Johann Georg Ferdinand Jacobi

– Dresdner Bürgermeister aus Winningen

Von den zwölf Kindern des kurfürstlich trierischen Berg- und Hütteninspektors Heinrich Daniel Jacobi (1725–1796) und dessen Ehefrau Johann Maria Ziller brachte es nicht nur der bereits als Eifelkind porträtierte Sohn Gottlob Jacobi zu Ruhm. Zwar weniger bekannt und wohlhabend, aber keineswegs ohne historische Bedeutung war auch sein ältester Bruder Johann Georg Ferdinand. Während Gottlob als Hüttenfachmann die Familientradition dieser einst aus Eisleben gekommenen Familie von Eisenhüttenmeistern fortsetzte, beschritt Georg Ferdinand einen Berufsweg, der in dieser evangelischen Familie ungeläufiger war: Er wurde Jurist.
Diese Abzweigung aus der Tradition hängt wohl damit zusammen, dass der 1766 in Winningen geborene Georg Ferdinand nur seine Kinderjahre im Elternhaus an der Mosel verbrachte, dann aber nach Dresden in ein anderes soziales Milieu gelangte. Grund dieser Verpflanzung war die Bekanntschaft seines Vaters mit dem sächsischen Finanzassistenzrat Stölzer. Als dieser sich berufsweise in Koblenz aufhielt, lernte Vater Jacobi den gewissenhaften Beamten kennen und schätzen und vertraute ihm und dessen Gattin – das Ehepaar hatte keine eigenen Kinder – die weitere Erziehung Georg Ferdinands an. Bereits einen Monat nach seiner Ankunft in Dresden wurde der 11-Jährige Moselaner Gymnasiast an der altehrwürdigen Kreuzschule. Während seiner bis 1784 dauernden Schulzeit schloss er eine lebenslange Freundschaft mit dem späteren Ratsaktuar und Dichter Carl Gottlob Albrecht (1764–1850). Die beiden Freunde verfassten um 1800 gemeinsam einen Roman in zwei Bänden: „Faustins Halbbruder oder Ludwig Schobinger“. Eine andere Freundschaft aus der Schul- und Studentenzeit verband Jacobi mit dem für das sächsische Gesundheitswesen, aber auch den dortigen Weinbau bedeutsamen Mediziner Johann August Röber (1765–1827).

Zu der Zeit, als sich Jacobi als Schriftsteller versuchte, stand er im Dienst des greisen Kriegsrats Johann August von Ponickau (1718–1802). Dieser sächsische Adlige, der vor allem durch seine private Gelehrtenbibliothek kulturell bedeutsam wurde, hatte den gebildeten Mann von der Untermosel als Vorleser, Privatsekretär und Gesellschafter engagiert. Nach dem Tod Ponickaus betätigte sich Jacobi in Dresden als Advokat. Die nötige juristische Vorbildung hatte er sich Jahre zuvor durch ein Jurastudium an der Universität Leipzig erworben, danach durch Rechts-praxis in seiner moselländischen Heimatregion. Im Nekrolog zu Jacobi heißt es einfühlsam: „Nach Vollendung dieser Studien ergriff ihn ein unwiderstehliches Verlangen, in das väterliche Haus, wo sein Vater noch lebte, zurückzukehren, um dort zu leben und zu sterben“. Vermutlich von Winningen aus ließ sich der 21-jährige Jacobi ab Herbst 1787 in Koblenz vom Hofgerichtsassessor Scharf im kurtrierischen Straf- und Verfassungsrecht unterweisen, offenbar in der Hoffnung auf eine Anstellung als kurfürstlicher Beamter. Gravierendes Hindernis blieb allerdings seine protestantische Konfession, da in den kurtrierischen Staatsdienst in der Regel nur Katholiken eingestellt wurden. Da der junge Jurist seinen Wunsch nach einem Wirken im Umfeld Winningens nicht so schnell aufgeben wollte, versuchte er sich noch einige Jahre als Advokat im Raum Koblenz, ehe er schließlich dem Rat von Freunden in Dresden folgte und wieder dorthin zurückkehrte. Dabei dürfte auch eine maßgebliche Rolle gespielt haben, dass das linksrheinische Gebiet heftig von den Kriegen und Konflikten nach der französischen Revolution betroffen war.

Als Advokat in Dresden lebte Jacobi in stabileren Verhältnissen. Auch wenn Sachsen in der Zeit der Befreiungskriege militärisch im Brennpunkt stand, so beeinträchtigte dies kaum die berufliche Arbeit Jacobis, die sich durch Annahme wichtiger städtischer Ämter zusehends in den Verwaltungsbereich verlegte. Der fachkundige Jurist Jacobi wurde in Dresden Senator, dann auch Stadtrichter, und übte im Lauf der Jahre etliche weitere Ämter vor allem in der sächsischen Finanzverwaltung aus, bei denen es auf Zuverlässigkeit und Rechtlichkeit ankam. Die Spitze seiner Karriere erreichte Jacobi 1823, als er zum Bürgermeister ernannt wurde. Seiner bis 1832 währenden Amtszeit kommt historische Bedeutung insofern zu, weil diese Zeit – nicht wegen Jacobi! – mit gravierenden, auch gewalttätigen Unruhen in Dresden verbunden war und ihr Ende mit der neuen, demokratischeren sächsischen Verfassung von 1831 verknüpft ist. Karl Balthasar Hübler (1788–1866), Jacobis Nachfolger, war der erste Dresdner Bürgermeister, der nach der neuen Verfassung von Vertretern der Bürgerschaft gewählt wurde. Dass Jacobi nicht auf eine solche demokratische Legitimation verweisen konnte, tat seiner Beliebtheit kaum Abbruch. In seine Amtszeit fielen wichtige Bauprojekte in Dresden und die 1828 begonnene Umstellung auf Gasbeleuchtung. Auch in seiner letzten Lebensdekade war Jacobi bewusster Zeuge wegweisender kultureller Ereignisse in der Stadt. In seinem Todesjahr erlebte der auf Ausgleich bedachte Jurist erneut eine Revolution. Altbürgermeister Jacobi starb im Herbst 1848 in Dresden.

Verfasser: Gregor Brand

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