Peter Roth-Ehrang

Opernsänger aus Trier-Ehrang

Peter Roth, der sich später offiziell „Peter Roth-Ehrang“ nennen durfte, wurde am 8. Juni 1925 als Sohn eines Buchdruckermeisters in Ehrang geboren. Als Geburtsjahr findet sich vielfach auch die Angabe 1920. Diese Differenz im Geburtsjahrgang, die heute allenfalls aus Gründen historischer Genauigkeit wichtig erscheint, konnte damals einen lebensentscheidenden Unterschied ausmachen: Der Geburtsjahrgang entschied über den Einberufungszeitpunkt in die Wehrmacht und den Einsatz im Weltkrieg. Als der Soldat Peter Roth nach mehrjähriger französischer Kriegsgefangenschaft in seine moselländische Heimat zurückkehren durfte, nahm sein weiterer Werdegang eine andere Wendung, als vor dem Krieg geplant, wo er eine Ausbildung zum Vermessungstechniker beim Kulturamt Trier aufgenommen hatte. In den bedrückenden Kriegsjahren rückte der Wunsch, Sänger zu werden, zunehmend in den Vordergrund. Schon während dieser Zeit erlebte Roth bei geselligen Veranstaltungen, wie beeindruckt seine Umgebung – darunter der später berühmte Tenor Josef Traxel (1916 – 1975) – auf seine gesanglichen Darbietungen reagierte. Die Kraft seiner Bass-Stimme blieb natürlich auch den Mitgliedern und Freunden vom Männergesangverein Ehrang 1888 nicht verborgen. Peter Roth strebte nun konsequent nach einer gediegenen Gesangsausbildung. Er erhielt Unterricht durch den in Trier lebenden Opernsänger Kurt Prasse und besuchte Kurse des Musik-pädagogen Professor Paul Lohmann, der ab 1949 in Frankfurt am Main wirkte. Sein Bühnendebüt gab Roth am Trierer Stadttheater 1950 im „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Nachdem er erfolgreich das Sänger-Examen abgelegt hatte, aber in Trier keine berufliche Bleibeperspektive sah, entschloss er sich 1952 zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er wechselte in die DDR und war von 1952 bis 1955 am Opernhaus in Leipzig sowie zeitweise auch in Dessau engagiert. Unterstützt wurde Roth von seiner Frau Herta (geb. Porn, 1929–2016). Aus der Ehe mit ihr ging die Tochter Monika hervor, deren Tochter – also Peter Roths Enkelin – Katharina Schmitt sich inzwischen selbst als Regisseurin und Dramatikerin hohe Anerkennung verschafft hat.

Von Leipzig aus führte die weitere Karriere des erst Dreißigjährigen 1955 an die Berliner Oper, schließlich im Jahr 1961 an die Staatsoper Hamburg. Bereits in Berlin sang Roth mit großem Erfolg in Opern von Richard Wagner. Regisseur Wieland Wagner berief Roth ins Ensemble der Bayreuther Festspiele, wo er von 1960 bis 1964 beim „Ring des Nibelungen“ in der Rolle des Fafner glänzte. Aber der hochbegabte Künstler aus Ehrang war keineswegs „nur“ auf Wagner-Partien festgelegt. Im Gegenteil: Kenner seines Werks heben sein außerordentlich breites Repertoire hervor, das ihm von Bach über Mozart, Puccini bis zu zeitgenössischen Komponisten eindrucksvolle künstlerische Interpretationen ermöglichte. Zu seinen Auftritten, die ihn auch an die Wiener Staatsoper, die Grand Opéra Paris und andere Bühnen im In- und Ausland führten, kamen weitere wertvolle Aufnahmen (Radio, Schallplatte, Fernsehen) hinzu. Der mit dem Ehrentitel eines Kammersängers gewürdigte Eifelmoselaner absolvierte ein gewaltiges Arbeitspensum, das auch Rollen als Schauspieler umfasste. Seine erste Ehe zerbrach, die Scheidung führte zu Konflikten mit seinen katholischen Eltern. In seiner Ehe mit Eva-Maria Beckmann (1934 – 2001) wurde Peter Roth-Ehrang erneut Familienvater.

Über die Wirkung von Roths Persönlichkeit und Gesangskunst gibt es manche Darstellungen aus seiner Zeit. Hervorgehoben wird die kraftvolle Naturgewalt seiner Stimme, die gleichzeitig mit Feingefühl und ausgereifter künstlerischer Meisterschaft einherging. Ein besonderes Dokument der Erinnerung kommt vom weltberühmten Kammersänger Franz Grundheber (geb. 1937) aus Trier-Biewer. Grundheber erlebte als 18-Jähriger den Sänger Peter Roth bei einem Trierer Gastspiel in der Rolle des Sarastro aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Auch er war von der Kraft der rothschen Stimme gebannt: „Ich bekam eine Gänsehaut nach der anderen. Dass eine unverstärkte Stimme einen körperlich berührt, das hatte ich nie erlebt.“ Roth wurde zu Grundhebers Mentor, und der Hamburger Intendant Rolf Liebermann, der beide kannte und hoch schätzte, musste fast den Eindruck gewinnen, dass der Trierer Raum ein besonders guter Nährboden für Weltklasse-Sänger ist. Peter Roth kehrte immer wieder gern in seine Heimat zurück, wo nicht nur seine Verwandten lebten, sondern wo er auch gute Freunde – insbesondere den Trierer Theaterexperten Dr. Claus Zander (1910 – 2000) – hatte. Lebensfreude, Herzlichkeit und Heimatliebe trugen ihren Teil dazu bei, dass „Roth’s Pitt“ im Trierer Land auch Jahrzehnte nach seinem überraschenden Tod in Hamburg am
28. Dezember 1966 unvergessen ist. Dies zeigten Veranstaltungen aus Anlass seines 50. Todestags ebenso wie die der nach ihm benannte Peter Roth-Platz in Ehrang oder ein bei Youtube verfügbares Portrait „Peter Roth-Ehrang“ von Horst Lorig und Heinz Hellenbrand mit schönen Bild- und Tondokumenten zum Lebenswerk des Meisters. Das Grab des Kammersängers befindet sich auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf.

Verfasser: Gregor Brand

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