Sankt Nikolaus – Ursprung und Brauchtum

Die Figur des heiligen Nikolaus und seine Geschichte. 
Von Hans-Peter Meyer

st_nikolaus_49_15Niederadenau. Der legendäre Nikolaus ist eine Verschmelzung aus zwei historischen Personen: dem Bischof Nikolaus von Myra im kleinasiatischen Lykien, der wahrscheinlich im 4. Jahrhundert gelebt hat, und dem gleichnamigen Abt von Sion, der Bischof von Pinora war, und am 10. Dezember 564 in Lykien starb. Aus diesen beiden historischen Personen entwickelte sich die ab dem 6. Jahrhundert in Legenden zu findende sagenumwobene Figur des wundertätigen Bischofs von Myra. St. Nikolaus ist seit jeher einer der populärsten christlichen Heiligen. Nikolaus ist insbesondere der Schutzpatron der Seefahrer, reisenden Händler, Ministranten und Kinder. In der orthodoxen Kirche ist seine Verehrung seit dem 6. Jahrhundert belegt, als Justinian I. in Konstantinopel eine ihm geweihte Kirche errichtete. Nach Deutschland kam der Nikolauskult im 11. Jahrhundert, vermutlich durch Theophanu, die byzantinische Frau Ottos des Zweiten. Ab dem 17. Jahrhundert bekam der Nikolaus Furcht einflößende Gehilfen als Begleiter zur Seite gestellt.

In Deutschland Knecht Ruprecht oder Hans Muff, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich den Krampus, in Luxemburg den Housecker, in den Niederlanden den Zwarte Piet. Das Gedenken an den Bischof von Myra ist katholischen Ursprungs und wurde von Martin Luther abgeschafft. Doch der Brauch lebt bis zum heutigen Tage weiter! Bei uns wird Sankt Nikolaus oft auch der „Heilige Mann“ genannt.

In anderen Ländern ist Nikolaus auch unter folgenden Namen bekannt: Klass, Sint Nicolaas, Sveti Nikola (Serbien), Sinterklaas (Niederlande), Samichlaus (Schweiz) oder Kleeschen (Luxemburg). Father Christmas (England), Père Noël (Frankreich), Noel Baba (Türkei), Santa Claus (Nord-Amerika), Papai Noel (Brasilien). Einst war er auch der Gabenbringer an Weihnachten. In Mitteleuropa wurde er zunehmend vom Christkind (Kunstfigur von Martin Luther erfunden, der damit sein Vorhaben, den heiligen Nikolaus abschaffen zu wollen, untermauerte) verdrängt. Später wurde das Christkind durch den Weihnachtsmann und in heutiger Zeit zunehmend durch den amerikanischen Santa Claus ersetzt.

Das Sankt-Nikolaus-Brauchtum 

Seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer der Kinder belegt. Der evangelische Theologe Kirchmeyer schrieb: “Vor dem St. Nikolaustag legen Mütter für ihre Kinder Geschenke und eine Rute bereit”. Nikolaus beschenkte die Kinder damals mit Nüssen, Kletzenbrot und Dörrobst, aber auch mit Kleidung und anderen nützlichen Dingen des täglichen Lebens. Auch heute noch stellen Millionen Kinder am Nikolausabend (05.12.) oder am Nikolaustag (06.12.), dies ist hierzulande regional unterschiedlich, Schuhe, Stiefel oder Teller vor die Tür, damit der Heilige Mann sie auf seinem Weg durch die Nacht mit Erdnüssen, Mandarinen, Schokolade, Lebkuchen und anderen Leckereien füllen kann.

Indessen bringt der Nikolaus nicht nur Geschenke: In vielen Gegenden beschenkt und lobt er die guten Kinder, während er die bösen tadelt und durch Schläge mit einer Rute bestraft. Welche Kinder im letzten Jahr gut und welche böse waren, liest er in seinem “goldenen Buch”. Viele Eltern laden ehrenamtliche oder bezahlte Nikolause ein, den Kindern  zu Hause eine derartige “Predigt” zu halten, die jedoch stets mit einer Bescherung endet.

Viele Kinder schicken in der Vorweihnachtszeit Briefe an St. Nikolaus, Christkind oder Weihnachtsmann. Diese werden in extra eingerichteten Weihnachtspostämtern gesammelt und zumeist auch beantwortet. In Deutschland schreibt man beispielsweise an das Christkinddorf Himmelpforten.
Zig-Tausende von Briefen aus aller Welt werden dort seit 1966 beantwortet.

Der Nikolaus-Schuh

Der bekannteste Brauch zum Nikolaustag ist der, dass die Kinder ihre geputzten Schuhe oder auch Strümpfe am Vorabend ans Fenster oder vor die Tür stellen bzw. hängen und der Nikolaus diese über Nacht mit Süßigkeiten und Geschenken füllt.

Schon in einem alten Vers heißt es:
“Sankt Nikolaus, leg mir ein,
was dein guter Wille mag sein.
Äpfel, Nüsse, Mandelkerne
essen kleine Kinder gerne!”

Hans-Peter Meyer

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