Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid

Mainzer Kurfürst aus Eifler Adel

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Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid

Jahrhundertelang zählten die Kurfürstentümer Kurköln, Kurtrier und Kurmainz zu den Hauptgebieten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Bei einem genauen Blick auf die Namen der mächtigen Kurfürsten dieser Territorien kann man immer wieder neu ins Staunen darüber geraten, wie zahlreich Persönlichkeiten aus dem Eifeladel darunter vertreten sind. Auch der am Michaelistag 1617 auf der luxemburgischen Höhenburg Bourscheid geborene Lothar Friedrich wuchs in einem von der Eifel geprägten Umfeld auf. Seine Mutter Anna Maria von der Leyen entstammte der gleichen Saffiger Linie dieser hochberühmten Adelsfamilie, aus welcher der Trierer Kurfürst und Erzbischof Johann VI. von der Leyen (ca. 1510-1567) hervorging. Lothars Vater Johann Gerhard von Metternich war kurtrierischer Oberamtmann in Wittlich und Mannrichter in Prüm.

Beide Ämter hatten in diesem Zweig der Freiherren von Metternich eine lange Tradition und waren schon von Gerhards Urgroßvater ausgeübt worden. Berühmtester Repräsentant des Adelsgeschlechts von Metternich in der Zeit um 1600 war der Trierer Kurfürst Lothar von Metternich (1551-1623), ein Neffe des Kurfürsten Johann von der Leyen. Dass außer diesen beiden Adelsfamilien im Stammbaum Lothar Friedrichs auch die meisten anderen bedeutenden Eifler Adelssippen vertreten sind, versteht sich angesichts der damaligen Verhältnisse fast von selbst.

Nicht weniger selbstverständlich war es, dass der Sohn einer solch noblen Familie für eine gesellschaftliche Führungsposition bestimmt war – in Lothars Fall als Geistlicher. Noch als Kind wurde Lothar Friedrich standesgemäß Domherr in Trier, was mit ersten Einkünften verbunden war. 1635 nahm er ein Theologiestudium in Trier auf, ehe er an die von Jesuiten geführte Universität ins lothringische Pont-à-Mousson wechselte. Diese lothringische Akademie genoss als intellektuelles Zentrum unter den gegenreformatorischen Katholiken einen ausgezeichneten Ruf und zog Tausende von Studenten an. Ein konzentriertes Studium war damals allerdings kaum möglich. Der heftig wütende Dreißigjährige Krieg führte in Lothringen ebenso wie im Trierer Land zu grauenvollen Zuständen. Man kann durchaus vermuten, dass die später Lothar Friedrich von Metternich nachgesagte besondere Friedensliebe auch mit den Kriegserlebnissen aus seiner Jugend und Studentenzeit zusammenhing.

Mit 23 Jahren wurde Lothar Friedrich Diakon, fünf Jahre später bereits Domkustos in Trier. Im April 1652 erfolgte die Wahl des erst 34-Jährigen zum Fürstbischof von Speyer. Bei der Besetzung dieses höchst ehrenvollen Amts in der uralten Kaiser- und Domstadt spielten politische – vor allem auch verwandtschaftspolitische – Erwägungen die Hauptrolle. Für die Anhänger der unterschiedlichen Kandidaten kam es darauf an, durch taktisch geschicktes Vorgehen und kluges Netzwerken die Oberhand zu gewinnen. Im Fall der durch Kompromisse zustande gekommenen Wahl Lothars ließ sich Rom die endgültige Zustimmung nur durch Zusicherungen des neuen Bischofs abringen. Dazu gehörten die Verpflichtungen zur Restaurierung des Speyerer Doms und zur Errichtung eines Priesterseminars.

Es besteht kaum Zweifel, dass der neue Bischof von Metternich-Burscheid innerlich hinter diesen Vereinbarungen stand. Aber für alle Maßnahmen, die größeren finanziellen Einsatz erforderten, fehlten seinem kriegszerstörten Bistum die Mittel. Widerstand gegen verschiedene Maßnahmen kam auch aus dem eigenen katholischen Klerus. Viele Priester sahen sich nach den materiellen und moralischen Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges nicht in der Lage, auf die vom stark gegenreformatorisch geprägten Bischof geforderte tugendhafte Lebensweise einzulassen. Fürstbischof von Metternich-Burscheid verließ sich deswegen lieber auf Ordensleute, insbesondere Kapuziner. Der kriegsbedingten Entvölkerung seines Hochstifts mit ihren üblen ökonomischen Folgen wirkte er mit aktiver Ansiedlungspolitik entgegen.

Wie schon 1652 bei der Wahl zum Speyerer Bischof, so konnte sich von Metternich-Burscheid auch 1673 bei den Wahlen zum Fürstbischof von Worms und zum Mainzer Erzbischof und Kurfürsten gegen seine Widersacher durchsetzen. In diesen Ämtern folgte er seinem Verwandten, dem hoch angesehenen Johann Philipp von Schönborn (1605-1673), der ihn lange protegiert hatte. Vielleicht hätte der um Ausgleich mit der französischen Großmacht bemühte Kurfürst Lothar Friedrich, der nun an der Spitze dreier Hochstifte stand, bei längeren Amtszeit einiges von dem Unheil abwenden können, das im folgenden Jahrzehnt die Pfalz vernichtend traf, als französische Truppen Speyer und andere Orte in Schutt und Asche legten. Die Frage lässt sich nicht mehr beantworten, denn Kurfürst Lothar Friedrich erlitt bereits 1674 zwei Schlaganfälle und verstarb ein Jahr später. Sein übernächster Nachfolger als Mainzer Kurfürst und Wormser Fürstbischof war Karl Heinrich von Metternich-Winneburg (1622-1679), der nach nur sechsmonatiger Amtszeit ebenfalls einem Schlaganfall erlag. Verfasser: Gregor Brand

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