Chancen fallen aus

Der Unterrichtsausfall an den Schulen im Landkreis Vulkaneifel verringert die Zukunftschancen der Kinder

Gordon Schnieder

Rheinland-Pfalz. Für die Bildungsministerin des Landes Rheinland-Pfalz war die Unterrichtsversorgung bereits im ersten Halbjahr 2016 gut. Zu diesem Ergebnis kam Frau Dr. Hubig bei der Auswertung des Projekts PES, an dem alle weiterführenden öffentlichen Schulen teilnehmen. PES steht für „Personalmanagement im Rahmen Erweiterter Selbständigkeit an Schulen“. Rund ein halbes Jahr später legte die Ministerin die Zahlen für das gesamte Jahr 2017 vor. Es wurde errechnet, dass bereits im Jahr 2016/17 Woche für Woche an den rheinland-pfälzischen Schulen rund 15.000 Unterrichtsstunden ausfielen. Sehr viele Eltern, Schulelternsprecher und auch Lehrer forderten eine seit langem überfällige grundlegende Reform, die den Unterrichtsausfall drastisch reduzieren soll. Auch die CDU-Opposition gab keine Ruhe und verlangte von der Ministerin, die aktuellsten Zahlen offenzulegen.

Im Februar 2018 veröffentlichte Ministerin Dr. Hubig die neuesten Zahlen zur Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen im Jahr 2017/18 vor. Der CDU-Landtagsabgeordnete Gordon Schnieder nahm alle vorliegenden Fakten für den Landkreis Vulkaneifel unter die Lupe. So fielen an der Grundschule in Gerolstein im Schuljahr 2016/17 wegen Krankheit, dienstlichen oder anderen Gründen 844 Stunden aus. An Stelle des planmäßigen Unterrichts wurden die Kinder entweder von externen Kräften, mit Mehrarbeit oder durch „selbstbestimmtes Lernen“ beschäftigt. Das Ministerium bezeichnet diesen Ersatzunterricht als „Regulierung“. 42 Stunden wurden als „temporärer Unterrichtsausfall“ abgeschrieben. Sehr viel höher war der Unterrichtsausfall an der Realschule plus in Daun: 4595 Stunden wurden dort nicht gegeben, von denen nur 84 Prozent „reguliert“ wurden. Noch dramatischer sah der Unterrichtsausfall an dem Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun aus. Dort konnten 1292 Unterrichtsstunden nicht „reguliert“ werden.

Die Ministerin gab zu, wenn Pflichtunterricht ausfalle, könnten nicht alle „möglichen Fördermaßnahmen vorgenommen werden“. Um den Unterrichtsausfall einzudämmen, besteht seit vielen Jahren ein Vertretungspool, der zuletzt auf 1100 Stellen erhöht wurde. Frau Dr. Hubig will diesen Weg weitergehen und die Zahl der Vertretungslehrer bis 2020 auf 1350 erhöhen. Für Gordon Schnieder löst dies nicht die Probleme: „Die Besoldung der Lehrer ist bei uns schlecht im Vergleich mit anderen Bundesländern und befristete Lehrerstellen sind an der Tagesordnung. Daher flüchten viele Lehrer nach NRW, Hessen oder Baden-Württemberg. Bei uns erhalten die Kinder nicht die Förderung, die sie für ihr späteres Leben benötigen. Es müssten gleichermaßen die leistungsstarken und leistungsschwachen Kinder gefördert werden, aber dafür hat das Land weder Geld noch einen sinnvollen Plan. So werden die Zukunftschancen unserer Kinder verspielt.“

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