Sparkasse-EMH-Schließungen!

Es war einmal eine Zeit, in der Menschlichkeit, Vertrauen, Hilfsbereitschaft und Ähnliches noch gefühlt und gelebt wurden. Dann kam die Zeit, in der die Angst und ihre Macher begannen, diese wundervollen, menschlichen Eigenschaften, des Geldes wegen auszuschlachten und als kalte Vermarkungswerkzeuge zu nutzen. Bis hin zur heutigen Zeit, in der die „zivilisierte“ Menschhheit so verängstigt, manipuliert und in einen so winzigen Handlungsspielraum gedrängt ist, dass sie zwischen etwas wirklich gut Gemeintem und dem berechneten, rücksichtslosen Vorteilsdenken kaum noch wahrhaft unterscheiden kann. Und dabei bedarf es in allen Lebensbelangen, zur neutralen Meinungsbildung, nur einer einzigen Frage: „Dient die anstehende Entscheidung oder Vorgehensweise dem Wohle aller Beteiligten oder hat jemand einen speziellen Vorteil davon?“

So wurde aus einer human-gesellschaftlich-kommunalen Idee und Verpflichtung (soweit sinngemäß der ehemalige Gründungsgedanke des Sparkassenverbandes), welche auf einer bürgernahen, kundenfreundlichen und serviceorientierten Leistung basierte, im Laufe von nur wenigen Generationen, eine bürgerfremde und immer mehr kundenfeindlich agierende Geldverwaltungsinstitution, die sich den großen Haien im Geldmeer anpasst, nur weil sie attraktiv sein und mitschwimmen will. So schöne Worte/Eigenschaften wie z. B. Freudlichkeit, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, fühlen sich heute in fast allen Branchen, in denen guter Service wichtig sein sollte, leer und gespielt an – lange schon werden sie nur noch als Alibi oder Verkaufstaktik benutzt. Ähnlich wie in der Politik, auch hier wird über alle Köpfe hinweg vorbildlich gezeigt, dass es auf die verantwortungslose Weise funktioniert – aber wie lange noch?

Leider lassen sich von einem System abhängig gemachte Menschen fast alles gefallen heißen.  Es ist trauriger- weise sogar gut, solange sie damit umgehen können. Dem gegenüber testen die „Entscheider“ aus, wie weit das Ausbeuterspiel zu treiben ist – modernen Maßstäben angepasst – Hauptsache die erwirtschafteten Ergebnisse erfüllen die angestrebten Ziele, weil man ja konkurrieren muss. Hinzu kommt die moderne, technikverseuchte Welt, in der auch Sparkassen z. B. keinerlei Rücksicht auf die Computer-Terminal-Tauglichkeit von alten oder behinderten Menschen nehmen. Wer Kunde sein will, muss die angebotene „Soft- und Hardware“ beherrschen, ansonsten wird auf ihn verzichtet – fertig! Langfristig die Abschaffung des Bargeldes im Visier! Werden wir nicht schon viel zu oft in den verschiedensten Lebensbereichen rücksichtslos in derartige Systeme gezwungen?

Und wie heute üblich, „müssen“ Unternehmen, die etwas darstellen wollen, expandieren, fusionieren, rationalisieren. Inzwischen kann man es in jeder Größenordnung beobachten, wie sich diese oft fragwürdigen Konstrukte kaputtwachsen, während sich der wahre Kern dieses Verhaltens hinter einer Glitzerfassade versteckt. Meist weiss dort die linke Hand nicht, was die Rechte tut und Mobbing gehört zur Tagesordnung, während sich das Management dem Kontrolling unterzieht. Sind es wirklich noch Menschen, die in solchen Systemen arbeiten, oder eher ängstliche Kreaturen, die in streng kontrollierten Schablonen funktionieren und überwiegend wegen eines kleinen Gehalts um ihren Job bangen? So auch bei den Sparkassen, die hinter egoistischer Brille ganz einfach ihre Zweigstellen schließen um ihre Bilanzen zu schönen! Mitarbeiter werden zwar vorerst übernommen, doch im nächsten Schritt entlassen. Wetten dass! In der Not mit Blick auf die oberste Priorität: „Gewinnmaximierung“!

Längst werden Bankangestellte nebenbei „weitergebildet“ … zu Dienstleistungs- und Versicherungsverkäufern. Am Schalter locken zwar Provisionen, doch innerlich schämen sie sich und zittern unbewusst in ihren seriös wirkenden Anzügen und Kostümen, weil ehemals festgeschriebene, humane Wertvorstellungen, in der Praxis keinerlei Bedeutung mehr haben. Seltsamerweise beginnt der BIC-Code der EMH-Fusion sehr treffend mit der Buchstabenkombination… „MALADE“ (frz.= krank!) Was nützt es, wenn ein Mann lokaler Politik einen ellenlangen Leserbrief veröffentlicht, dessen Inhalt – rhetorisch gekonnt – lediglich zeigt, wie in einer langen Rede zwar die gesamte Problematik erwähnt, aber nichts dazu gesagt wird? Sehe ich etwa manche Leser an dieser Stelle beipflichtend schmunzeln?

Ein gesunder Menschenverstand, der die Augen nicht vor der Wahrheit verschließt, kann sehen, was unaufhaltsam auf uns zu kommt: Wahrheit, die seit langem ankündigt, dass die gesamte Finanzwelt in ihrer heutigen Form sehr bald zusammenbricht. Seit Jahren wird der Crash von höchster, politischer Ebene künstlich aufgeschoben, denn wir waren schon viel näher dran als wir ahnen! Ist es nicht eine wohltuende Vorstellung für das neue, noch junge Jahr, dass aus diesem Chaos Alternativen entstehen können, die der Menschheit wahrhaft dienen?

Stefan Hemgesberg
Winzermeister und Kaufmann,
Mülheim, Mosel

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