Paul Magar – Maler aus Altenahr

Paul Magar
Paul Magar

Der 1909 in Altenahr geborene Paul Magar, Sohn des Amtsrentmeisters Peter Magar und einer Altenahrer Kaufmannstochter, zählt zu den großen rheinischen Malern des 20. Jahrhunderts. In den Jahrzehnten der Bonner Republik prägte er von seinem Wohnsitz in Bad Godesberg aus maßgeblich das mittelrheinische Kunstleben und war eine prominente Künstlerpersönlichkeit der provisorischen Bundeshauptstadt.

Paul Magar verbrachte nur seine ersten Lebensjahre an der Ahr. 1914 zog die Familie, zu der noch die beiden Schwestern Berta und Meta gehörten, nach Konz um. Pauls erste Schuljahre in der Konzer Knabenschule fielen in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Freude über das Kriegsende 1918 wurde überschattet vom Tod der Mutter. Der Vater heiratete 1921 Maria Warnecke, Tochter des Schuldirektors, die Familie wuchs um drei weitere Kinder an. Ab 1922 besuchte Magar das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, wo er sich mit seinem Bitburger Mitschüler Balthasar Fischer anfreundete, der später einer der wichtigsten Liturgiewissenschaftler des 20. Jahrhunderts wurde.

Schon während dieser Schulzeit zeigte sich Magars Begeisterung für Kunst. Nicht nur, dass er selbst auffallend gut zeichnen und malen konnte – er war auch theoretisch hoch interessiert und wurde zum eifrigen Leser aller greifbaren Kunstbücher. Besonders sein Kunstlehrer Walter Langhans, aber auch der Altphilologe und Archäologe Josef Steinhausen – namhafter Erforscher der Geschichte des Trierer Landes – schätzten Pauls Begabung und Begeisterungsfähigkeit.

Nach dem Abitur 1931 endete der aus vielen Biographien bekannte Konflikt zwischen dem zu einem „ordentlichen“ Beruf drängenden Vater und dem opponierenden Sohn damit, dass Paul Magar seinen Willen durchsetzte: Er studierte an der Trierer Handwerker- und Kunstgewerbeschule und wechselte dann 1933 an die Kunstgewerbeschule Aachen. Sein Spezialgebiet wurde die Glasmalerei, wo er von so exzeptionellen Glasmalern wie Heinrich Dieckmann und Anton Wendling als Meisterschüler angenommen wurde.

Sowohl Dieckmann als auch Wendling waren von der expressionistischen Malerei beeinflusst – eine Kunstrichtung, die auch Magar nachhaltig beeindruckte. Allein schon deswegen musste er zur NS-Ideologie auf Distanz gehen, denn für Hitler – der sich in Österreich ja auch selbst als Maler versucht hatte – galt expressionistische Malerei als „entartet“. Mitte der dreißiger Jahre arbeitete Magar in verschiedenen Orten, unter anderem Nürnberg und Trier, und in unterschiedlichen Bereichen.

Es entstanden Glasmalereien, Fresken, Akte. Magars Vorkriegsjahre sind nur wenig dokumentiert, fast alle Arbeiten fielen den Kriegszerstörungen zum Opfer. Gleichwohl galt sicherlich auch schon für den jungen Magar, was Professor Frank Günter Zehnder, Kunstwissenschaftler und früherer Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, für Magars spätere Jahre so beschrieb: „Keine Reise ohne Skizzenblock und Aquarellpapier, kein Spaziergang durch Straßen oder Parks ohne neu gewonnene Bildideen, keine Silhouette und kein Panorama ohne die Vision einer Bildform. Paul Magar war sozusagen immer bei der Arbeit, die er zutiefst liebte.“ 1938 zog Magar nach Berlin und studierte an der dortigen Kunsthochschule; den Lebensunterhalt bestritt er mit Malen und Zeichnen.

1940 wurde der 30-jährige Künstler als Soldat eingezogen und anschließend auf unterschiedlichen Kriegsschauplätzen in Europa eingesetzt. Zwei Tage nach Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als er im Oktober 1946 nach Berlin zurückkehren durfte, fand er sein dortiges Atelier mit all seinen Bildern und Aufzeichnungen zerstört vor. Niedergeschlagen, aber nicht gebrochen, schlug Magar sich nach Westen durch und war glücklich, 1947 in einem möblierten Zimmer in Bad Godesberg eine neue Bleibe zu finden.

Der Bonner Raum wurde fortan trotz regelmäßiger Berlin-Aufenthalte und zahlreicher Reisen in verschiedene Kontinente, die er mit seiner Frau Elisabeth unternahm, zum Schaffenszentrum eines enorm umfangreichen künstlerischen Werkes. Bei dem unausbleiblichen Versuch einer kunsthistorischen Einordnung fallen oft Stichworte wie Expressionismus, geometrische Abstraktion und vor allem auch Kubismus – klar erkennbare Einflüsse, die aber Magars speziellen Stil nur annäherungsweise treffen. Die optimistische Ausstrahlung und mathematisch anmutende Harmonie der farbenstarken Bilder entspricht dem positiven persönlichen Eindruck, den er vermittelte.

Seine Adoptivtochter, die Fotografin und Künstlerin Dorothea Hölzer, beschrieb es so: „Mein Vater war ein ebenso liebesfähiger wie liebenswerter Mann“. Paul Magar verstarb im Millenniumsjahr 2000 in Bonn-Bad Godesberg. Straßennamen in Konz und Bonn, eine Gedenktafel an seinem Altenahrer Geburtshaus sowie Ausstellungen halten den Namen des großen rheinischen Künstlers weiter wach. Zahlreiche Bilder Magars auf dem Internetportal von Michael E. Hümmer (www.treffpunkt-kunst.net) gewähren einen Blick auf ein malerisches Werk, das gerade wegen seiner Orientierung auf Schönheit und Harmonie durchaus widerständige Züge gegenüber dem Zeitgeist aufweist.

Verfasser: Gregor Brand

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