Zwei Tage Unterricht mal anders – Lehrer bilden sich am Nürburgring fort

Wirtschaft, Ökologie und Soziales = Nachhaltigkeit

Meuspath. Regen, Nebel, Kühle und Sonnenschein – der für die Eifel zu dieser Jahreszeit passende Wettermix war der äußere Rahmen für die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern aus dem gesamten Rheinland-Pfalz in der Hocheifel.
Schulleiterin Christa Killmaier-Heimermann konnte im Erich-Klausener-Gymnasium eine „Klasse“ mit Lehrkräften und Referenten aus dem Pädagogischen Landesinstitut (Peter Heppel) in Speyer und aus dem Umweltministerium in Mainz (Peter Heil) sowie Guido Nisius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, begrüßen. Mit dabei auch der langjährige Lehrer Winfried Sander, der als Kenner der Situation um den Nürburgring die Organisation vor Ort und die inhaltliche Leitung übernommen hatte.

Foto: Martin Schober/Manthey-Racing

Der Nürburgring? Er bietet mehr als „nur“ Motorsport: Er bietet Arbeitsplätze und stärkt die Struktur des Raumes, erzeugt zudem zusätzliches Einkommen über Nebentätigkeiten, bietet für viele ein attraktives touristisches Ziel. Zugleich schafft er Probleme: gelegen im ländlichen Raum und damit für die Besucher und Zuschauer von Veranstaltungen über öffentliche Verkehrsmittel schwer bis nicht zu erreichen, zudem beansprucht er sehr viel Raum und versiegelt Flächen. Die Auswirkungen verändern den lokalen Wasserhaushalt und erfordern angemessene Ausgleichsmaßnahmen in der Natur. Nicht zuletzt spielen immer  auch soziale Fragen eine Rolle, etwa zum Sinn von Motorsportveranstaltungen und den Folgen im alltäglichen Straßenverkehr, die Liste der Belastungen ist lang. Alle diese Aspekte gilt es nach Auftrag der gesetzlichen Vorgaben in der Bildung an Schulen, in der Lehrerbildung und in der Lehrerfortbildung zu berücksichtigen und aufzuarbeiten.

Bürgermeister Nisius stellte sich im lebendigen Dialog mit Bravour den Fragen von Sander und konnte sich am Ende des Beifalls der Teilnehmer sicher sein. Der einführenden und digital unterstützten Präsentation von Sander zum Thema „Hocheifel/Nürburgring“ folgte eine Exkursion zum Gewerbepark in Meuspath, dort speziell zum Unternehmen Manthey-Racing. Der Werkstattleiter Martin Schober erläuterte gekonnt dessen Firmenphilosophie und Geschäftsfelder. Ein kurzer Blick in den Ferienpark in Drees mit Erläuterungen zur Historie des Gewerbeparks mit inzwischen etwa 250 Arbeitsplätzen rundete den dortigen Einblick ab.
Der anschließenden Rundgang am Nürburgring begann mit dem Boulevard, den die Gruppe an diesem Tag ganz allein „genießen“ konnte. Die abschließende Auswertung ergab von einer Kollegin die Beschreibung „bedrückende Düsternis“. Nicht zuletzt vor dem Wissen um die vielen Millionen EURO, die hier in Gebäude mit Beton, Metall und Glas gegossen wurden und jetzt vielfach ihrer weiteren Verwendung harren.
Der Weg am stillgelegten „Ring-Racer“ vorbei und der Gang durch das leere „Eifeldorf“ konnten diesen Eindruck der Kollegin nicht mehr wettmachen.
Umso erstaunlicher für die Teilnehmer, dass nach dem Finanzierungsdebakel mit Insolvenz und dem zunächst missglücktem Verkauf jetzt bessere Zeiten anzubrechen scheinen – alles betrachtet vor dem Hintergrund, dass nach der Investition von fast einer halben Milliarde EURO die Anlage für 77 Millionen Euro „verscherbelt“ worden ist. Für den Erwerber sollte dieses „Schnäppchen“ Geld einbringen – sollte angenommen werden können!
Dem in gewisse Weise städtischen Charakter dieses Teils von Nürburg setzte Sander eine geologische und kulturhistorische Abendwanderung auf die Hohe Acht und eine morgendliche Exkursion entlang des Wirftbaches und auf die „Quiddelbacher Höhe“ entgegen. Der Wirftbach wurde Mitte der 1990er Jahre als Ausgleich für den Eingriff in Natur und Landschaft wegen des Baus des Fachsicherheitszentrums I renaturiert. Die „Renaturierung“ der Quiddelbacher Höhe war Ende der 1990er Jahre Ausgleich für den dauerhaften Eingriff in Natur und Landschaft durch das jährliche 24-Stunden-Rennen. Durch den Antrag von Walter Schmitz, damaliger Ortsbürgermeister in Quiddelbach, wurde die Fläche Anfang der 2000er Jahre zum Naturschutzgebiet aufgewertet
Der abschließende Teil der Fortbildung war dem Transfer der Erkenntnisse aus der Hocheifel in die Analyse des eigenen schulischen Raumes der Teilnehmer gewidmet. Eine wichtige Frage: Wie lässt sich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) mit den Aspekten, Ökologie, Ökonomie und Soziales an Hand dieses Beispiels in den eigenen Unterricht integrieren? Eine kritische Auswertung der beiden Tage schloss die Veranstaltung mit sehr positivem Ergebnis für alle Beteiligten ab.

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