Philipp Lichter

Der so idyllisch gelegene Weinort Maring taucht als Herkunftsort in der Familiengeschichte illustrer Geistesgrößen wie des Philosophen Hegel oder des Psychologen W. Wundt auf. Maring ist zudem der Heimatort des herausragenden Cusanus-Forschers Professor R. Haubst (1913–1992) – und es ist der Geburtsorts des Pfarrers Philipp Lichter, der mit seinen Schriften einen beachtlichen Beitrag zum Katholizismus des Bistums Trier im 19. Jahrhundert leistete.

Philipp Lichter wurde 1796 als zweiter Sohn der Winzersleute Andreas Lichter und Anna Elisabeth Müllen geboren. Die Maringer Lichter kamen nach Vermutung des Welschbilliger Historikers Eduard Lichter, auf den die meisten biographischen Informationen über Philipp Lichter zurückgehen, ursprünglich aus dem Hunsrückdorf Licht (Berglicht) und waren schon vor 1700 in Maring ansässig. Philipp Lichter trat nach dem Abitur am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium 1816 in das Priesterseminar ein und wurde drei Jahre später in Metz zum Priester geweiht; Lichter gehörte damit zur ersten Generation der unter der neuen preußischen Herrschaft ausgebildeten Eifler Theologen. Auf die Priesterweihe folgte ab Dezember 1819 in Münster und Bonn ein kurzes theologisches und philologisches Zusatzstudium des geistig vielseitig interessierten Maringers. Aber bereits im Sommer 1821 trat Lichter eine Kaplansstelle in Bernkastel an, ehe er von 1824 bis 1835 als Pfarrer von Sehlem und danach für rund 35 Jahre als Pfarrer von Piesport tätig war. Den meisten Pfarrern dürften die seelsorgerischen Aufgaben genügt haben, die mit einer Pfarrersstelle verbunden waren. Umso ungewöhnlicher ist die schriftstellerische Aktivität, die Philipp Lichter über Jahrzehnte zusätzlich zu seinen priesterlichen Verpflichtungen erfüllte. Nach Angaben Eduard Lichters erschienen 45 Arbeiten Philipp Lichters im Druck. Darunter gab es zwar etliche kleinere Schriften von nur wenigen Seiten, aber manche Veröffentlichungen des Mannes aus Maring waren durchaus umfangreich. Zu diesen mehrhundertseitigen Publikationen zählten Werke wie „Der marianische Wallfahrer“ (Trier 1859), „Herr lehre uns beten!“ (Trier 1834) oder „Himmlischer Baumgarten“ (Luxemburg 1863). Lichters Autorentätigkeit konzentrierte sich auf religiöses Schrifttum. Schwerpunkt waren Gebetbücher für die unterschiedlichsten Anlässe und katholischen Zielgruppen. Mehrere seiner Gebetbücher richteten sich speziell an Wallfahrer, an die Jugend („katholische Jünglinge und Jungfrauen“), an das „christkatholische Frauengeschlecht“, an „junge Leute, die im Militärdienste sind“, oder an „Kranke und Sterbende“. Mit seinen Veröffentlichungen trug Pfarrer Lichter dazu bei, die katholische Volksfrömmigkeit seiner Zeit im Bistum Trier zu festigen. Man kann davon ausgehen, dass in vielen Eifler Häusern des 19. Jahrhunderts Werke des Autors Lichter zahlreicher vorhanden waren als solche von berühmteren Autoren. Nichts deutet darauf hin, dass Pfarrer Lichter mit seinen Arbeiten als Neuerer in Erscheinung treten wollte oder auf persönlichen Erfolg oder Ruhm aus war. Titel und Themen seiner Schriften weisen ihn als einen Katholiken aus, der traditionellen Vorstellungen folgte, womit er sich aber zugleich bewusst in Opposition zu erstarkenden Zeitströmungen stellte. Ganz und gar aus dem Rahmen fiel das Ausmaß von Lichters schriftstellerischer Produktion. Seine veröffentlichten Werke umfassen nur einen kleinen Teil dessen, was er überhaupt geschrieben hat: Philipp Lichters schriftlicher Nachlass im Bistumsarchiv Trier umfasst rund 55 000 Seiten! Unter den zahlreichen Manuskripten befinden sich Übersetzungen der Kirchenväter, Predigten und ausführliche Abhandlungen zu den unterschiedlichsten theologischen Fragen, Beiträge zur Kirchengeschichte und zu Heiligenbiographien. Kurzum: Es gibt kaum einen katholischen Bereich, zu dem sich der Maringer Theologe, der jahrzehntelang auch die Aufgaben eines Definitors des Dekanats Wittlich wahrnahm, nicht äußerte. Ob dieses immense Werk jemals annähernd vollständig ausgewertet werden wird, muss man bezweifeln, auch wenn das Schicksal von Geschriebenem immer unberechenbar bleibt.

In persönlicher Hinsicht pflegte Pfarrer Lichter Freundschaften mit bedeutenden Geistlichen des Trierer Landes wie dem Pädagogen und Domkapitular V. J. Dewora (1774–1837) oder dem Domdechanten Professor T. Billen (1758–1840). Lichters Lebensführung war einfach. Bei seinem Tod 1870 verfügte er über ein Vermögen von mehr als 10 000 Talern.

Verfasser: Gregor Brand

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