Reinhold Heinen – Verleger und Politiker aus Heimbach

Kinder der Eifel Teil 373

Der Name des aus Hasenfeld – heute Teil der Stadt Heimbach – stammenden Verlegers Reinhold Heinen ist primär mit der 1946 erstmals erschienenen Kölnischen Rundschau verbunden. Aber schon vor der Gründung dieser für den Köln-Bonner Raum so wichtigen Tageszeitung war Heinen als politisch-publizistische Stimme hervorgetreten. Dies belegt insbesondere die unter dem Titel „Reinhold Heinen (1894 – 1969). Ein christlicher Politiker, Journalist und Verleger“ im Jahr 2005 veröffentlichte Dissertation von Rainer Moltmann.

Reinhold Heinen

Reinhold Heinen kam 1894 als Sohn des Schreiners Heinrich Heinen und dessen Ehefrau Maria Classen zwar in Düsseldorf zur Welt, aber beide Eltern entstammten Familien der Nordeifel. Die Geburt in der Rheinmetropole Düsseldorf erklärt sich daraus, dass der Handwerker Heinrich Heinen in die Großstadt gezogen war, weil sich dort für ihn bessere Verdienstmöglichkeiten abzeichneten. Obwohl seine Erwartungen keineswegs enttäuscht wurden, kehrte die inzwischen kinderreiche Familie Heinen kurz nach der Jahrhundertwende ins geliebte Eifler Heimatdorf zurück. Durch den Betrieb eines Hotels konnte sie sich nun auch in der Provinz eine gesicherte wirtschaftliche Basis über Handwerk und Holzhandel hinaus verschaffen. Für Reinhold, der das Gymnasium in Düren besuchte und 1914 Abitur machte, bedeutete dies eine tiefe Prägung durch die Eifel, zu der er sich zeitlebens stolz bekannte.
Das Studium der Staatswissenschaften führte Heinen während der Weltkriegsjahre an die Universitäten in Bonn, Königsberg und Breslau. In Oberschlesien intensivierte sich seine journalistische Karriere, die er mit kleineren Jobs bereits in die Wege geleitet hatte. 1917 wurde der politisch hoch interessierte Eifler, der sich schon als Minderjähriger der Zentrumspartei angeschlossen hatte, Chefredakteur des Oberschlesischen Kuriers, ein Jahr später Direktor der Oberschlesischen Volkszeitung in Ratibor. Als Polen nach über hundertjähriger staatlicher Nichtexistenz im November 1918 wieder ein eigener Staat wurde und Nationalitätenprobleme unter neuen Vorzeichen virulent wurden, unterstützte Heinen (seit 1919 Dr. rer. pol.) die Forderungen nach Selbstbestimmung der unter polnischer Herrschaft lebenden Deutschen.
Einige Monate nach Annahme der Weimarer Reichsverfassung im August 1919 kehrte Heinen dauerhaft in seine rheinische Heimat zurück und wurde Chefredakteur der in Aachen erscheinenden Tageszeitung „Der Volksfreund“. Das Blatt stand politisch dem Zentrum nahe, verfolgte aber unter Heinens Vorgänger, dem Chefredakteur Matthias Salm, einen rheinisch-separatistischen Kurs („Los von Berlin!“), der Heinens Überzeugung zuwiderlief und von ihm korrigiert wurde. Wie zuvor schon in der Frage des im schlesischen Grenzraum gelegenen Hultschiner Ländchens, so forderte er auch im umstrittenen Gebiet von Eupen-Malmedy die Respektierung des Willens der deutschen Mehrheitsbevölkerung – beide Male ohne Erfolg.
1921 wurde Heinen Generalsekretär der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der Zentrumspartei. In enger Zusammenarbeit mit Hugo Mönnig (1864 – 1950), dem Vorsitzenden der KPV, trug er dazu bei, den kommunalpolitischen Anliegen der Zentrumspartei Gewicht zu verleihen: Die KPV wurde „bis 1933 zur größten und schlagkräftigsten kommunalpolitischen Organisation aller Weimarer Parteien“ (R. Moltmann).
Die Machtübernahme Hitlers hatte für den NS-Gegner Heinen von Jahr zu Jahr schlimmere Folgen. Beruflich immer stärker eingeschränkt, durfte er schließlich nur noch unpolitische Texte publizieren. Als bekannt wurde, dass er illegal für ein katholisches Nachrichtenbüro in den Niederlanden Berichte erstellte, wurde er im Februar 1941 verhaftet. 1942 erfolgte seine Verlegung als politischer Häftling ins KZ Sachsenhausen. Nach der im Frühjahr 1945 erfolgten Befreiung vom NS-Terror ernannte die britische Besatzungsmacht den unbelasteten Demokraten zum Landrat in Monschau und gewährte ihm 1946 die Hauptlizenz für die Kölnische Rundschau. Heinen zählte zu den Mitgründern der CDU im Raum Düren, achtete aber auf die parteipolitische Unabhängigkeit seines Verlags.
Abgesehen von seiner Aufbauleistung innerhalb der westdeutschen Presselandschaft ist erwähnenswert, dass Heinen als einer der ersten Nachkriegsverleger erkannte, „dass mit den publizistischen Möglichkeiten einer täglich erscheinenden Zeitung große Hilfe in der Region und der Nachbarschaft möglich wird“ (Eva-Maria Heinen). Nach früheren Hilfsaktionen rief er 1953 unter dem Motto „Glücklich durch Schenken – der Alten gedenken“ zu Spenden für alte Menschen auf. Im Blick hatte er sowohl die Mitbürger, die durch die Währungsreform Altersersparnisse verloren hatten als auch die vielen, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren durch Ausbombung, Flucht oder anderes Unglück in Not gerieten. Dank Heinens Initiative kam eine Spendenrekordsumme zusammen; die Rundschau-Altenhilfe wird bis heute von der Heinen-Familie fortgeführt. Die verlegerische Tradition des 1969 in Heimbach verstorbenen Reinhold Heinen repräsentiert derzeit sein Enkel Helmut Heinen. Er stand bis 2016 an der Spitze des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger und genießt als herausragende Persönlichkeit der Zeitungsbranche höchste Anerkennung.
Verfasser: Gregor Brand

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