Damit der Glaube gelebt werden kann

300 Menschen kommen zu Resonanzveranstaltung nach Prüm

Prüm – Das Thema Identität in den Pfarreien der Zukunft hat im Mittelpunkt der Resonanzveranstaltung am 24. Mai in Prüm gestanden. Gut 300 vor allem ehrenamtlich Engagierte, aber auch hauptamtlich Mitarbeitende und Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und in die von Nicole Stockschlaeder und Dr. Thorsten Hoffmann moderierten Diskussion einzubringen.

Michael Fischer aus Waxweiler brachte es für viele Anwesenden auf den Punkt: Er könne nicht verstehen, warum teils 1000 Jahre alte Pfarreien aufgelöst werden sollen. Die Menschen, gerade in der Eifel, identifizierten sich mit den Pfarreien: „Bitte nehmen Sie uns unsere Identität nicht weg.“ Er und andere Teilnehmer formulierten die Sorge, dass in den großen Räumen die Seelsorge auf der Strecke bleibe und forderten, die hauptamtlichen Mitarbeiter auch weiterhin in die Fläche zu schicken und nicht an einem zentralen Ort zu versammeln. Auch um das Engagement der Ehrenamtlichen zeigten sich mehrere Teilnehmer besorgt. Wie sie unterstützt würden und ob es in der Pfarrei der Zukunft noch Räte gebe, waren ebenso Fragen wie die nach den Finanzen der Pfarreien.

Dr. Gundo Lames vom Bischöflichen Generalvikariat betonte, die Pfarrei der Zukunft sei kein Zentralisierungsmodell. So werde es keinesfalls etwa nur noch an einem Ort Gottesdienste geben. Stattdessen sollten sich viele Orte kirchlichen Lebens herausbilden. Die Pfarrei der Zukunft brauche neue Bilder, erklärte er. Beispiele für neue Formen der Kooperation stellten der Jugendliche Mario Marten und Gemeindereferent Stefan Becker mit der „Hütte zwischen den Maaren“ Gillenfeld und Pastoralreferentin Vanessa Lay sowie Gemeindereferent Markus Göbel mit dem „Dauner Viadukt von Jung bis Alt“ vor. In Daun wird „intergenerativ“, also unter Einbeziehung aller Generationen gearbeitet. Und in Gillenfeld habe man die Perspektivwechsel der Synode schon aufgegriffen, sagte Becker: „Wir fragen die Jugendlichen: Was braucht ihr? Was habt ihr für Talente? Wir verbinden uns mit anderen Gruppen und Gemeinschaften und arbeiten demokratisch.“ Diese Mitgestaltung von der Taufwürde her sei eine Grundbewegung der Synode, sagte Lames. Die Rahmenbedingungen hätten sich jedoch geändert. Es gelte zu schauen, welche Menschen und Orte für eine kirchliche Sozialisation heute gebraucht würden. „Wo finden beispielsweise Jugendliche Orte, an denen sie Gott begegnen können?“

Dechant Clemens Grünebach (Leiter der Teilprozessgruppe Raumgliederung) stellte die Kriterien vor, nach denen der Entwurf für die Pfarreien der Zukunft entstanden ist. Er erinnerte daran, dass die weiten pastoralen Räume errichtet werden sollen, „damit die Perspektivwechsel einen angemessenen strukturellen Rahmen haben“. Er stellte klar, dass es nicht um Zentralisierung gehe. So solle der Pfarrort als Sitz der Verwaltung vor allem ein effizientes Arbeiten gewährleisten. Die Pfarreienstruktur biete den Rahmen für das breite kirchliche Leben – und das entscheide sich „am Wirken und Engagement der Getauften“ und hänge nicht nur von den Priestern oder hauptamtlich Mitarbeitenden ab: „Die Pfarrei der Zukunft tickt anders.“ Der geschäftsführende Dekanatsreferent Johannes Eiswirth (Dekanat Westeifel) ermutigte die Menschen, ihre Identität nicht in der Pfarrei zu suchen: „Wir sind doch die Gemeinschaft derer, die sich um Jesus Christus sammeln!“ Er unterstrich die Notwendigkeit, die Zahl der künftigen Pfarreien auf etwa 35 (statt wie im Synodendokument maximal 60) zu begrenzen: „Mehr Pfarreien hieße letztlich das weiterführen, was wir kennen.“

Bischof Dr. Stephan Ackermann, der wegen eines Termins in Berlin etwas später nach Prüm gekommen war, betonte ebenfalls, dass die Synode keineswegs nur auf Strukturen geschaut habe. „Die Räume sind die Struktur, die dem pfarrlichen Leben helfen sollen.“ Auf immer weniger Schultern immer mehr Arbeit zu verteilen – „diese Art Pfarrei zu sein, ist nicht zukunftsträchtig.“ Mit der überschaubaren Schar der Menschen seien die jetzigen Strukturen zu klein, es gebe nicht „genügend Weite, um anziehend für die Menschen zu sein“. Er ermutigte, zwischen Pfarrei und Gemeinde zu unterscheiden: „Die Kirche lebt von der Gemeinde vor Ort.“ Dies werde künftig jedoch stärker eine Sammlung etwa um Themen oder Aktionen oder Schwerpunkte sein. Pfarrei der Zukunft heiße auch, neue Möglichkeiten auszuprobieren. Es heiße nicht: „Die Synode macht das Land platt und verjagt alle; aber wir dürfen uns „entschlacken“ von Dingen, deren Zeit vorüber ist.“ Auch er versicherte, das hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Seite der Menschen blieben und etwa die Sakramentenspendung gewährleistet sei. „Aber die Frage ist doch: Wie werden Menschen künftig auf den Empfang der Sakramente wie Taufe, Firmung oder Trauung vorbereitet?“ benannte Ackermann einige Themen aus dem Synodendokument, mit denen sich im Laufe der Umsetzung Arbeitsgruppen beschäftigen werden.

„Die Strukturen müssen dazu dienen, dass sich das Evangelium kraftvoll entfalten und der Glaube gelebt werden kann“, betonte der Bischof. Dazu brauche es die Menschen vor Ort, ob in Räten oder in kurzfristigen oder projektbezogenen Engagements. Er machte sich für das synodale Prinzip stark: „Wir werden die Menschen im Bistum weiter beteiligten, auch bei der Frage des Vermögens.“ Er dankte den Anwesenden für ihre Fragen, Sorgen und Rückmeldungen: „Das hilft uns. Denn es kommt nicht aus der Distanz, sondern hängt mit Ihrem großen Engagement vor Ort zusammen und zeigt das Herzblut, das darin steckt.“

Und so galt am Ende weiterhin das, was Dekanatsreferent Eiswirth schon in seiner Begrüßung gesagt hatte: „Wir erbitten Ihre kritisch-konstruktiven Rückmeldungen. Wir wollen auf die Möglichkeiten schauen, die die Pfarrei der Zukunft uns bietet, anders als bisher Kirche im Bistum Trier zu sein.“ Die Rückmeldung ist möglich unter www.resonanz-bistum-trier.de, alle Infos zur Synodenumsetzung sind unter www.herausgerufen.bistum-trier.de zu finden.

 

 

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen