Gehäckselte Hühnerkadaver und Hühnerkot aus Holland zum Düngen in der Vulkaneifel?

Ca. 100 Tonnen beißend stinkende agrar-industrielle Abfälle, in denen Hühnerkadaver und wahrscheinlich Antibiotika, und andere toxikologischen Stoffe in unbekannter Menge enthalten sind

Hier rechts neben dem Flurweg Richtung Oberwinkel lagener schätzungsweise 100 Tonnen dieser bestialisch stinkenden Masse. Augenscheinlich 5 LKW-Ladungen, versetzt mit gehäckselten Hüherkadavern.

Immerath. Einem Augenzeuge zufolge haben mehrere große niederländische Sattelschlepper am 03. und 04.09.2018 in den frühen Morgenstunden ihre Ladungen auf einem Feld unweit der L 16 abgekippt. Schätzungsweise 100 Tonnen dieser stinkenden Masse lagern jetzt dort frei zugänglich. Ein kaum auszuhaltender, bestialisch beißender Geruch liegt in der Luft. Der Lagerpatz ist direkt an der L 16 etwa auf Höhe der Immerather Kapelle. Schon von Weitem sind die sonderbaren Erdhügel sichtbar. Wenn man näher kommt und genauer hinschaut, erkennt man, dass es keine Erde ist, sondern eine Mischung aus Hühnerkot, weißen Federn und geschredderte Hühnerkadavern. Der stinkende Geruch lässt einem den Atmen stocken.

Seuchengefahr
Überall im Umkreis sind Rinder auf den Weiden. Chronischer Botulismus – eine seuchenartigen Krankheit – kann sich durch diese vermeintlich toxikologisch verseuchte Masse rasant schnell ausbreiten. Botulismus ist auch auf Menschen übertragbar. Tierärzte und Wissenschaftler haben Geflügelkot eindeutig als eine der Brutstätten für den Botulismuserreger Clostridium botulinum identifiziert.

In den Niederlanden gilt seit dem Jahr 2000 ein neues Tierbeseitigungsgesetz, das Viehhalter verpflichtet, ihre Tierkadaver bis zu 40 kg Gewicht gekühlt zu lagern, bevor sie von den Leuten einer Beseitigungsfirma abgeholt werden. Das ist ganz offensichtlich in diesem Fall nicht passiert. Die geschredderte Hühnerkadaver-Hühnerkotmischung auf dem Feld bei Immerath ist weder gekühlt, noch abgedeckt. Mehr als 100 Tonnen stinkende Masse liegt frei herum. Einer möglichen Seuchenverbreitung ist Tür und Tor geöffnet.

Geschredderte Hühnerkadaver sind kein Dünger
Nach Informationen der Eifel-Zeitung darf Hühnertrockenkot als Dünger bedingt eingesetzt werden. Allerdings nur soviel, dass maximal 80 kg pro Hektar ausgebracht werden. Verstöße führen zu empfindlichen Prämienkürzungen. Außerdem müssen importierte Nährstoffmengen jedes Jahr im Nährstoffvergleich erfasst werden. Wäre mal interessant zu wissen, ob sich der Landwirt die abgenommenen Mengen von seinem niederländischen Exporteur mit entsprechenden Lieferscheinen dokumentieren ließ und ob es Laboranalysen von dem abgekippten Material gibt. In der Masse befinden sich nämlich augenscheinlich geschredderte Hühnerkadaver und Federn, womöglich sogar undefinierbare weitere Abfälle. Nach Meinung der Eifel-Zeitung hätte der betroffene Landwirt die Abnahme verweigern müssen. Im Extremfall bleibt er jetzt womöglich auf den Entsorgungskosten sitzen.

100 Tonnen reichen für 1.250 Hektar!
Die bei „Nacht und Nebel“ von niederländischen Sattelschleppern abgekippte Masse, unweit der Immerather Kapelle umfasst nach Schätzung der Eifel-Zeitung weit mehr als 100 Tonnen. Wenn tatsächlich max. 80 kg Hühnerkot pro Hektar als „Dünger“ in den Boden eingearbeitet werden darf, dann könnte der betroffene Landwirt eine Fläche von 1.250 Hektar düngen. Das wären 12,5 Quadratkilometer Fläche. Kein Landwirt in der Eifel hat so viel Ackerland. Warum braucht dieser Landwirt solche Mengen?

Medienberichten zufolge sind diese sogenannten „Mist-Transporte“ meistens riskant überladenen. Deshalb fahren die Niederländer auch im Schutze der Nacht zu ihren Kunden. Die LKWs haben nicht nur die zulässigen 25 Tonnen, sondern oftmals 50 Tonnen und mehr geladen. Es müssen im Normalfall pro LKW zwei Wiegekarten vorliegen. Eine mit den zulässigen 25 Tonnen für die mögliche Polizeikontrolle und eine zweite für die Abrechnung mit dem Landwirt. Auch das gilt es zu überprüfen.

Fragen über Fragen!
Die Eifel-Zeitung fragt nach, ob diese bestialisch stinkende, vermutlich Hormon- und Medikamentenbelastete, mit gehäckselten Hühnerkadaver vermischte Masse aus den Niederlanden überhaupt legal als Dünger in der Vulkaneifel eingesetzt werden darf. Ist diese Art von „Sondermüllentsorgung“ überhaupt legal? Weiß der betroffene Landwirt, der diese Entsorgung zulässt überhaupt, was er da macht? Vor allem mit 100 Tonnen?


„Entwarnung“ seitens der Kreisverwaltung Cochem-Zell

Wie bei verwaltungstechnischen Anfragen üblich, muss zuerst einmal die Zuständigkeit geprüft werden. Der Hühnermist lagert zwar auf dem Gebiet des Vulkaneifel Kreises, der Eigentümer des Ackers soll aber im Kreis Cochem-Zell wohnen. Demnach scheint kreisübergreifend die Kreisverwaltung Cochem-Zell zuständig zu sein. Dennoch hat uns die Kreisverwaltung Vulkaneifel eine Erklärung geschickt:   

„…. in Rücksprache mit dem zuständigen Veterinäramt der Kreisverwaltung Cochem-Zell können wir die Rückmeldung geben, dass es sich bei den betitelten LKW-Ladungen aus den Niederlanden um fünf Tonnen hygienisierten Hühnermist handelt, der zum Düngen verwendet wird. Bei den vermuteten Hühnerkadavern, handelt es sich um Federhaufen, die nach der Einschätzung der Veterinäre der Kreisverwaltung Cochem-Zell als „normal“ anzusehen sind.

Dieser Hühnermist ist frei von jeglichen Krankheitserregern und wurde offiziell durch den Landwirtschaftlichen Betrieb bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell angemeldet. Die entsprechenden Handelspapiere liegen der Verwaltung vor. Demnach ist die Abladung des Hühnermistes legal und entspricht den gesetzlichen Regularien.“

Anm. d. Red.: Wenn es sich laut Handelspapieren tatsächlich nur um fünf Tonnen einfachen Hühnermist handeln soll, der sogar frei von jeglichen Krankheitserregern ist, dann fragen wir uns natürlich ernsthaft, womit die restlichen, schätzungsweise 95 Tonnen Hühnermist dokumentiert wurden. Schließlich stammen die augenscheinlich sichtbaren fünf Schüttungen von insgesamt fünf großen Sattelschleppern. Nach Meinung der Eifel-Zeitung stinkt die ganze Geschichte zum Himmel, nicht nur die Berge von Hühnermist gegenüber dem Immerather Kapellchen. Soll hier vielleicht etwas unter den Tisch gekehrt werden?

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