Johann Hugo von Orsbeck

Trierer Kurfürst und Erzbischof aus Großvernich 

297_orsbeck_30_16Johann Hugo von Orsbeck erblickte 1634 als drittes Kind des Kammerherrn und kaiserlichen Oberstwachtmeisters Wilhelm von Orsbeck und dessen Gattin Maria Katharina von der Leyen auf dem Familiensitz, der Wasserburg Großvernich (heute zu Weilerswist, Kreis Euskirchen, gehörend), das Licht der damals vom Dreißigjährigen Krieg erschütterten Welt. Stärker als die Adelsfamilie seines Vaters bestimmte die mächtige Verwandtschaft seiner Mutter seinen künftigen Werdegang. Katharina war eine Schwester des Trierer Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen und gehörte zu jenem kleinen, eng vernetzten erlauchten Familienkreis, der über Jahrhunderte hinweg die Trierer Kurfürstenwürde meist unter sich ausmachte. Johann Hugo, mit vielen lobenswerten Eigenschaften ausgestattet, war schon früh ausersehen, diese geistlich-weltliche Herrschertradition fortzuführen. Als 18-Jähriger ging er zur Fortsetzung seiner in Köln und Mainz begonnenen Ausbildung für drei Jahre in das von Jesuiten geführte Priesterseminar Collegium Germanicum in Rom. Zeitlebens fühlte er sich den Jesuiten und ihren kulturell offensiven Konzepten der Gegenreformation besonders verbunden.

Nach dem Italienaufenthalt erwarb er sich in verschiedenen Ämtern unter den Augen und mit Hilfe seines Onkels, des Kurfürsten Karl Kaspar, administrative und diplomatische Erfahrungen. Nach dessen Tod 1676 trug Johann Hugo von Orsbeck, inzwischen auch zum Priester geweiht, wie vorgesehen als Kurfürst und Erzbischof von Trier die Bürde der Verantwortung für große linksrheinische Gebiete, zumal er ein Jahr zuvor auch zum Fürstbischof von Speyer gewählt worden war. Hugos 35-jährige Regierungszeit war von Krieg und fürchterlichen Verwüstungen geprägt. Während all dieser Jahre versuchte Frankreich unter Ludwig XIV, seine Macht bis an den Rheinstrom auszudehnen, den der Sonnenkönig als von Gott bestimmte natürliche Grenze Frankreichs ansah; Hauptgegner der Franzosen waren die kaiserlichen Habsburger. In diesem Großmächtekonflikt stand Kurfürst Hugo trotz mancher Ausgleichsbemühungen meistens auf der antifranzösischen Seite – mit üblen und ungewollten Folgen. Der aus Landscheid stammende Kirchenhistoriker Jakob Marx der Ältere (1803-1876) zitierte dazu die treffenden Worte einer alten Trierer Chronik: „Er, der beste Oberhirt, sollte bald unter Tränen sehen müssen, wie seine Herde geschoren, ja fast zerfleischt wurde.“ Recht ohnmächtig musste Kurfürst Hugo über viele Jahre hinweg von seinem sicheren Regierungssitz in Ehrenbreitstein aus zusehen, wie französische Soldaten bei ihren Kriegszügen in kurtrierisches Gebiet, aber auch in die Pfalz, oft empörend brutal vorgingen. Im besonders schlimmen Horrorjahr 1689 brannten sie gezielt Wittlich, Cochem, Speyer und viele andere Ortschaften nieder. Es hätte nicht viel gefehlt, so wären auch die unersetzlichen Kulturgüter Triers dieser Zerstörungspolitik zum Opfer gefallen. Trotz der Errichtung gewaltiger Festungsanlagen wie Montroyal bei Traben-Trarbach konnte Frankreich allerdings seine Annexionsziele nicht durchsetzen. Als es nach 1701 nach wenigen Friedensjahren erneut zum Krieg kam, verbündete sich Kurfürst Hugo mit dem Kaiser sowie Holland und England gegen Frankreich.

Von Historikern wurde gewürdigt, dass sich der Kurfürst trotz der Kriegsnöte nicht ohne Erfolg bemühte, ein geordnetes kirchliches und weltliches Leben in seinem Herrschaftsbereich aufrechtzuerhalten und zu fördern. An seiner tiefen katholischen Frömmigkeit bestand ohnehin keinen Zweifel, aber er erließ auch eine Medizinalordnung und ein neues Landrecht und vergab wertvolle Aufträge an barocke Künstler oder Baumeister seiner Zeit; auf Kurfürst von Orsbeck gehen beispielsweise der Dreikönigs- und der Kreuzaltar im Trierer Dom zurück. Eine besondere Freude haben die Münzsammler an dem kunstsinnigen Kirchenfürsten, denn Hugo ließ „eine solche Menge Münzen und Medaillen jeder Gattung schlagen, daß, an Zahl, wie an Schönheit der Stempel, keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger ihm gleichgekommen ist“ (J. J. Bohl, 1823). Außerordentlich großzügig unterstützte er seinen Heimatort Viernich, dessen Herrschaft er 1696 als letzter im Mannesstamm des Geschlechts von Orsbeck geerbt hatte. Die Familie wurde durch Nachkommen seiner Schwestern fortgesetzt, die dank seiner Unterstützung in so bedeutende Adelsfamilien wie die von Metternich oder von Kesselstatt einheiraten konnten. Neben den bereits erwähnten Ämtern war Johann Hugo auch Richter am Reichskammergericht in Speyer und Wetzlar. Dies wirkte sich aber nach Ansicht der Historikerin Sigrid Jahns für das Gericht negativ aus, da der Kurfürst wegen seiner vielen anderen innen- und außenpolitischen Aufgaben sein hohes Richteramt kaum wahrnahmen konnte.

Johann Hugo starb am Dreikönigstag 1711, kurz vor seinem 77. Geburtstag, auf der Burg Ehrenbreitstein. 1715 wurde sein Leichnam nach Trier überführt und im Dom zur letzten Ruhe gebettet – abgesehen von seinem Herz, das einer alten Tradition entsprechend im Dom zu Speyer separat beigesetzt worden war.

Verfasser: Gregor Brand

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