Seniorendomizil Eifel ergänzt den Nahwärmeverbund in Düngenheim

Starke Partner aus der Region setzten gemeinsam mit der Heimleitung eine Vielzahl an Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Pflegeheim um.

Düngenheim. Bereits seit Dezember 2013 sorgt der landwirtschaftliche Betrieb von Kurt Horst, mittels Fernwärme, für Wärme in der gesamten Gebäudestruktur der Bildungs- und Pflegeeinrichtung St. Martin Düngenheim und dem angrenzenden Sportlerheim.

Nun kam in diesem Jahr auch das Altenpflegeheim „Seniorendomizil Eifel“ hinzu, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet.

Nach ersten Gesprächen im Herbst vergangenen Jahres, gemeinsam mit dem Klimaschutzmanager und der Geschäftsführung der lokalen Energieagentur „unser-klima-cochem-zell e.V.“, Dirk Barbye, wagten die Heimleiter Harald Ostermann und Dieter Friedrich die ersten Schritte und zogen sich Fachverstand, in Form eines Gebäudeenergieberaters, für die angestrebten Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen hinzu. Die Kreisverwaltung Cochem-Zell empfiehlt allen Unternehmen, die energetisch sanieren möchten, diesen Weg zu gehen, der zudem durch Fördermittel aus dem Förderprogramm „Energieberatung im Mittelstand“ des „Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ (BAFA) unterstützt wird.

Kreisbeigeordnete Anke Beilstein ist beeindruckt von der zügigen Maßnahmenumsetzung. „Wir sehen hier ein großartiges Beispiel an gelungener Zusammenarbeit und Kooperation. Was hier innerhalb eines Dreivierteljahres auf die Beine gestellt wurde, ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass Sie die richtigen Partner und Ratgeber für Ihr Vorhaben gewählt haben und alle aus unserer Region. So kommen wir unseren gemeinsamen Zielen eines Null-Emissions-Landkreises wieder ein Stück näher“, betont Beilstein.

Peter Koch, vom Ingenieurbüro Koch in Pünderich beschreibt die bisher durchgeführten Maßnahmen. „Zum Großteil wurden die Fenster im Gebäude ausgetauscht. Neben dem energetischen Effekt, durch weniger Wärmeverlust, sorgt dies auch für mehr Wohlbefinden bei den Heimbewohnern, da es keine Zugerscheinungen bei geschlossenem Fenster mehr gibt“, erläutert der Fachmann.

Des Weiteren wurde die Heizungsverteilung und der Austausch mehrerer Heizkörper zur Energieeinsparung und der Optimierung der Behaglichkeit in den Räumen vorgenommen.

Zur Reduzierung des Stromverbrauchs kommen nun anstelle der älteren Heizungspumpen Hocheffizienzpumpen mit Neodym-Magnet-Motortechnik zum Einsatz und die Innenbeleuchtung wurde auf hocheffiziente LED- Technik umgestellt.

Es folgte die Demontage der Heizölkesselanlage, der Heizöltanks und der Heizölrohrleitungen, welche durch die Nahwärme- Übergabestation mit Heizungspufferspeicher ersetzt wurden.

Durch die Umsetzung des gesamten Maßnahmenpakets reduziert sich die Emission des klimaschädlichen Kohlendioxid ( CO2 ) um ca. 46.000 kg pro Jahr.

Auch die Energiekosten und die Wartungs- und Instandhaltungskosten wurden durch die umgesetzten Maßnahmen erheblich gesenkt.

Heimleiter Friedrichs freut sich: „Unser Gebäude ist nun 21 Jahre alt, da darf es zu keinem Sanierungsstau kommen. Wir möchten ja, dass sich die Bewohner wohlfühlen, da ist ein gutes Raumklima enorm wichtig. Die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten gingen alle Hand in Hand mit den Firmen, die wir vor der Haustür haben“, betont Friedrich.

Woher kommt die Wärme?
Der am Ortsrand von Düngenheim gelegene Betrieb der Familie Horst, bewirtschaftet Ackerflächen, auf denen überwiegend Getreide, Mais, Gras und Raps angebaut werden.

Als die Schweinehaltung im Jahr 2004 aufgegeben wurde, suchte Familie Horst wieder nach einem zusätzlichen Standbein, um den Acker mit vielfältigen Anbaukulturen zu bewirtschaften und unter Umständen einen Teil des Absatzes der Agrarprodukte im eigenen Betrieb zu sichern.

Nach einiger Zeit fiel die Entscheidung für den Bau einer Biogasanlage, welche im Jahr 2006 in Betrieb genommen wurde, und der erste Strom konnte ins öffentliche Netz eingespeist werden.

Zunächst stand nur die Stromproduktion im Vordergrund. Die Abwärme wurde nur zur Beheizung der Fermenter und der betrieblichen Gebäude genutzt. Schon bald wurden Planungen angestrebt, um die Abwärme effizienter nutzen zu können und erste konkrete Gespräche mit der Bildungs- und Pflegeeinrichtung St. Martin, sowie der Ortsgemeinde und den zuständigen Entscheidungsträgern geführt.

Im Herbst 2011 begann Familie Horst mit dem Bau eines Satelliten-Blockheizkraftwerks (BHKW) in Angrenzung an den Sportplatz und der Einrichtung St. Martin Düngenheim. Dieses ist über eine 2,8 km lange Gasleitung mit dem Fermenter verbunden und wird von diesem mit Biogas versorgt.

Diese Anlage ermöglicht es, den Einzugsbereich der Biogasanlage zu erweitern, um eine hohe Nutzung der Abwärme der BHKW’s am Ort des Wärmeverbrauchs und eine damit verbundene Steigerung des Gesamtwirkungsgrades zu realisieren.

Die in der Nähe von St. Martin installierten Blockheizkraftwerke erzeugen pro Jahr 4,2 Mio. kWh Strom, welcher ins öffentliche Netz eingespeist wird. Ein Drei-Personen-Haushalt hat einen durchschnittlichen Verbrauch von ca. 4.000 kWh. Somit kann die benannte Anlage am Sportplatz ca. 1.050 Haushalte versorgen.

Die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme ersetzt nun rund 400.000 Liter Heizöl pro Jahr und heizt den großen Gebäudebestand (Wohn- und Verwaltungsgebäude) mit Grundschule, Schwimmbad, Sporthalle von St. Martin, das Sportlerheim der Ortsgemeinde und nun auch das Seniorenpflegeheim vor Ort. Durch den Betrieb der BHKW’s werden jährlich rund 2.500 Tonnen klimaschädliche Treibhausgasemissionen eingespart.

Ergebnis
Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand: Der Landwirt kann durch die gesicherte Wärmeabnahme den Wirkungsgrad seiner Anlage erhöhen, während die Wärmeabnehmer von dem geringerem Wärmepreis profitieren. Volkswirtschaftlich gesehen verbleibt die gesamte Wertschöpfung hinsichtlich der Energieversorgung in der Region, d.h. das Geld für die Energieversorgung fließt nicht in andere Regionen bzw. Länder ab.

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