Dieselskandal

Im deutschen Bundestag sind 631 Abgeordnete, rund 780 Lobbyisten haben per Hausausweis freien, unkontrollierten Eintritt zu den Parlamentariern. Ist es da verwunderlich, dass, wie aktuell beim Dieselskandal unsere Politiker als erstes die Interessen der Wirtschaft vertreten?

Die Autobosse haben wissentlich, die Abgaswerte manipuliert. Das ist kriminell. Der Schaden, nicht nur für Besitzer von Dieselautos, Umwelt, sondern auch für die Demokratie ist enorm. Aber darüber wurde schon viel berichtet. Deshalb möchte ich mal andere, nicht weniger wichtige Punkte betrachten, zum Beispiel ÖPNV. Über zig Wahlperioden haben die Grünen und nachfolgend auch die diesbezüglich rhetorisch hinterherlaufende Politikerkaste anderer Parteien den Ausbau des ÖPNVs gepredigt. Was herausgekommen ist, sieht man an den Staus auf Autobahnen und Innenstädten. Dabei gibt es schon seit 2002 eine von der Universität Bochum entwickelte, serienreife Alternative, das CargoCap, siehe: https://www.youtube.com/watch?v=Ygz33Wyha-g

Statt diese „deutsche“ Technologie konsequent zu verfolgen und umzusetzen, denkt man nur in Kleinklein und überläßt den Fortschritt wie beim Transrapid und anderen Technologien sehr wahrscheinlich wieder den Chinesen. Stattdessen trommeln die Grünen für den ÖPNV- auch auf dem Land. Das ist typisches Dahergeplapper, nur um das eigene Wahlvolk zu befriedigen. Damit ÖPNV von der breiten Masse angenommen wird, ist die Voraussetzung weitreichenderer Angebote als unbequeme Busse zu nutzen. Außerdem kann ÖPNV nur in Städten und Ballungsgebieten funktionieren.

An einem Beispiel möchte ich ein Konzept zur Diskussion stellen. So dürften nur Autos mit Sonderausweis, Lieferanten, E-Taxi, Krankenwagen, Anwohner etc. in die Innenstadt Alle anderen parken gegen geringe Gebühr auf überdachten, bewachten Park&Ride- Plätzen vor der Stadt.

Der Transfer in die Stadt in bequemen, klimatisierten Bussen (für Touristen als Attraktion könnten auch Pferdedroschken bereitstehen) ist kostenlos. Wichtig: Ein vom Einzelhandel organisierter Zustelldienst (Kundenservice, Kundenbindung) bringt wegen der Schlepperei den Einkauf gegen Minigebühr innerhalb 30 Minuten an den betreffenden P+R. Dort wird er in Boxen gelagert und, kann mit einem Code geöffnet und abgeholt werden. So könnte moderner ÖPNV aussehen. Die Bilanz: Weniger Kranke = weniger kranke Menschen, Straßen und Umweltschäden (die sonst von der Allgemeinheit getragen wird) gleich weniger Kosten. Also eine Win-Win-Situation.

Das aber wäre nur ein kleiner Schritt von vielen, denn (wie Frau Jordan schrieb) wird das große Problem Hochseeschiffahrt nicht angepackt. Rund 90.000 Schiffe fahren auf den Weltmeeren. Allein die 15 größten Schiffe (Treibstoff Schweröl) stoßen laut NABU pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos. Schadstoffe die wir täglich einatmen, weil sie nicht vor Ländergrenzen halt machen. Bevor man jetzt den Dieselfahrer schröpft, sollte man erst mal die großen Probleme anpacken. Aber die 780 Lobbyisten bestimmen wo‘s lang geht. Bürger, Du hast es in der Hand, dies zu ändern.

Hans-Joachim Selzer, Bernkastel-Kues

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