Richard Jakoby (*11.09.1929 | † 09.07.2017)

Ehrenpräsident des Deutschen Musikrates aus Dreis

Am 09. Juli 2017, verstarb im Alter von 87 Jahren Richard Jakoby. Richard Jakoby gehörte zu den „Kindern der Eifel“. Aus Anlass seines Todes drucken wir das ursprünglich im Jahre 2012 in der Eifel-Zeitung erschienene Portrait nochmals ab.

Richard Matthias Jakoby wurde am 11.9.1929 in Dreis (Landkreis Bernkastel-Wittlich) geboren. In Klüsserath, wohin sein Vater als Lehrer inzwischen versetzt worden war, trat er Ostern 1936 in die Volksschule ein. 1937 siedelte die Familie nach Trier über; hier wurde er 1940 Schüler des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums.

Bei der herannahenden Westfront wurde der junge Schüler, der vorher während der Bombenalarme sanitätischen Hilfsdienst im Krankenhaus leistete, noch kurze Zeit im sogenannten Volkssturm zur Arbeit an Panzergräben und im Sanitätsdienst eingesetzt.

Als die Bevölkerung Triers wegen der Kriegsereignisse im Dezember 1944 die Stadt verlassen musste, zog die Familie wieder nach Dreis zurück, ohne den Vater, der 1940 an den Folgen des Krieges verstorben war. Da die Wohnung in Trier Ende 1944 durch Bomben zerstört wurde, blieb die Familie im Dreiser Geburtshaus. Hier erlebte Jakoby das Ende des Krieges, und von hier aus gestaltete er nach dem Kriege sein weiteres Leben.

1946 wurde er Schüler des Cusanus-Gymnasiums in Wittlich, wo ihn sein Musiklehrer Hans Langer musikalisch richtungsweisend betreute. Dort legte er 1949 die Reifeprüfung ab. Schon als Schüler und bis in die Studienzeit hinein fand er Beachtung als Chorleiter und gesuchter Klavierlehrer im Raum Mittelmosel/Eifel. Während der Beschlagnahmung des Dreiser Hauses durch die französischen Besatzungstruppen lebte und arbeitete er im Weingut seiner Kinheimer Klavierlehrerin Dora Henn.

Von 1949 bis 1954 studierte er in Mainz Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Romanische Philologie, Philosophie und Psychologie. Bis zum Erhalt des Gutenberg-Stipendiums finanzierte er sein Studium als Werkstudent, Chorleiter und Mitarbeiter der Studentenzeitung „Nobis“. Nach den Staatsexamina, der Promotion und der Referendarzeit war Jakoby Gymnasiallehrer in Wittlich und Mainz. Prägende Jahre waren dann ab 1962 die beruflichen Stationen in Mainz: Dozent am Hochschulinstitut, Dozent für Französisch an der Volkshochschule, Leiter der Jugendmusikschule, Direktion des Konservatoriums.

1964 folgte er der Berufung zum ordentlichen Professor an die Hochschule für Musik und Theater Hannover. Als Präsident leitete er die Hochschule bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1993 und ist seitdem ihr Ehrenbürger. 1976 hatte er zusätzlich einen Lehrauftrag in Musikwissenschaft an der Universität Hannover erhalten, die ihn 1981 zum Honorarprofessor ernannte. Begünstigt durch den Neubau der Hochschule entwickelte sich diese zu einer international angesehenen künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht und einem Studienangebot, das neben den traditionellen künstlerischen, wissenschaftlichen und pädagogischen Studiengängen auch innovative Angebote, zum Beispiel in der Journalistik und Medienforschung, umfasste.

Professor Jakoby war seit seiner Studienzeit auch als Musik- und Theaterkritiker für mehrere Zeitungen und Zeitschriften sowie als Mitarbeiter des Süddeutschen und des Westdeutschen Rundfunks aktiv. Er hat zahlreiche wissenschaftliche und kulturpolitische Arbeiten veröffentlicht, war und ist Herausgeber mehrerer Schriftenreihen, darunter der „Musikalmanach – Musikleben in Deutschland“, die Zeitschrift „Musik und Bildung“ und das „Musikforum“. Er war viele Jahre Mitglied und Präsident im Deutschen Musikrat und war seit 1988 dessen Ehrenpräsident. Seine Gutachten haben wesentlich zu inhaltlichen und strukturellen Reformen im Bereich der musikalischen Bildung beigetragen. Auf seinen Gutachten gründen auch entsprechende Initiativen in der Auswärtigen Kulturpolitik, besonders in Ländern der sogenannten Dritten Welt, wobei sich Jakoby vor allem um die Erhaltung der jeweiligen ethnisch-traditionellen Musik bemühte.

Als Referent für hochschulpolitische Fragen hat er über zwei Jahrzehnte bei der Westdeutschen Rektorenkonferenz und in anderen Gremien die Interessen der Kunst- und Musikhochschulen vertreten. Kulturpolitisch wirksam war er bis heute als Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, zum Beispiel im Goethe-Institut, in der Deutschen Stiftung Musikleben, im Kulturkreis des Bundesverbandes Deutscher Industrie, in der Kulturstiftung der Länder und weiteren Organisationen.

Professor Jakoby sind viele nationale und internationale Ehrungen zuteil geworden, darunter das Johannes-Gutenberg-Stipendium, der Niedersachsenpreis für Kultur, der Deutsche Musikpreis, die Ehrenplakette der Landeshauptstadt Hannover, das Große Bundesverdienstkreuz. Er war seit 1955 verheiratet mit Irmgard Mohr aus Wittlich und lebte in Hannover und Dreis.

Verfasser: Gregor Brand

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