So kann ärztliche Versorgung auf dem Land funktionieren

Manderscheid. Die Fakten und Rahmenbedingungen der ärztlichen Versorgung auf dem Land sind bei der Politik, der Landesärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Hausärzteverband bekannt. In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 2706 ausgebildete Hausärzte (Allgemeinmediziner).Das Durchschnittsalter beträgt 56 Jahre. 37 % dieser Ärzte sind älter als 60 Jahre. Bedeutet: bis 2022 müssen 1.678 neue Hausärzte (62%) ausgebildet und nachbesetzt werden.
Was das im ländlichen Raum wie beispielsweise der Eifel-Mosel-Region bedeutet, erleben wir bereits heute. Immer mehr „Landärzte“ gehen in Ruhestand, ohne einen Praxisnachfolger gefunden zu haben.

Dr. Irmgard Stippler

Wie man dieser Entwicklung entgegen wirken kann, hat der Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin und Diabetologe Dr. med. Matthias Schilling (vormals praktizierender Arzt in Wittlich) eindrucksvoll vorgemacht. Der Allgemeinmediziner hat geeignete Räume für die Realisierung seiner Vision gesucht und ist in Manderscheid – mitten im „Gesundland Vulkaneifel“ – fündig geworden. Schilling hat das leerstehende Rathaus gekauft, auf eigene Rechnung von heimischen Handwerkern innerhalb drei Monaten auf Vordermann bringen lassen und kurzerhand zu einem funktionalen Rathaus für Medizin und Gesundheit umgestaltet. Drei Ärzte, ein Schulungszentrum für Diabetes und Gesundheit und eine Praxis für Physiotherapie befinden sich mitten in Manderscheid unter einem Dach. Schilling sagt zurecht, dass Ärztehäuser wie das Rathaus der Gesundheit ganz speziell für junge Ärzte sehr attraktiv sein können. Wie Recht er hat. Inzwischen liegen ihm schon drei Bewerbungen vor.
Zur offiziellen Eröffnung am 1. April 2017 konnte der Allgemeinmediziner und Visionär neben der regionalen Ärzteschaft die rheinland-pfälzischen Entscheider des Gesundheitswesens im Rathaus für Medizin und Gesundheit in Manderscheid begrüßen. Allen voran die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Vorstandsvorsitzende der AOK im Land Dr. Irmgard Stippler,  den Vorsitzenden des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz Dr. Burkhard Zwerenz, den Präsidenten der Landesärztekammer Dr. Günther Matheis und Dr. Peter Heinz, den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Land. Auch zahlreiche Vertreter der Kommunal- und Bundespolitik, darunter der Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder/CDU, Verbandsbürgermeister Denis Jung und Stadtbürgermeister Günter Krämer.

Dr. Schilling verzichtete auf einen offiziellen Festakt. Viel mehr wollte er die Gunst der Stunde nutzen und den hochkarätigen Besuch zu einem Symposium mit dem Thema „Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land“ einladen. Es ist ihm mit Bravour gelungen.

Dr. Peter Heinz

Schillings „Wunschliste“ an die Entscheider war lang. Das Thema „Numerus clausus“ sollte man überdenken oder gar abschaffen, ebenso sollten man in Zukunft auch die soziale Kompetenz junger Studienbewerber abfragen. Zum Thema „Praktiker versus Theoretiker“ wünscht sich Schilling einen Bonus für Ärzte, die aufs Land ziehen, Quereinsteigern sollten gefördert werden. Die Papierflut und Kontrollen seitens der Krankenkassen sollte reduziert, vereinfacht und teilweise transparenter gemacht werden. Die Kassenärztliche Vereinigung sollte als ureigentliche Vertreter der Ärzteschaft nicht als Abrechnungs-, Kontroll- und Bestrafungsorgan empfunden werden. Das KV-System schreckt Ärzte eher ab, als zu werben.

