Ryanair stellt den Betrieb vom Flughafen Hahn ein

Hahn. Der irische Billigflieger Ryanair hat nach dem Streit mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am 20.07.2020 verkündet, seine Basis am Flughafen Hahn und wahrscheinlich auch die Basen in Berlin und Weeze zu schließen.

Im November 2020 will Ryanair seine Basis am Hahn schließen. Für weitere deutsche Flughäfen kündigt Ryanair Entlassungen im größeren Stil an. Die Einsparmaßnahmen wird jede Menge Piloten und Bordpersonal den Job kosten. Der Chef von Ryanair macht unter anderem auch die Corona-Krise mitverantwortlich. Die am Flughafen Hahn beschäftigten Mitarbeiter sollen in den nächsten Tagen ihre Kündigung erhalten.

Wenn Ryanair am 1. November 2020 seine Basis am Hahn schließt, kann der chinesische Flughafenbesitzer mit seiner Betreiberfirma am Hahn die Lichter ganz ausmachen.

Abzug war vorhersehbar

Exakt vor einem Jahr am 17. Juli 2019 hatte die Eifel-Zeitung vor dem Abzug von Ryanair gewarnt. „Gehen am Flughafen Hahn bald die Lichter aus?“ hieß der Artikel. Durch den Wegfall von stationierten Flugzeugen am Hahn werde Ryanair bereits ab dem Winterflugplan 2019 einige Basen schließen oder Kapazitäten runterfahren müssen, kündigte Ryanair-Chef O’Leary damals an.  Er sagte, dass man eine Serie von Diskussionen mit betroffen Airports sowie den Angestellten und Gewerkschaften starte, um zu entscheiden, an welchen von Ryanairs unterdurchschnittlichen oder Verlust machenden Basen die Einschnitte oder Schließungen ab November 2019 durchgeführt werden.“ Exakt dieses Szenario tritt jetzt am Hahn ein.

Landesregierung steht in der Pflicht

Man darf jetzt gespannt sein, wie sich der chinesische Flughafenbesitzer mit seiner Flughafen-Betreibergesellschaft verhält. Bekanntlich hat die rheinland-pfälzische Landesregierung seit dem Verkauf ihrer Anteile an die Chinesen großes Interesse an der weiteren Entwicklung des Flughafens und der Region. (Reaktivierung der Hunsrückbahn, B50 neu, Hochmoselübergang etc.).  Die Landesregierung hat dem chinesischen Käufer zugesichert, für einen Übergangszeitraum bis 2024 Beihilfen für den Betrieb und für neue Investitionen zu zahlen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Ryanair auf Veränderungen am Markt reagiert und sein Geschäftsmodell anpassen wird.

22,6 Mio. Euro Investitionsbeihilfen

Die Landesregierung garantiert den Chinesen Investitionsbeihilfen in Höhe von bis zu 22,6 Millionen Euro bis 2024. Die Luftverkehrsleitlinien legen die Voraussetzungen für diese Subventionierung fest und sehen für einen Flughafen in der Größe des Flughafen Hahn eine Förderquote von max. 50 Prozent vor. Mindestens die Hälfte jeder Investition am Hahn müssen die Chinesen selbst dazu beisteuern.

25,3 Mio. Euro Betriebsmittelbeihilfen

Auch Betriebsbeihilfen in Höhe von insgesamt bis zu 25,3 Millionen Euro und längstens für den Zeitraum bis 2024 hat die Landesregierung den Chinesen zugesagt.

27 Mio. Sicherheitskosten

Sicherheitskosten (Brandbekämpfung und Rettungsdienst) in den Bereichen Brandbekämpfung und Rettungsdienst werden von der Landesregierung in Rheinland-Pfalz in Höhe von insgesamt bis zu 27 Millionen Euro (bis zu drei Millionen Euro pro Jahr) und längstens für den Zeitraum bis 2025 gewährt.

395 Mio. Euro Verluste in 22 Jahren

Die jährlichen Fehlbeträge (Verluste), teilweise inkl. Landeszuschüsse für beispielsweise Sicherheitskosten, Betriebsmittelbeihilfen und Investitionsbeihilfen ergeben den tatsächlichen jährlichen Verlust des Hunsrückflughafens seit 1997 bis 2018 in Höhe von 395 Mio. Euro (Quelle: BI Fluflärm.de), wohlgemerkt alles Steuergelder!

Seit rund 20 Jahren wird in der SPD-geführten Landespolitik über die Reaktivierung der Hunsrückbahn geredet. Mehr als sechs Millionen Euro an Planungskosten wurden dafür bereits verausgabt. Der Traum manch eines naiven Politikers, Züge von Mainz zum Flughafen Hahn rollen zu lassen, dürfte nun endlich geplatzt sein.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen