James Nicolaus Etteldorf

– US-Mediziner, Enkel eines Auswanderers aus Schwarzenborn

James Nicolaus Etteldorf
James Nicolaus Etteldorf

„Dr. Etteldorf war ein international anerkannter Kinderarzt“, heißt es ohne Übertreibung auf einer Website der University of Tennessee (Memphis). Die Familiengeschichte dieses herausragenden Mediziners, der 1909 in Lennox (South Dakota) als Sohn von Nicolaus Etteldorf und dessen Ehefrau Mary J. Wagner geboren wurde, führt in die Eifel zurück: Im Januar 1850 heiratete der 22-jährige Philipp Etteldorf aus dem Stoffels-Haus in Schwarzenborn die gleichaltrige Herforsterin Maria Billen. Noch im gleichen Jahr wurde ihnen die Tochter Katharina in Schwarzenborn geboren; 22 Jahre später kam als zehntes und letztes Kind der Sohn Nicolaus – Vater von Dr. James („Jim“) N. Etteldorf –  in Festina (Iowa) zur Welt. Den dazwischen liegenden Übergang zwischen alter und neuer Heimat markierte die Geburt des Sohnes Fred, der 1854 auf hoher See geboren wurde. Von den mehr als 50 Enkeln des Paares Etteldorf-Billen machte sich außer Jim Etteldorf auch sein Cousin Erzbischof Raymond Philip Etteldorf (1911–1986) einen Namen. Deren Etteldorf-Vorfahren waren im 18. Jahrhundert von der Biermühle bei Gransdorf nach Schwarzenborn gezogen; das verwandtschaftliche Umfeld konzentrierte sich auf die Mühlen, Höfe und Dörfer im Umkreis von Schwarzenborn und Oberkail.

Jim Etteldorf verbrachte seine Kindheit in seinem Geburtsort im einstigen Gebiet der Sioux-Indianer, wo bei vielen die Erinnerung an die Indianer-Kriege noch lebendig war. Frühe  pharmakologisch-medizinische Kenntnisse eignete sich der Farmersohn als Gehilfe im örtlichen Drugstore an; seine Wissbegier und Kenntnisse sprachen sich herum, und der ortsansässige Landarzt nahm ihn als Begleiter bei seinen Touren – zuerst noch mit Pferd oder Kutsche, dann mit einem Ford Modell T – aufs weite Land hinaus mit. Pharmazie bildete den Schwerpunkt seines Studiums an der South Dakota State University (Bachelor 1932) und danach an der University of Tennessee. Von 1932 an war Memphis Etteldorfs Lebensmittelpunkt, wo er schließlich zur prägenden Persönlichkeit der kinderärztlichen Versorgung in dieser Metropole am Mississippi wurde.

Nach einem Master-Abschluss in Pharmakologie (1934), mehrjähriger praktischer Erfahrung und Promotion wurde Dr. Etteldorf in den vierziger Jahren Professor für Kinderheilkunde und Direktor der Pediatric Research Laboratories an der University von Tennessee. In den fünfziger Jahren spielte Professor Etteldorf eine herausragende Rolle bei der Errichtung der Le Bonheur Kinderklinik in Memphis, die heute mit einem medizinischen Personal von über 700 Fachkräften und jährlich mehr als zehntausend Patienten zu den bedeutendsten der USA gehört. Von 1961 bis 1965 trug er als ärztlicher Leiter maßgeblich zum Exzellenz-Renommee dieses Krankenhauses bei: „Dr. Etteldorf war die treibende Kraft“, hob Gene Cashman, Präsident des Urban Child Institute, vor wenigen Jahren hervor.

Dr. Etteldorf war gleichermaßen sowohl als Lehrer von Generationen von Medizinstudenten wie auch als viel publizierender Wissenschaftler und nicht zuletzt als praktisch tätiger Kinderarzt eine Ausnahmepersönlichkeit. Bei seiner kinderärztlichen Arbeit wird neben dem einzigartigen Fachwissen vor allem seine warmherzige und einfühlsame Art beschrieben und sein soziales Bewusstsein betont, das ihn Bedürftige vielfach kostenlos behandeln ließ. Als passionierter Wissenschaftler trug er mit seinen in Fachzeitschriften veröffentlichten Forschungsergebnissen substanziell zum medizinischen Fortschritt bei.

Die Themen seiner Beiträge umfassten ein sehr breites Spektrum von Erkrankungen, passend zu seiner Position als Leiter der Abteilung für Endokrinologie, Stoffwechsel, Nephrologie und Genetik an der Universität von Tennessee. Eines von Etteldorfs Spezialgebieten waren Nierenerkrankungen. Er führte in Memphis nicht nur die erste Peritoneal-Dialyse bei einem Kind durch, sondern leistete auch bei Nierentransplantationen Pionierarbeit. Dass er als Arzt unzähligen Kindern entscheidend helfen konnte, war ihm grundlegend wichtiger als äußere  Ehrungen, wie er sie vor allem gegen Ende seines Lebens erhielt. So wurde Professor Etteldorf 1985 als Erster mit dem „Pediatrician of the Year Award“ (Kinderarzt des Jahres) ausgezeichnet und 1988 als „Outstanding Physician of the Year“ (1988) durch die Ärzte-Vereinigung von Tennessee gewürdigt.

Dass neben all seiner immensen Aktivität noch Raum blieb für andere Lebensbereiche, erscheint fast verwunderlich. An erster Stelle ist hier das Familienleben des Vaters zweier Töchter zu nennen, daneben seine Liebe zu Sport, Natur und Jagd. Einem biographischen Artikel von K. K. Plumlee ist zu entnehmen, dass James Etteldorf 1948 die Tradition eines für Professoren und Studenten gemeinsamen Wild-Dinners einführte – ein jährliches Ereignis, das bis heute in abgewandelter Form zu den Alumni-Highlights in Memphis gehört. Langlebig wie viele Etteldorfs, starb James N. Etteldorf 1997 zwei Monate vor seinem 88. Geburtstag und wurde neben seiner Frau Eleanor in Memphis beerdigt. Verfasser: Gregor Brand

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