 

Die Gesundheitsministerin freute sich über die sinnvolle Nachnutzung des Rathauses. Sie bezeichnet es als ein ganz besonderes Beispiel für Rheinland-Pfalz. Sie weist auch darauf hin, dass inzwischen 70% der Medizinstudenten Frauen sind. Die Ministerin hat bekannt gegeben, dass am vergangenen Freitag gemeinsam Bund und Länder den neuen Masterplan „Ärztliche Ausbildung 2020 verabschiedet haben. Darin sind 41 Maßnahmen festgeschrieben, die dem Ärztemangel entgegenwirken sollen. Beispielsweise wird künftig eine zielgerichtetere Auswahl der Studienbewerber möglich sein, Allgemeinmedizin wird Pflicht-Prüfungsfach. Es wird eine feste Landarztquote für Studierende geben, die sich verpflichten, auf dem Land zu praktizieren. Die Ministerin bezeichnet das Rathaus der Gesundheit als eine „Lokale Zukunftswerkstatt der Ärztlichen Versorgung“. Der Trend zu größeren Praxen in zentraler Lage sei deutlich spürbar. Sie wünscht Dr. Schilling viel Erfolg mit dem neuen Praxis-Modell.

Bürgermeister Denis Jung sagte: „Heute ist ein guter Tag für Manderscheid und die Bürger in der Region“. Er bemerkte in diesem Zusammenhang, dass in der Verbandsgemeinde seit einem Jahr ein Bürgerbus im Einsatz sei und inzwischen über 1.000 Fahrgäste davon Gebrauch gemacht haben. Junk sagt aber auch, dass man heute mit Geld allein keinen Arzt aufs Land locken kann. Die Infrastruktur muss passen. Natürlich gehört auch eine gehörige Portion Herzblut dazu.

Für die Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz zählt vor allem der Mut zum Querdenken neuer Ideen, verantwortungsvolle Partnerschaften, die Einbindung der Bürgern und belastbare Netzwerke, die zum Erfolg beitragen. Ihrer Meinung nach bedarf es einer Weiterbildungsordnung für Mediziner, Gesundheitszentren sollten als Herzstück regionaler und überregionaler Versorgungsnetze dienen. Ebenso kann die Telemedizin künftig Engpässe, zeitlicher und personeller Art entlasten.

Dr. Günther Matheis

Das Durchschnittsalter beträgt 56 Jahre. 37 % dieser Ärzte sind älter als 60 Jahre. Bedeutet: bis 2022 müssen 1.678 neue Hausärzte (62%) ausgebildet und nachbesetzt werden.
Was das im ländlichen Raum wie beispielsweise der Eifel-Mosel-Region bedeutet, erleben wir bereits heute. Immer mehr „Landärzte“ gehen in Ruhestand, ohne einen Praxisnachfolger gefunden zu haben.

Wie man dieser Entwicklung entgegen wirken kann, hat der Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin und Diabetologe Dr. med. Matthias Schilling (vormals praktizierender Arzt in Wittlich) eindrucksvoll vorgemacht. Der Allgemeinmediziner hat geeignete Räume für die Realisierung seiner Vision gesucht und ist in Manderscheid – mitten im „Gesundland Vulkaneifel“ – fündig geworden. Schilling hat das leerstehende Rathaus gekauft, auf eigene Rechnung von heimischen Handwerkern innerhalb drei Monaten auf Vordermann bringen lassen und kurzerhand zu einem funktionalen Rathaus für Medizin und Gesundheit umgestaltet. Drei Ärzte, ein Schulungszentrum für Diabetes und Gesundheit und eine Praxis für Physiotherapie befinden sich mitten in Manderscheid unter einem Dach. Schilling sagt zurecht, dass Ärztehäuser wie das Rathaus der Gesundheit ganz speziell für junge Ärzte sehr attraktiv sein können. Wie Recht er hat. Inzwischen liegen ihm schon drei Bewerbungen vor.

