EZB plant Datenmonster

Genossenschaftsbanken in der Region Trier: Verbraucher zahlen die Zeche

„Will die EZB gläserne Bankkunden?“ Das fragt sich Michael Hoeck, Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank eG in Wittlich. Stein des Anstoßes ist ein umfangreiches Kreditregister, geplant von der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Genossenschaftsbanken in unserer Region müssten damit – wenn man den aktuellen Bestand als Richtwert nimmt – etwa 24.000 Kredite an die Zentralbank melden“. Das sei eine Vervielfachung der Meldepflichten gegenüber dem heute in Deutschland geltenden Standard, erklärt Rainer Berlingen, Vorstandsmitglied der Volksbank Eifel Mitte eG in Prüm. „Am Ende, zahlen die Kunden die Zeche in Form höherer Kreditkosten.“

Am 29. Januar ist eine schriftliche Anhörung der EZB zum geplanten Kreditregister namens „AnaCredit“ zu Ende gegangen. Ab Anfang 2018 sollen Banken Daten zu Krediten ab 25.000 Euro melden, und zwar mit etwa 100 Datenfeldern für jeden Kredit. Dazu Norbert Friedrich, Vorstandsmitglied der Volksbank Trier eG: „Weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird hier ein Datenmonster geschaffen. Es macht die Kreditvergabe deutlich bürokratischer. Und datenschutzrechtlich ist dieses massenhafte Abgreifen von Daten mehr als fragwürdig.“ Hier gehe es auch um vertrauliche Informationen, zum Beispiel über kleine mittelstän-dische Firmenkunden.

Ein Mehrwert für die Finanzstabilität sei bei AnaCredit zweifelhaft. Hoeck: „Wir wollen keinen gläsernen Kunden, wir wollen keine weitere Belastungen für unsere Kreditnehmer. Die EZB darf nicht klammheimlich Fakten schaffen“. Stattdessen müsse sie die Einwände von Wirtschaft und Privatpersonen dringend ernst nehmen. „Am besten wäre es, wenn dieses Projekt so schnell wie möglich beerdigt würde“.

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