Engagiert trotz Trockenheit

Katzwinkel. Ebenso kollegial wie ernst war der Ton des Kreisvorsitzenden des Bauern- und Winzerverbandes Marco Weber beim diesjährigen Erntegespräch auf dem Berghof in Katzwinkel. Viele Landwirte der Region hatten sich im neuen Jungtierstall auf dem Hof der Familie Reif eingefunden, um sich über die aktuell wichtigsten Themen der Landwirtschaft auszutauschen. Ganz oben auf dem Programm stand die vorangegangene Trockenheit, welche dieses Jahr einen Ernteausfall von 20-40% zu Folge hatte. Zwar sei die Qualität im ersten Schnitt gut gewesen, beim zweiten wäre es dann aber vielerorts zum Totalausfall gekommen. Aufgrund der erheblichen Einbußen an Grünlandertrag sei der Silo-Mais zum „Retter in der Not“ für viele Landwirte geworden, da er durch seine diesjährige, gute Qualität als Futtermittel dieses Defizit habe ausgleichen können.
Allerdings gibt es auch einige Schwierigkeiten mit der neuen Düngeverordnung. Da mittlerweile kaum noch Düngemittel im Herbst und Winter auf die Felder gefahren werden darf, sammelt sich auf den Höfen der Landwirte in der Zeit bis zum Frühling ein erheblicher Bestand an, weshalb viele Bauern nun in Lagerraum wie Güllefässer und -behälter investieren. Dazu wird allerdings Geld benötigt, welches jedoch nach ca. 1,5-jähriger Talfahrt des Milchmarkt-Trends fehlt. „Es kann nicht sein, dass Landwirte immer mehr Auflagen erfüllen müssen, wobei die Einnahmen immer weniger werden“, betonte Sebastian Reif, Vorsitzender der Landjugend. Da die Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz den größten Anteil an der Landwirtschaft ausmacht, sei es unverhältnismäßig, dass beispielsweise die Butter momentan so teuer sei wie seit 20 Jahren nicht – und dabei kaum etwas bei den Landwirten ankommt. Außerdem sei der aktuell in den Medien propagierte „Milchpulverberg“ nichts mehr als ein „Fake“. Laut Reif besitzt der Lebensmitteleinzelhandel einen zu großen Handlungsspielraum und streicht somit den Großteil der Gewinne ein. Hier besteht Änderungsbedarf.

Aber auch der Kunde steht nicht mit weißer Weste da. Weber betonte die akute Lebensmittelverschwendung, welche sich in Deutschland auf sage und schreibe 350 kg Nahrung beläuft, die PRO SEKUNDE in die Tonne wandert. Damit es gar nicht erst dazu kommt, dass so viel Essen verdirbt, lohnt es sich, schon beim Einkauf verantwortungsvoller zu agieren. „Der Endverbraucher kauft im Supermarkt nicht bewusst ein.“, so Weber. Mit ein paar Änderungen sowohl im Verhalten der Unternehmen, als auch in dem ihrer Kunden ließe sich eine verantwortungsbewusstere und nachhaltigere Welt schaffen. Dabei geht es den Landwirten gar nicht um riesige Geldbeträge, sondern um gerechtere Entlohnung für ihre Arbeit. Großes Geld verdienen könne man mit der Landwirtschaft sowieso nicht mehr, gesteht Reif. Die bäuerliche Landwirtschaft sei längst zu einer unternehmerischen geworden, wobei aus der Politik kein Verhalten erkennbar sei, um diese Situation zu verbessern. So betont Reif: „Landwirtschaft klappt nur noch mit viel Herzblut und Leidenschaft.“

Text & Bild: Admear

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