Zur offiziellen Eröffnung am 1. April 2017 konnte der Allgemeinmediziner und Visionär neben der regionalen Ärzteschaft die rheinland-pfälzischen Entscheider des Gesundheitswesens im Rathaus für Medizin und Gesundheit in Manderscheid begrüßen. Allen voran die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Vorstandsvorsitzende der AOK im Land Dr. Irmgard Stippler,  den Vorsitzenden des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz Dr. Burkhard Zwerenz, den Präsidenten der Landesärztekammer Dr. Günther Matheis und Dr. Peter Heinz, den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Land. Auch zahlreiche Vertreter der Kommunal- und Bundespolitik, darunter der Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder/CDU, Verbandsbürgermeister Denis Jung und Stadtbürgermeister Günter Krämer.

Dr. Schilling verzichtete auf einen offiziellen Festakt. Viel mehr wollte er die Gunst der Stunde nutzen und den hochkarätigen Besuch zu einem Symposium mit dem Thema „Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land“ einladen. Es ist ihm mit Bravour gelungen.

Dr. Burkhard Zwerenz

Schillings „Wunschliste“ an die Entscheider war lang. Das Thema „Numerus clausus“ sollte man überdenken oder gar abschaffen, ebenso sollten man in Zukunft auch die soziale Kompetenz junger Studienbewerber abfragen. Zum Thema „Praktiker versus Theoretiker“ wünscht sich Schilling einen Bonus für Ärzte, die aufs Land ziehen, Quereinsteigern sollten gefördert werden. Die Papierflut und Kontrollen seitens der Krankenkassen sollte reduziert, vereinfacht und teilweise transparenter gemacht werden. Die Kassenärztliche Vereinigung sollte als ureigentliche Vertreter der Ärzteschaft nicht als Abrechnungs-, Kontroll- und Bestrafungsorgan empfunden werden. Das KV-System schreckt Ärzte eher ab, als zu werben.

Die Gesundheitsministerin freute sich über die sinnvolle Nachnutzung des Rathauses. Sie bezeichnet es als ein ganz besonderes Beispiel für Rheinland-Pfalz. Sie weist auch darauf hin, dass inzwischen 70% der Medizinstudenten Frauen sind. Die Ministerin hat bekannt gegeben, dass am vergangenen Freitag gemeinsam Bund und Länder den neuen Masterplan „Ärztliche Ausbildung 2020 verabschiedet haben. Darin sind 41 Maßnahmen festgeschrieben, die dem Ärztemangel entgegenwirken sollen. Beispielsweise wird künftig eine zielgerichtetere Auswahl der Studienbewerber möglich sein, Allgemeinmedizin wird Pflicht-Prüfungsfach. Es wird eine feste Landarztquote für Studierende geben, die sich verpflichten, auf dem Land zu praktizieren. Die Ministerin bezeichnet das Rathaus der Gesundheit als eine „Lokale Zukunftswerkstatt der Ärztlichen Versorgung“. Der Trend zu größeren Praxen in zentraler Lage sei deutlich spürbar. Sie wünscht Dr. Schilling viel Erfolg mit dem neuen Praxis-Modell.

Bürgermeister Denis Jung sagte: „Heute ist ein guter Tag für Manderscheid und die Bürger in der Region“. Er bemerkte in diesem Zusammenhang, dass in der Verbandsgemeinde seit einem Jahr ein Bürgerbus im Einsatz sei und inzwischen über 1.000 Fahrgäste davon Gebrauch gemacht haben. Junk sagt aber auch, dass man heute mit Geld allein keinen Arzt aufs Land locken kann. Die Infrastruktur muss passen. Natürlich gehört auch eine gehörige Portion Herzblut dazu.

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-
Lichtenthäler und Dr. med. Matthias Schilling

Für die Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz zählt vor allem der Mut zum Querdenken neuer Ideen, verantwortungsvolle Partnerschaften, die Einbindung der Bürgern und belastbare Netzwerke, die zum Erfolg beitragen. Ihrer Meinung nach bedarf es einer Weiterbildungsordnung für Mediziner, Gesundheitszentren sollten als Herzstück regionaler und überregionaler Versorgungsnetze dienen. Ebenso kann die Telemedizin künftig Engpässe, zeitlicher und personeller Art entlasten.

