Chinesischer Flughafen-Hahn-Käufer steckt in finanziellen Schwierigkeiten

Hahn. Einem Medienbericht des Handelsblattes vom 15.01.2018 zufolge mussten letzte Woche zwei der bedeutendsten Tochterunternehmen der HNA Group den Aktienhandel an der Börse in Shanghai aussetzen. Zuerst war Hainan Airlines, das Kernunternehmen im Luftfahrt und Tourismusbereich betroffen, drei Tage danach wurde auch der Handel von Tianjin Tianhai ausgesetzt. Der chinesische Mischkonzern HNA ist gleichzeitig Deutsche-Bank Großaktionär und Käufer der rheinlandpfälzischen Anteile (82,5 %) des Flughafen Hahn. HNA scheint in großen finanziellen Schwierigkeiten zu stecken. Bereits am 7. Januar 2018 berichtete die „Financial Times“, dass HNA bereit sei, für Bankkredite mit einem Jahr Laufzeit 11 bis 12 Prozent Zinsen zu bezahlen. Wenige Monate zuvor seien noch 7,5 Prozent Zinsen bezahlt worden. Im Medienbericht heißt es, Hainan Airlines würde das Aussetzen des Aktienhandels an der Börse mit einer baldigen „Restrukturierung der wichtigsten Anlagen“ begründen. Tianjin Tianhai ist vorwiegend in der Logistikbranche tätig.
In drei Jahren 40 Milliarden
Im Sommer 2017 war bekannt geworden, dass die chinesische Regierung die HNA Group wegen ihrer schuldenfinanzierten „Einkaufstouren im Ausland“ kritisiert hat. Innerhalb der letzten drei Jahre hat die HNA Group im Wert von ca. 40 Milliarden Dollar weltweit Firmen und Firmenanteile aufgekauft. So zum Beispiel 25 Prozent Anteile der Hilton Group und 9,9 der Deutschen Bank. Auf diese Weise häuften sich zum Jahresende die Meldungen über Liquiditätsengpässe bei HNA. Insider sehen bei einer weiteren Verschlechterung der Finanzlage von HNA, dass der chinesische Staat eingreifen wird und Firmenanteile der HNA Group übernehmen könnte. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin soll sich Insidern zufolge mit der Untersuchung des Mischkonzerns befassen. Die in Deutschland weitgehend unbekannte HNA Group hatte im Frühjahr 2017 schrittweise Anteile der Deutschen Bank gekauft.

„Hoch komplexer Vorgang“
Im August 2017 ist federführend von Innenminister Roger Lewentz (SPD) und seinem Innenministerium der Verkauf des 82,5%igen Anteils des defizitären Flughafen Hahn mit einem Tochterunternehmen des HNA-Konzerns abgewickelt worden. Der Kaufpreis lag laut Innenministerium bei 15,1 Mio. Euro. Gleichzeitig musste das Land mehr als elf Mio. Euro für Honorare an Beraterfirmen und Notare zahlen. Lewentz’s Innenministerium begründet das Geschäft als „hoch komplexen Vorgang“. Das Land Rheinland-Pfalz wird auch noch mehrere Jahre viel Geld in den Flughafen Hahn pumpen müssen. Bis 2024 können noch 25,3 Mio. Euro sogenannter Betriebsbeihilfen fällig werden. Darüber hinaus hat sich das Land Rheinland-Pfalz verpflichtet, dem chinesische Flughafenkäufer Investitionsbeihilfen bis zu 22,6 Mio. Euro in Aussicht zu stellen. Den rheinland-pfälzischen Steuerzahler könnte der Flughafen Hahn noch bis 70 Mio. Euro an Subventionen kosten. Aktuellen Angeben zufolge wird alleine der Investitionsstau am Flughafen Hahn mit 50 bis 70 Millionen Euro beziffert.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen