Erster Schritt zur Bankenehe

Mitgliedervertreter der Volksbank Eifel Mitte votieren mit überwältigender Mehrheit für den Zusammenschluss mit der Volksbank Bitburg

Prüm. Es war genau  22:08 Uhr, als Dieter Nahrings, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Eifel Mitte, am Mittwoch, 20. April 2016, in der Prümer Karolingerhalle das Ergebnis bekannt gab: Mit 99,5 Prozent stimmten die Mitgliedervertreter der Genossenschaftsbank für den Zusammenschluss mit der Volksbank Bitburg. 199 der anwesenden Vertreter sprachen sich für die Verschmelzung aus, es gab nur eine Gegenstimme. „Ich gratuliere Ihnen zu diesem beeindruckenden Votum und dieser zukunftsweisenden Entscheidung. Es ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit“, sagte Nahrings nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses. Sollten sich am 26. April auch die Mitgliedervertreter der Volksbank Bitburg für die Fusion aussprechen, ist die Banken-Hochzeit perfekt.

Dann könnte die neue Volksbank Eifel rückwirkend zum 1. Januar 2016 an den Start gehen. Rainer Berlingen und Michael Simonis, Vorstandsmitglieder der Volksbank Eifel Mitte, erläuterten vor der Abstimmung die Gründe der geplanten Verschmelzung: „Als Genossenschaftsbank stehen wir auf einem soliden und traditionellen Fundament. Aber auch wir müssen Innovationspotenziale freisetzen, um uns in Zukunft den Herausforderungen der Digitalisierung, dem stärker werdenden Wettbewerb im Finanzsektor, dem wachsenden Ausmaß an Regularien und vor allem den steigenden Ansprüchen unserer Mitglieder und Kunden erfolgreich stellen zu können. Dafür stellt der Zusammenschluss mit der Volksbank Bitburg die richtigen Weichen.“ Der Bankvorstand prognostiziert durch die Niedrigzinspolitik erheblichen Druck auf die Erträge und gleichzeitig ständig zunehmende Kosten für die Erfüllung überbordender bürokratischer Anforderungen und sieht diese als besondere Herausforderung. Besonders bei den steigenden Bürokratie- und Regulierungskosten, die gerade bei kleineren und mittelgroßen Banken im Verhältnis um ein Vielfaches höher liegen als bei großen Instituten, können die beiden Volksbanken ihre Kräfte bündeln. „Die Kosten- und Ressourcenersparnisse kommen letztendlich unseren Mitgliedern und Kunden zugute“, sagte Berlingen. Und die Mitglieder- und Kundenzufriedenheit werde der entscheidende Maßstab für das Wirken der neuen Bank sein. „Durch die Bündelung der Kräfte wird mehr Freiraum für eine hochwertige und individuelle Finanzberatung geschaffen“, betonten die Vorstände. „Wir werden unsere Effizienz und Schnelligkeit im Kundenservice weiter steigern und auch unser digitales Angebot mit hoher Qualität weiter ausbauen können. Neben unseren versierten Beratern werden Expertenteams für Spezialthemen zur Verfügung stehen.“ Michael Simonis hatte den Verschmelzungsvertrag vorgestellt, dem die Mitgliedervertreter zustimmten. Im neuen Gesamtinstitut, das eine Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro erreicht, werden rund 410 Mitarbeiter arbeiten. Geleitet wird die neue Volksbank Eifel von den Bankvorständen Michael Simonis, Volksbank Eifel Mitte, und Andreas Theis, Volksbank Bitburg. Vorstandsmitglied Rainer Berlingen wird wie das Vorstandsmitglied der Volksbank Bitburg, Peter Bersch, der neuen Bank nicht mehr angehören. Die neue Bank wird etwa 36.500 Mitglieder haben und über 70.000 Kunden. Sitz der Genossenschaft ist Bitburg und Hauptstellen der Bank sind in Bitburg, Prüm und Gerolstein. Der Aufsichtsrat besteht aus fünf Mitgliedern der Volksbank Bitburg und sechs Mitgliedern der Volksbank Eifel Mitte. Um die Nähe zu den Mitgliedern auszubauen, wird es fünf Regionalmärkte geben: Prüm, Gerolstein, Speicher, Bitburg und Neuerburg. Jeder Regionalmarkt hat einen Regionalbeirat, der aus Mitgliedern der jeweiligen Region besteht.

Positive Bilanz für 2015

Vor der entscheidenden Abstimmung zogen die Vorstände vor den Vertretern ein positives Fazit für das vergangene Geschäftsjahr: „In den Kerngeschäftsfeldern sind wir gut voran gekommen und konnten das operative Geschäft mit unseren Mitgliedern und Kunden ausbauen, wir konnten an den guten Erfolg 2014 anknüpfen und erneut ein stabiles Wachstum verzeichnen.“  Die Bilanzsumme stieg um 2,8 Pro-zent auf 605 Millionen Euro. Den Zuwachs bei den Kundeneinlagen bezeichnet Berlingen als maßgeb-lich für das Gesamtwachstum der Bank und äußerte dabei auch Kritik: „Nach wie vor ist das Sicher-heitsbedürfnis der Anleger groß und angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank bevorzugten die Kunden kurzfristige Einlagen. Die bittere Wahrheit ist aber auch, dass die EZB Zinspolitik auf dem Rücken der Sparer ausgetragen wird.“ Die Kundeneinlagen steigerten sich insgesamt um 11 Millionen Euro auf 464 Millionen Euro. Das Kreditgeschäft konnte auf dem guten Niveau des Vorjahres gehalten werden, so Vorstandsmitglied Simonis. Die Vertreterversammlung folgte dem Vorschlag des Aufsichtsrates und Vorstandes, aus dem Jahres-überschuss eine Dividende von 5,5 Prozent an die 15.139 Mitglieder auszuschütten. Neben dem Zins-geschäft ermöglichten das gute Provisionsergebnis sowie günstige Kostenentwicklung und niedriger Abschreibungsbedarf diese Gewinnausschüttung. Ebenso stieg das bilanzielle Eigenkapital mit Zu-stimmung der Vertreterversammlung um drei Millionen Euro auf über 75 Millionen Euro. „Damit ist unsere Eigenkapitalausstattung gegenüber vergleichbaren Banken überdurchschnittlich“, sagte der Vorstand. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat herrschte Einigkeit: Dieter Nahrings, Josef Rosenberger und Winfried Wülferath wurden einstimmig wieder in das Kontrollgremium gewählt. Stehender Applaus der Mitgliedervertreter, des Aufsichtsrates und der Mitarbeiter für das ausscheidende Vorstandsmitglied Rainer Berlingen schloss die Versammlung ab. Berlingen wird der neuen Volksbank Eifel eG nicht mehr angehören, er tritt am 30.06.2016 den Ruhestand an: „Ich bin stolz, in einem Zeitpunkt in den Ruhestand zu gehen, in dem die Volksbank so gut aufgestellt ist.“

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