Für Dr. Matheis, den Präsident der Landesärztekammer ist das Rathaus der Gesundheit in Manderscheid ein absolut innovativer Schritt mit einer zukunftsweisenden Versorgungsvielfalt. Ohne Arzt würde eine Gemeinde wie Manderscheid an Attraktivität verlieren. Matheis: „Arzt sein bedeutet, mitten im Leben zu arbeiten“. Matheis wies auch darauf hin, dass medizinische Studienplätze zwar die teuersten sind, aber man nicht umhin komme, die Zahl der Studienplätze zu erhöhen. Nur „Numerus clausus Bewerber“ einen Studienplatz zu geben, reicht heute allein nicht mehr aus.

Dr. Zwerenz, der Vorsitzende des Hausärzteverbandes und selbst Hausarzt mit Leib und Seele weist darauf hin, dass nur etwa 30-40 Ärzte pro Jahr die Facharztprüfung machen. Das sei viel zu wenig.
Für Zwerenz ist der Ärztemangel auf dem Land entstanden, weil man als Hausarzt 24 Stunden am Tag, in der Regel sieben Tage die Woche erreichbar sein soll. Das ist heutzutage nicht mehr denkbar und der nachrückenden Generation auch nicht mehr vermittelbar. Studierende sehen meistens nur die Uni von innen. Studierende müssten auch mal für einige Zeit in die Landarztpraxen kommen und dort das Arztsein live miterleben. Oft versorgen Landarztkollegen ganze Familiengenerationen. Zwerenz: „Hausarzt ist die Königsdisziplin“. Sein Vorschlag findet unter den Anwesenden reichlich Zustimmung und jede Menge Applaus.

Abt Johannes von Kloster Himmerod hat gemeinsam mit dem neuen Hausherr Dr. Mathias Schillling die Räumlichkeiten eingesegnet.

Dr Peter Heinz, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) machte deutlich, dass Geld in diesem Geschäft sehr wohl eine bedeutende Rolle spielt. Die KV ist dafür verantwortlich, dass die rund 7.000 Ärzte in Rheinland-Pfalz für ihre Leistungen bezahlt werden. Dafür stehen der KV jährlich 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Summe reicht leider nicht aus. Weil es immer wieder Ärzte gibt, die irgendwelche Leistungen abrechnen, die nicht abzurechnen sind, hat die KV gezwungenermaßen auch eine Kontrollfunktion. Heinz betont aber auch, dass man seitens der KV in Versorgungsgebieten ohne Arzt eine Praxis als KV eröffnen würde und Ärzte dort anstellen werde, falls es zu dieser Situation käme. Noch sei die Situation nicht so.

Dr. Heinz weist auch darauf hin, dass der Einstieg in die kassenärztliche Versorgung längst kein Job mehr für das gesamte Leben ist. Von den 3607 Neueinsteigern zwischen 2005 und 2015 haben 618 Ärzte durchschnittlich nach drei Jahren ihren medizinischen Auftrag quittiert und sind in die freie Wirtschaft gewechselt. Meistens nicht wegen dem Geld. Geregelte Arbeitszeiten montags bis freitags und die Attraktivität des Lebensmittelpunktes lauten die Argumente. Außerdem wollen über 60 % der Neueinsteiger als Arzt in einem Angestelltenverhältnis arbeiten.

Alles in Allem war es am vergangenen Samstag ein hochinteressantes Symposium in Manderscheid. Der Arztberuf befindet sich Wandel. Ganz besonders deutlich wird das bei der Situation der Hausärzte auf dem Land. Alle Beteiligten sollten das Thema sehr ernst nehmen und mit zukunftsweisenden Lösungen die Weichen für die Zukunft stellen. Es ist Fünf vor Zwölf !
Wie ärztliche Versorgung auf dem Land funktionieren kann, wird in Manderscheid seit Montag, 03. April 2017 – 07:30 Uhr praktiziert. Im Manderscheider Rathaus ist wieder Leben eingekehrt, viel Leben !

 

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