herrschaft Manderscheid-Blankenheim. Ihr Vater Gabriel Abel stand als Regierungsrat in gräflich manderscheidisch-blankenheimischen Diensten, ihre Mutter Christina Heintzen/Heinzen war eine Tochter des gräflichen Kanzleidirektors Dr. Leonard Chrysanth Heintzen. Genealogisch auffällig an den Familien, die in vielfältigen Funktionen – vom Kanzleidirektor bis zum Förster – dieses manderscheidische Territorium verwalteten, ist ihr spezielles Verhältnis zum Grafenhaus: Die meisten Beamtenfamilien waren Abkömmlinge von Wilhelm von Manderscheid, einem unehelichen Sohn Graf Arnolds II. von Manderscheid-Blankenheim (1546-1614). Fast drängt sich der Eindruck auf, als sei diese durch Abstammung oder Heirat vermittelte Beziehung zur Grafenfamilie eine stillschweigende Voraussetzung für Führungsfunktionen gewesen.

In Trier gehörte die in der Brückenstraße wohnende Familie Schroeder-Abel zum gediegenen Bürgertum. Friedrich wurde mit acht Jahren Schüler am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium; sein Klassenlehrer in den unteren Klassen war der aus Meisburg stammende Priester und Professor Anton Servatii (1778-1852). Der junge Schroeder verließ das Gymnasium vorzeitig Ostern 1848, was mit krisenhaften Zuspitzungen in seiner Umgebung zu tun hatte. Die revolutionären Unruhen des Jahres 1848 erfassten auch Trier und griffen heftig in das Leben vieler Trierer Bürger ein. Hinzu kam im Hause Schroeder großes persönliches Unglück: Am 18. März 1848 starb Salome Schroeder, Friedrichs Blankenheimer Mutter. Ein Jahr später schloss sich Witwer Schroeder mit mehreren Kindern der großen Auswanderungsbewegung in die USA an. In der neuen Heimat Brooklyn arbeitete der noch minderjährige Frederick – wie er sich nun nannte – zuerst als Zigarrendreher, machte sich aber bereits als 19-Jähriger mit einem kleinen Tabakbetrieb selbständig.

Rund ein Jahrzehnt später tat er sich mit dem Bankier Isidore M. Bon zusammen; beide führten fortan die Firma Schroeder & Bon und leiteten die Germania Savings Bank. Schroeder entwickelte sich zu einem der anerkanntesten Tabakexperten der USA; es wird sogar vermutet, dass auch die neu eingeführte Produktion von Schattentabak auf ihn zurückgeht. 1868 stiegen Schroeder & Bon von der Zigarrenherstellung auf den Handel mit Tabakblättern um. Die Geschäfte liefen gut, Schroeder, der auch anderweitig unternehmerisch tätig war, wurde zu einem sehr wohlhabenden Geschäftsmann. Sein ausgezeichneter Ruf als ehrlicher Kaufmann trug dazu bei, dass er 1871 in Brooklyn zum „Comptroller“ gewählt wurde, wodurch er wesentliche Verantwortung für die Finanzverwaltung der Stadt erlangte. In diesem hohen Amt erwarb er sich den Ruf eines konsequenten Kämpfers gegen Korruption und unlautere Machenschaften, was ihm sowohl mächtige Gegner als auch große Sympathien in der Bevölkerung verschaffte.

Nach einem hitzigen Wahlkampf gewann er 1876 die Wahl zum Bürgermeister von Brooklyn und trat seine zweijährige Amtszeit an. Als Oberhaupt der wichtigen Ostküstenstadt blieb er dem Kurs treu, für den er bekannt war: saubere und möglichst effiziente Verwaltung. In die Amtszeit von Schroeder fielen die Eröffnung des Ocean Parkway ebenso wie wichtige Fortschritte beim Bau der Brooklyn Bridge. Nach Ablauf seiner Amtszeit verzichtete Schroeder auf eine Wiederwahl, ließ sich aber in den Senat des Staates New York wählen. 1881 zog sich Schroeder aus der Politik zurück und konzentrierte sich auf seine Unternehmen und ausgedehnten privaten Interessen. Aus seiner 1854 geschlossenen Ehe gingen sieben Kinder hervor; eine Urenkelin von Schroeders Tochter Adelaide ist die US-Autorin Mary Ames Mitchell, die 2005 ihre Familiengeschichte veröffentlichte. Schroeders Sohn Edwin beging 1902 Selbstmord. Der Vater erlebte diese Tragödie nicht mehr: Frederick A. Schroeder war im Dezember 1899 einer Lungenentzündung erlegen, die er sich bei der Beerdigung seiner Tochter Mary Jane zugezogen. Schroeder, über den C. A. Schieren, ebenfalls Bürgermeister von Brooklyn, sagte, er habe mehr geleistet als irgendein anderer Mayor der Stadt, wurde nach „fast fürstlichen Trauerkundgebungen“ im Green Wood Cemetery beerdigt. So beschrieb es der gebürtige Schweicher Moses Isay, als er 1901 im „Trierischen Archiv“ die Biographie des „Trans-Ozeaniers“ F. A. Schroeder  darstellte.

Verfasser: Gregor Brand

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