ADAC Eifel Rallye Festival 2015 – Ein Festival der Generationen

Lebende Rallye-Geschichte, wie sie weltweit kein zweites Mal zusammen kommen wird ! Foto: Eifel-Rallye-Festival Jürgen hahn
Lebende Rallye-Geschichte, wie sie weltweit kein zweites Mal zusammenkommen wird ! Foto: Eifel-Rallye-Festival Jürgen hahn

 

 

Walter Röhrl: Festival weckt Emotionen und Erinnerungen

Sandro Munari: Die beste Veranstaltung dieser Art weltweit

Mike Kirkland: Die Eifel ist das Goodwood des Rallyesports

 

Das ADAC Eifel Rallye Festival (23. – 25. Juli 2015) ist Geschichte – und hat viele Geschichten geschrieben. Die Innenstadt von Daun und die umliegende Vulkaneifel verwandelten sich in den vergangenen drei Tagen in ein riesiges Festival-Gelände. Regelrechte Massen begeisterter Fans, vom Kleinkind bis zum Großvater, strömten in die Rallye-Meile und auf die Wertungsprüfungen, sie bildeten die applaudierende Kulisse. 150 Fahrzeuge aus fünf Jahrzehnten Rallye-Geschichte waren die Akteure, gesteuert wurden sie von begeisterten Teams. Diese Teams aus 15 Nationen und vier Kontinenten setzten sich zusammen aus begeisterten Amateuren, die ihre Rallye-Schätze dort bewegten, wo sie sich am wohlsten fühlen, und zwar auf abgesperrten Wertungsprüfungen. An den Lenkrädern drehten aber auch Profis, die teilweise nach Jahrzehnten ein Wiedersehen mit ihren früheren Arbeitsgeräten feierten. An der Spitze fuhren mit Schirmherr Walter Röhrl, Hannu Mikkola, Stig Blomqvist und Timo Salonen sogar vier echte Weltmeister. Zählt man Sandro Munari, den Weltpokalsieger von 1977, dazu, waren in der Eifel beim fünften Festival-Jubiläum fünf der Weltbesten am Start.

Walter Röhrl war begeistert: „Einfach wunderbar, hier vielen früheren Kollegen wieder zu begegnen. Das war wie ein Klassentreffen mit alten Kameraden. Zudem war die Atmosphäre phantastisch. Selbst bei dem schlechten Wetter am Samstag war unglaublich viel los. Schon am Donnerstag waren viele, viele Fans hier in Daun. Das zeigt auch, was die Leute meiner Meinung nach sehen wollen: Diese alten Autos mit ihrem Sound und ihrer Optik wecken Emotionen und Erinnerungen.“

Gleiches berichtete auch Organisationsmitglied Christian Geistdörfer, der zusammen mit Röhrl zu zwei Weltmeistertiteln fuhr: „Das war nun schon das fünfte Festival-Jahr und es ist der absolute Wahnsinn. Dieser unheimlich tolle Zuspruch der Fans ist nur genial. Hier wird eine wahre Emotionalität zwischen Fahrern, Fahrzeugen und den Fans transportiert. Wir können alle stolz auf dieses Festival blicken.“

Peter Schlömer (Daun) Organisationsleiter und Vorsitzender des veranstaltenden MSC Daun, resümierte, „die Zuschauerzahlen vor allem am Donnerstag waren wesentlich höher als im letzten Jahr. Und selbst bei dem unwirtlichen Eifelwetter am Samstag gab es noch sehr viele Tagesgäste. Diese vielen Besucher sind ein toller Lohn für unser Engagement. Und das Beste ist: egal wen man trifft, alle sind happy.“ Gleiches gilt für Reinhard Klein (Köln), den Kopf von ‚Slowly Sideways‘, der Vereinigung der Besitzer der tollen Rallye-Boliden. Klein staunte: „Es ist der Wahnsinn, was hier los ist. Ein Feld voller Unikate, dann am letzten Tag noch das passende rustikale Rallye-Wetter. Inzwischen haben alle, Teilnehmer und Fans, verstanden, dass es hier um den Spaß geht und alle ohne jeglichen Druck agieren. Nur so kann es geschehen, dass ein Stig Blomqvist mit seiner Frau ausnahmsweise gemeinsam auf dem Beifahrersitz unterwegs ist.“

 

Angefangen vom Shakedown und dem Welcome-Abend der Autostadt am Donnerstag über die Bosch Super Stage mit der Nachtprüfung in Sarmersbach am Freitag. Über allem schwebte eine grandiose Festival-Stimmung. Sandro Munari strahlte: „Das ist die schönste und beste Veranstaltung dieser Art weltweit. Ich bin dankbar, dass ich hier sein darf. Ich hätte nie erwartet, dass die jungen Menschen hier so viel über mich und meine Zeit wissen, dass meine Zeit hier so präsent ist.“

Ähnlich formuliert der Finne Timo Salonen, „das ist hier wie ein Klassentreffen. Toll wie viele junge Leute sich für unsere Geschichten und Autos interessieren, obwohl sie damals noch gar nicht geboren waren.“ Mit einem verschmitzten Grinsen fügte der frühere Kettenraucher, dessen Wettbewerbs-Fahrzeuge als ‚Sonderausstattung‘ immer einen Aschenbecher hatten, hinzu, „ich dachte eigentlich, seit ich vor acht Jahren mit dem Rauchen aufgehört habe, würde mich kaum mehr einer erkennen.“

