„Stolpersteine“ sollen an verfolgte Juden erinnern

Gerolstein. Zur Verlegung von „Stolpersteinen“ in Erinnerung an vier während des Nationalsozialismus ermordete Gerolsteiner Jüdinnen und Juden am Montag, 28. Februar 2011, 10 Uhr, lädt das Forum Eine Welt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich ein. Mit den „Stolpersteinen“ sollen vier Mitglieder der Familie Levy – nämlich die Ehepaare Nathan und Gertrud Levy sowie Moritz und Elise Levy – geehrt werden. Die Verlegung findet in der Hauptstraße (vor dem Haus Nr. 59) und der Mühlenstraße (Haus Nr. 1) am Ende der verkehrsberuhigten Zone statt.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden auch Gerolsteiner Juden verfolgt und ermordet. Für das Forum Eine Welt e.V. war diese Tatsache seit seiner Gründung Anlass, der Frage nachzugehen, wie das Andenken an die Opfer des Holocaust auf Dauer bewahrt werden kann.

So dokumentierte Anfang 2001 das Forum Eine Welt mit einer Ausstellung von Fotos Gerolsteiner Juden (Fotograf: Fredy Lange) und Texten von Christoph Stehr das Schicksal der Gerolsteiner Juden.
Am 9. November 2004 unternahm das Forum Eine Welt unter der Leitung von Karl-Heinz Böffgen einen Stadtrundgang durch Gerolstein, der an den Häusern vorbeiführte, in denen jüdische Familien bis zu ihrer Deportation gewohnt hatten. In einem Gespräch im Anschluss an diesen Rundgang wurde angeregt, vor diesen Häusern Steine mit den Lebensdaten der ehemaligen Bewohner dieser Häuser im Pflaster einzulassen.

Die Idee der „Stolpersteine“ stammt von dem Kölner Künstler Gunter Demnig, der bereits in über 500 Orten Deutschlands und des benachbarten Auslands „Stolpersteine“ verlegt hat. Die würfelförmigen Betonsteine haben eine Kantenlänge von zehn Zentimetern. Mit ihnen fest verbunden ist eine Messingtafel mit den Lebensdaten der Opfer. Die Steine werden ebenerdig verlegt. Sie sollen zum „gedanklichen Stolpern" anregen und als „dezentrale Mahnmale" das Geschehene lebendig halten; die Opfer sollten nicht namenlos sein.

Da ein solches Projekt nur im Konsens mit der Stadt und den Gerolsteiner Bürgerinnen und Bürgern realisiert werden kann, lud das Forum Eine Welt im Februar 2005 zu einer Informationsveranstaltung, an der außer Vertretern des Stadtrats und der jüdischen Kultusgemeinde Trier auch mehrere Zeitzeugen teilnahmen, die einige der Verfolgten noch persönlich gekannt hatten. Die Diskussion verlief teilweise sehr kontrovers. Als Ergebnis beschloss man, Kontakte sowohl zu den Nachkommen der fünfzehn ermordeten Jüdinnen und Juden wie auch den heutigen Hauseigentümern aufzunehmen.

Als „Nebenprodukt“ der intensiven Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit veröffentlichte das Forum Eine Welt im Jahre 2006 ein Buch mit dem Titel „Gegen das Vergessen: Das Schicksal der Gerolsteiner Juden“. (2009 erschien eine zweite Auflage.)

Bei einer zweiten öffentlichen Diskussion im November 2009, an der auch der Gerolsteiner Stadtbürgermeister teilnahm, wurde sowohl von diesem wie auch von den Vertretern des Forums Eine Welt klar gestellt, dass in Gerolstein ohne Zustimmung der betroffenen Hauseigentümer kein Stolperstein verlegt werde. Das Forum Eine Welt hofft nun, dass auch die Hauseigentümer, die sich bisher zurückhaltend geäußert haben, der Verlegung von Stolpersteinen vor ihrem Haus zustimmen werden.
 

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