Pfalzgraf Heinrich II von Laach

Gründer der Abtei Maria Laach

Pfalzgraf Heinrich II von Laach
Pfalzgraf Heinrich II von Laach

Die Benediktinerabtei Maria Laach mit ihrer sechstürmigen romanischen Klosterkirche gehört nicht nur architektonisch zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Eifel. Ihre Mönche beeinflussten bis in unsere Zeit in vielerlei Hinsicht das Leben der Menschen in der Osteifel und weit darüber hinaus. Die Gründung dieses geistlichen Zentrums geschah in einer bedeutungsvollen Phase des Hochmittelalters und geht zurück auf den ersten Pfalzgrafen am Rhein, Heinrich II. von Laach, der durch diese Tat zu den wesentlichen Mitgestaltern Eifler Geschichte wurde. Ob Heinrich auf dem lokalen Familiensitz, der ehemaligen Spornburg Laach am Ostufer des Sees, geboren wurde, ist ungewiss. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit als seinem Geburtsort und seinem Geburtsdatum – vermutlich um das Jahr 1050 – widmeten die Historiker seiner Abstammung. Das hängt damit zusammen, dass Heinrich nicht nur als Abteigründer in die Geschichte eingegangen ist, sondern auch im politischen Leben seiner Zeit eine durchaus beachtliche Rolle spielte. Aus der Erforschung seiner Herkunft versuchte man daher seit jeher, Aufschlüsse über die Machtverhältnisse und verwandtschaftlichen Netzwerke im damaligen Heiligen Römischen Reich zu gewinnen. Diese Gelehrtendiskussion über die Familie Heinrichs von Laach hält bis heute an.

Während im vergangenen Jahrhundert Geschichtsforscher wie Pater Dr. Paulus Volk OSB oder Dr. Emil Kimpen versuchten, Licht in das verwirrende genealogische Dunkel um den Pfalzgrafen zu bringen, stammt die neueste eingehende Untersuchung dazu von dem Historiker und Konradiner-Spezialisten Donald C. Jackman. In seiner Schrift „The Kleeberg Fragment of the Gleiberg County“ (2012), die sich stark auf Angaben des irischen Mönchs Marianus Scottus – eines Zeitgenossen von Heinrich von Laach – stützt, kommt Jackman zu dem Schluss, dass der Laacher Adlige mütterlicherseits ein Enkel des mächtigen Moselgau-Grafen Friedrich von Luxemburg (965-1019) und väterlicherseits nah mit den Saliern verwandt war. Auch wenn die von Jackman genannte konkrete Stammfolge nicht gesichert ist, so besteht doch kein Zweifel daran, dass Heinrich von Laach ein Adliger von bemerkenswert hoher Abkunft war – und durch ausgedehnten Grundbesitz in der Osteifel und am Mittelrhein zudem sehr wohlhabend. Das auf Abstammung und Besitz, aber ebenso auf seiner Biographie beruhende hohe Ansehen wirkte sich auf das von ihm reichlich mit Gütern und Rechten ausgestattete Kloster sicherlich förderlich aus.

Bevor Heinrich von Laach im Jahr 1093 zur Gründung der Abtei Laach schritt, hatte er jahrzehntelang seinem Verwandten, dem salischen König und späteren Kaiser Heinrich IV., bei dessen langwierigen Kämpfen gegen Papst Gregor VII. und zwei Gegenkönige zur Seite gestanden. Als König Heinrich trotz seines berühmten Bußgangs nach Canossa im Jahr 1077 nicht verhindern konnte, dass Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt wurde, unterstützte der Laacher Graf den in seiner Herrschaft existenziell gefährdeten Heinrich auch militärisch. Im Jahr 1080 trug er in der Schlacht bei Hohenmölsen an der Weißen Elster als Heerführer zur Niederlage des Gegenkönigs Rudolf bei. Als nach dem Schlachtentod Rudolfs von Rheinfelden 1081 mit dem Grafen Hermann von Salm ein weiterer Gegenkönig gegen Heinrich IV. auftrat, blieb Heinrich von Laach weiterhin auf Seiten seines Königs Heinrich – was schon deswegen nicht selbstverständlich war, weil er mit Hermann von Salm noch näher verwandt war.

König Heinrich seinerseits zeigte sich für die zuverlässige Hilfe Heinrichs von Laach erkenntlich. Als der Laacher Graf im Jahr 1085 die Pfalzgrafenwitwe Adelheid von Weimar-Orlamünde heiratete und selbst Pfalzgraf am Rhein wurde, fanden diese statushebenden Schritte die ausdrückliche Billigung Kaiser Heinrichs IV. Ob das Pfalzgrafenamt für den Laacher Burgherrn letztlich Folge seiner Eheverbindung war oder auf eigenen Erbansprüchen beruhte, ist noch nicht genau geklärt. Dem Laacher Pfalzgrafen Heinrich blieben in der Ehe mit der wohl nicht mehr so jungen Adelheid eigene Kinder versagt, so dass Heinrich schließlich seinen Stiefsohn Siegfried von Ballenstedt – Sohn Adelheids aus erster Ehe – adoptierte. Die Gründung der Abtei Laach ging offenbar auf den gemeinsamen Wunsch der Eheleute zurück. Ihre Absicht war es, nicht weit von ihrer Burg am Ostufer ein Hauskloster mit Grablege für ihre Familie zu schaffen.

Bemerkenswert ist, dass sie in der authentischen Gründungsurkunde die Abtei ausschließlich unter das Patronat Mariens stellten, wohingegen eine um 1209 gefälschte neue Fundierungsurkunde auch noch den im Laacher Raum populären heiligen Nikolaus erwähnte. Pfalzgraf Heinrich, der gegen Ende seines Lebens sogar als Stellvertreter Kaiser Heinrichs IV. erwähnt wurde, starb im Oktober 1095. Sein kunstvolles Grabmal befindet sich bis heute in Maria Laach. Nur einen Monat nach des Klostergründers Tod setzte unter dem Kampfmotto „Gott will es!“ die von Papst Urban II. ausgerufene Kreuzzugsbewegung ein.

Verfasser: Gregor Brand

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