Ein ganz besonderes Lob gab es von Mike Kirkland. Der kenianische Weltklassepilot sagte: „Ich habe noch nie so viele und vor allem so tolle Rallye-Autos auf einem Fleck gesehen. Eins steht für mich fest: Das was für die Geschichte der Rundstrecke Goodwood ist, ist für den Rallyesport das Eifel Rallye Festival.“

Die Autostadt in Wolfsburg, nun schon im dritten Jahr Partner des Eifel Rallye Festival, war durch Andreas Hornig, Technischer Leiter des ZeitHauses, vertreten. “Das Faszinierende an diesem Festival ist die absolute Nähe zu den Fahrzeugen und den Fahren. Von anderen Veranstaltungen kennt man oft abgeriegelte Bereiche, hier sind alle präsent und anfassbar. Für uns ist dieses Festival eine gute Möglichkeit die Autostadt mit dem ZeitHaus zu präsentieren, eine tolle Plattform.” Nach seiner Mitfahrt bei Walter Röhrl im Porsche auf der Nachtprüfung in Sarmersbach ergänzte er begeistert, “es ist ein ultimatives Erlebnis live dabei zu sein. Es ist eine wahre Kunst, wie er das Auto bewegt.”

Weltmeisterliche Ehrungen

Kernstück des Eifel Rallye Festivals ist es, dass es keinerlei Zeitwertung gibt. Mit den historischen Rallye-Boliden wurden reine Demonstrationsfahrten absolviert. Dennoch gab es bei der Rallye-Party am Samstagabend Siegerehrungen. Experten-Juries wählten die Sieger in den verschiedenen Kategorien. Als „Best original rally car“ (schönstes Original) wurde der Nissan 240RS, pilotiert von Achim Loth und Sebastian Jeub, geehrt. Dieses Auto schaffte die Rückverwandlung von absoluter Schrottreife in Afrika in den Originalzustand.

Die Auszeichnung als „Best replication“ (schönster Nachbau) ging an den Fiat 131 Abarth, den sich Walter Röhrl und Timo Salonen teilten. Es ist ein kompletter Neubau, bei der Umwandlung in eine originalgetreue Kopie des ehemaligen Werkswagens mussten viele Teile von Rallysport Development im Norden Englands selbst hergestellt werden.

Der erste Titel als „Rallying Ambassador“ (Botschafter des Rallyesports) ging an Helmut Deimel. Der österreichische Kultfilmer wurde für seine herausragenden filmischen Dokumentationen des Rallye-Sports ausgezeichnet.

Eine ganz besondere Auszeichnung gab es durch die fünf anwesenden Champions. Mit der „Champion‘s Choice“ ehrten Röhrl, Munari, Mikkola, Blomqvist und Salonen den original Lancia Stratos, das Siegerauto der Rallye Monte Carlo 1977 als ihr Lieblingsauto des Festivals 2015.

Darüber hinaus wurde der Oldtimer-Markt-Durchhalte-Pokal an Friedhelm und Julian Pinnen vergeben. Bei dem Sprung auf der Bosch Super Stage zerbarst die Lenkung an ihrem Talbot Sunbeam Lotus. Über Nacht wurde eine neue Lenkung aus Duisburg organisiert, nach Daun gebracht und rechtzeitig zum Start der Samstagsetappe wieder eingebaut.

Enda Garvey und Co-Pilotin Jennifer Lerch hätten hingegen auf die Auszeichnung mit dem Pechvogel-Pokal gerne verzichtet. Ihr Peugeot 405 Pikes Peak, der nur bei der Festival-Parade teilnehmen sollten, blieb schon am Start mit technischen Defekten liegen, zudem war der extra aus Irland angereiste Garvey gesundheitlich angeschlagen.

Am Rande notiert

Walter Röhrl am Steuer des Fiat 131 Mirafiori

Das war das erste Mal seit 1980, dass ich wieder einen solchen Fiat gefahren bin. Da muss man ja mit zwei Armen und auch unter Mithilfe des Knies lenken. Als ich das endlich wieder verstanden hatte, war ich schon im Ziel.

Harald Demuth im Audi Sport quattro von Audi Tradition

Das war einfach nur genial. Es ist immer wieder beeindruckend, was dieses Auto damals schon konnte. Ich hoffe, den Fans hat es gefallen, mir auf jeden Fall.

Hannu Mikkola

Außer Renault und Saab habe ich in meinem Leben wahrscheinlich alle anderen Rallye-Autos gefahren. Mein Favorit ist aber immer noch der Ford Escort. Es ist aber auch faszinierend, wie präsent der Quattro hier in Deutschland ist.

Stig Blomqvist

Nach 25 Jahren bin ich erstmals wieder in den Sierra gestiegen und habe mich sofort wie zuhause gefühlt. Ich bin zwar jedes Jahr hier beim Festival dabei, komme aber immer gerne hierher. Da ist für mich inzwischen ein jährlicher Pflichttermin.

Internationales Interesse

Das Eifel Rallye Festival sorgte auch für internationales Interesse. Mehr als 130 Journalisten und TV-Teams aus 16 Nationen und von vier Kontinenten berichteten aus Daun.

 

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