„Horizonte erweitern“ – Deutsch-Israelische Jugendbegegnung 2017

Gerolstein. 15 Jugendliche aus Gerolstein und Umgebung entschlossen sich im letzten Herbst, unter dem Motto „Horizonte erweitern“ das Abenteuer Jugendaustausch mit Israel zu wagen. Schon früh waren per Handy und Internet die ersten Kontakte geknüpft und die intensive inhaltliche und organisatorische Vorbereitung auf das Zusammentreffen konnte beginnen.

Geht es doch bei dem seit 30 Jahren bestehenden Austausch zwischen der israelischen Stadt Ramat Gan und der Katholischen Kirchengemeinde St. Anna Gerolstein in enger Kooperation mit der Israel AG am SMG Gerolstein auch, aber eben nicht nur um den Spaß miteinander. Vielmehr sollen auch Denk- und Lebenshorizonte auf beiden Seiten erweitert werden, nicht zuletzt durch das Wissen um die gemeinsame Vergangenheit und die damit verbundene Verantwortung untereinander. Mit diesem Anspruch will der Austausch auch in eine gemeinsame friedliche Zukunft weisen.

Anfang August war es dann endlich soweit und wir konnten unsere israelischen Gäste mit ihren Betreuern Rotem Yankalevich und Smadar Caspi am Flughafen in Frankfurt begrüßen. Es folgten zwei intensive und eher schlafarme Wochen, in denen vor allem das gemeinsame Miteinander ganz groß geschrieben wurde. Es wurde abenteuerlich bei einer Waldrallye mit Höhlenbesuch oder im Kletterpark Adventure Forest in Traben-Trarbach.

Deutsch-israelische Geschichte wurde durch den Besuch des Jüdischen Museums in Berlin und des Konzentrationslagers Sachsenhausen erfahren. Hier kam es im Rahmen einer gemeinsamen Gedenkzeremonie zu besonders berührenden Momenten und persönlichen Gesprächen zu Schicksalen in der eigenen Familie. Aber auch die Gegenwart fand ihren Platz im Programm mit dem Besuch der jüdisch-liberalen Gemeinde in Köln, deren Gemeindeleben und Gottesdienstpraxis nicht nur für die deutschen Teilnehmer neu war. Daneben wurde auch in die politische Geschichte und Gegenwart Deutschlands geschnuppert, mit einem Besuch an der ehemaligen Berliner Mauer und des Bundestages. Dort hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter des einladenden Bundestagsabgeordneten Patrick Schnieder über Kommunikation und Mobilität Zukunftsfragen zu diskutieren. Gemeinsam mit der ganzen Gruppe wurden daneben auch noch Trier, die Westeifelwerke und die Moselregion besucht, wobei wir mehr als einmal auch die Attraktion von sommerlichem Regen extra für unsere Gäste aus einer Trockenregion bereit hielten.

Das offizielle Programm bot natürlich nur den Rahmen für das Wichtigste: das persönliche Kennenlernen und Austauschen zwischen den Jugendlichen, der Alltag und das gemeinsame Leben in den Familien vor allem an den Wochenenden sowie das Zusammenkommen in der Freizeit. Ja, und an manchen Stellen merkte man dann doch unterschiedliche Mentalitäten und Herangehensweisen und das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt wurde gefordert und verlangte nach Offenheit und Toleranz. Oder waren es nur Unterschiede zwischen Stadt- und Landkindern? – Aber spätestens beim Anblick der miteinander tanzenden Jugendlichen auf der Abschiedsfeier im Gerolsteiner Pfarrheim, an der mit Peter Sebastian, Ulrike Wacker und Franz Nett auch Leiter der ersten Stunde teilnahmen, wurde deutlich, dass das 30-jährige Freundschaftsband zwischen Ramat Gan und Gerolstein an einen jüngeren Jahrgang weitergereicht wurde und kulturelle Unterschiede unbedeutend werden können.

Organisiert wurde der Austausch von dem Team der Israel AG des SMG Gerolstein (Michael Hammer, Antje Kolbmüller, Kerstin Mähler-Goubelmann und Yvonne Mistler). Aber er wäre niemals möglich ohne die tatkräftige Bereitschaft der teilnehmenden Jugendlichen und ihrer Eltern, die nicht nur die Gäste mit weit offenen Armen empfingen und die Willkommens- und Abschiedsfeiern mit Speis und Trank unterstützten, sondern ganz nebenbei auch noch zu abrufbereiten Taxidiensten wurden. Ihnen sei dafür nochmal ganz herzlich Danke gesagt.

Allerdings wäre diese Art der Horizonterweiterung ohne die finanzielle Hilfe von Förderern nicht durchführbar. Wir danken deshalb der Volksbank Eifel eG, der KSK Vulkaneifel, dem Kreis Vulkaneifel sowie ConAct bzw. dem Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj) für ihre Unterstützung.

Was bisher bleibt, sind rege Kontakte und vor allem die gespannte Erwartung auf unseren Gegenbesuch nach Israel im nächsten Frühjahr. Dann wird die Horizont-erweiterung in die nächste Runde gehen.

Antje Kolbmüller

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