Valentin Pfeifer

Unternehmer aus Düren

286_pfeifer_18_16Zwei Zuckerhüte wie Kirchturmspitzen: Das in bewusster Anspielung auf den Kölner Dom entworfene anschauliche Firmenlogo des Kölner Zuckerherstellers Pfeifer & Langen dürfte zu den bekanntesten deutschen Firmenlogos überhaupt zählen. Wer nicht gleich weiß, wie dieses Logo aussieht, mag sich in seiner Küche umsehen: Die Wahrscheinlichkeit, dort Zucker aus der vielfältigen Produktpalette der Gruppe Pfeifer & Langen mit den bekannten Markennamen Diamant Zucker und Kölner Zucker zu finden, ist sehr groß. Neben der unmittelbaren Verwendung in Privathaushalten spielen die Zuckerprodukte dieses Branchenriesen eine außerordentliche Rolle in all denjenigen industriellen Bereichen, wo Zucker verwendet wird. Der Ursprung dieses inzwischen fast 150 Jahre alten Unternehmens ist neben dem Namen des Kölners Erfinders und Industriellen Eugen Langen (1833-1895) vor allem mit der Unternehmerfamilie Pfeifer verbunden. Der 1838 in Düren geborene Valentin Pfeifer wuchs in einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie auf, wobei die unternehmerische Tradition mütterlicherseits noch deutlich stärker ausgeprägt war als bei den Vorfahren des Vaters. Valentins Mutter Emma Hoesch – erste Ehefrau seines Vaters Emil Pfeifer (1806-1889) – gehörte zur Nordeifler Unternehmer-Dynastie Hoesch. Als Tochter des Papierindustriellen Ludolf Matthias Hoesch (1788-1859) und der Stolbergerin Juliane Schleicher verfügte sie über enge verwandtschaftliche Verbindungen zu zahlreichen führenden Angehörigen des unternehmerischen Bürgertums der Region. Ihr Ehemann Emil war ein Zugezogener. Geboren in der Handelsmetropole Amsterdam als Sohn eines deutschen Kaufmanns und als Enkel eines Bauern aus dem unterfränkischen Spessartdorf Sommerau, hatte sich Emil Pfeifer nach dem Abitur durch Studium und Praktika gründliche Kenntnisse im kaufmännisch-industriellen Bereich – nicht zuletzt auch im Eisenhüttenwesen – erworben und war nach seiner Heirat mit der Dürener Unternehmertochter Emma Hoesch selbst Papierfabrikant geworden. Zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes Valentin zog die Familie Pfeifer von Düren nach Köln, „wo er das vom Vater ererbte Vermögen besser verwalten und vermehren zu können glaubte“, wie die Wirtschaftshistorikern Klara van Eyll feststellte. Emil Pfeifers Einschätzung war richtig: Durch umtriebige Tätigkeit in unterschiedlichen Branchen wurde der außergewöhnlich dynamische Emil Pfeifer zu einer prägenden rheinischen Unternehmerpersönlichkeit des
19. Jahrhunderts. Von folgenreicher Bedeutung für den Lebensweg seines Sohnes Valentin wurde Emil Pfeifers Interesse und pionierhaft frühes Engagement in der Zuckerindustrie. Im Kölner Vorort Ossendorf hatte Emil Pfeifer Ende der 1840er Jahre versuchsweise Runkelrüben anbauen lassen und war dann Teilhaber der größten Kölner Zuckerfabrik Carl Joest & Söhne geworden. Im Herbst 1851 wurde der erste Zucker aus Rüben gekocht, was als Beginn der rheinischen Rübenzuckerindustrie gilt. 1865 engagierte Emil Pfeifer den brillanten Ingenieur, Erfinder und Industriellen Eugen Langen als technischen Leiter für seine Zuckerrübenfabrik in Ossendorf und arbeitete fortan eng mit ihm zusammen. Das Triumvirat Emil und Valentin Pfeifer zusammen mit Eugen Langen gründete 1870 in Köln das Unternehmen Pfeifer & Langen, das sich in den folgenden Jahrzehnten eine führende Position in der Zuckerindustrie eroberte.

Erstaunlicherweise spielte das erfolgreich zusammenarbeitende Team Pfeifer und Langen nicht nur eine maßgebliche Rolle beim Aufbau der rheinischen Zuckerindustrie, sondern war auch noch in einem ganz anderen Bereich fundamental am deutschen Industriefortschritt beteiligt: 1872 wurden Emil und Valentin Pfeifer ebenso wie Langen Mitgründer der Gasmotorenfabrik Deutz AG. In dieser Fabrik, deren Aufbau und Aufstieg fundamental verbunden ist mit dem Wirken des Motorenpioniers Nicolaus August Otto (1832-1891), arbeiteten in jener technikhistorisch so entscheidenden Phase mit Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach zwei weitere legendäre Pioniere der Automobil- und Motorenentwicklung. Valentin Pfeifer hatte ebenso wie sein Vater Emil 100.000 Taler Grundkapital in dieses Gasmotorenunternehmen eingebracht, aus dem später die berühmten Klöckner-Humboldt-Deutz-Werke und die jetzige Deutz AG hervorgingen. Er blieb bedeutender Aktionär dieses Unternehmens, war aber ansonsten nicht aktiv an dessen Leitung beteiligt. Valentin Pfeifers persönliches Interesse galt stärker der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung eigener Güter und der Festigung des familiären Status im Großbürgertum der wilhelminischen Zeit. Mehrere repräsentative Bauten gehen ebenso auf seine Initiative zurück wie zwar eher unspektakuläre, aber für die Begünstigten doch hilfreiche Stiftungen und materielle Unterstützung. Der hochgeachtete Kommerzienrat Valentin Pfeifer starb im November 1909 in Köln. Aus seiner Ehe mit der in Berlin geborenen, aber teilweise aus der Eifel stammenden Hedwig Matzerath waren vier Kinder hervorgegangen. Der älteste Sohn Max Valentin starb als Kleinkind an einer Infektionserkrankung, die anderen Pfeifer-Kinder heiraten in wohlhabende Familien des Rheinlandes ein. Ω

Verfasser: Gregor Brand

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