Peter Freppert

– Bauer und Schriftsteller aus Geichlingen

Peter Freppert wurde 1908 im Westeifeldorf Geichlingen als Sohn der Eheleute Kaspar Freppert und Anna Schon geboren. Obwohl sein Name außerhalb seiner Heimatregion kaum bekannt ist, erwarb er sich mit seinem literarischen Werk bleibende kulturelle Verdienste, an denen Interessierte nicht achtlos vorbeigehen sollten. Apropos Name: Der seltene Familienname Freppert ist für das deutsch-luxemburgische Grenzland so speziell, dass fast alle Frepperts weltweit in verwandtschaftlicher Beziehung zur Familie des Geichlinger Dichters stehen. Das gilt insbesondere auch für die in die USA ausgewanderten Freppert. Aus den Reihen dieser Minnesota-Freppert stammte der franziskanische Philosophieprofessor Lucan Freppert (1923-1990), Verfasser grundlegender Studien zum mittelalterlichen Meisterdenker Wilhelm von Ockham.
Peter Frepperts Eltern betrieben in Geichlingen, wo einst der Graf von Vianden Hochgerichtsherr und der Abt von Echternach Grundherr waren, eine kleinbäuerliche Landwirtschaft. Obwohl sich das Talent ihres Sohnes Peter früh abzeichnete, sahen sie in den wirtschaftlich düsteren Zwanziger Jahren keine Möglichkeit, ihm den Gymnasialbesuch zu ermöglichen. Im Gegenteil: Nach dem Besuch der Volksschule galt es für Peter Freppert, möglichst sofort selbst Geld zu verdienen. Acht Jahre verdiente der Jungeifler sein Brot als Fabrikarbeiter in Luxemburg, ehe er in der Weltwirtschaftskrise wieder auf den väterlichen Hof zurückkehrte. Dessen Bewirtschaftung sowie Zusatzverdienste als Wald- und Bauarbeiter kennzeichneten Frepperts Lage in den dreißiger Jahren. Ungewöhnlich war das intellektuelle Interesse, das er sich ständig bewahrte und durch Lektüre autodidaktisch vertiefte. Lebensprägend wurde Frepperts Begegnung mit Dr. Matthias Laros (1882-1965), der von 1919 bis 1939 als Pfarrer in Geichlingen amtierte. Der gebürtige Trierer Laros war durch seine wissenschaftlichen Arbeiten in Theologenkreisen wohlbekannt, hatte aber aufgrund seiner reformfreudigen Einstellung Probleme mit der Amtskirche. Freppert durfte die umfangreiche Bibliothek des Landpfarrers Laros nutzen und gilt gewissermaßen als dessen „geistlicher Ziehsohn“ (Jörg Seiler). Namhafte katholische Intellektuelle, die Laros in Geichlingen aufsuchten, lernten auch Freppert kennen. Sie bestärkten ihn bei seinem literarischen Schaffen, das in der bäuerlichen Umwelt nicht ohne Vorbehalte betrachtet wurde.
1937 erschien Frepperts Buch „Menschen um Jesus. Biblische Szenen“ im Kölner Staufen-Verlag mit einem Geleitwort von Laros; ein Jahr später wurde dieses Erstlingswerk des jungen Eifelbauern in der angesehenen jesuitischen Kulturzeitschrift „Stimmen der Zeit“ rezensiert. Ermutigt durch die positiven Reaktionen auf sein Buch veröffentlichte Freppert 1938 einen „bäuerlichen Entwicklungsroman“ (Josef Zierden) mit dem vieldeutigen Titel „Das Ewige Rufen“. In diesem freppertschen Hauptwerk um den als Sonderling geltenden fiktiven Bauerndichter Lorenz Peters sind autobiographische Züge ebenso unverkennbar wie das zeittypische Lob bäuerlichen Lebens, wobei Freppert die katholische Dorfwelt „keineswegs zur Idylle verklärt“ (J. Zierden). Seinem Ruf als Bauerndichter wurde Freppert auch mit seinem nächsten Buch „Bauern suchen das Reich: Roman aus der Separatistenzeit“ gerecht, den er 1939 bei einem führenden katholischen Verlag – Laumann in Dülmen – publizieren konnte. Im gleichen Jahr schloss er die Ehe die Ehe mit Katharina Maria Blasen aus alteingesessener Geichlinger Familie. Nach der Versetzung seines Freundes und NS-Gegners Laros blieb Freppert mit dem Geistlichen in Verbindung, auch wenn der Kontakt durch Frepperts Einberufung zur Wehrmacht und nachfolgende französische Kriegsgefangenschaft erschwert wurde. Nach seiner Rückkehr ins Heimatdorf setzte der Geichlinger sein ungewöhnliches Doppelleben zwischen Scholle und Schreibstift fort. Neben zahlreichen Schauspielen, Gedichten und weiteren Romanen veröffentlichte er Artikel zu eifelbezogenen Themen. Seine essayistischen Beiträge etwa für den „Eifelkalender“ oder die „St. Vither Zeitung“ galten überwiegend heimatkundlichen Themen. Mit souveränem schriftstellerischen Können schrieb er beispielsweise über den „uralten Brauch“ des „Höttenbrennens“ oder „Dingmärkte in der Eifel“. Motivation dafür dürfte einerseits die Liebe zur Eifler Heimat und ihrer Geschichte gewesen sein, zum anderen auch das Bewusstsein der Gefährdung traditioneller Lebensformen durch die Moderne. Wie bedroht die Zurückgezogenheit des Westeifler Grenzlandes war, hatte Freppert schon erleben müssen, als das Gebiet in der Kriegs- und Nachkriegszeit zur „Roten Zone“ deklariert wurde. Angesichts der äußeren Widrigkeiten, die starke Beeinträchtigungen durch Krankheit und Unfälle einschlossen, erscheint Frepperts geistige Produktivität sehr eindrucksvoll. Der umfangreiche literarische Nachlass des 1965 in Geichlingen verstorbenen Peter Freppert wird von seinem Neffen Werner Freppert verwaltet, der auch durch andere Aktivitäten dazu beiträgt, die Erinnerung an den hoch begabten „Bauerndichter der Westeifel“ wachzuhalten.

Verfasser: Gregor Brand

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