Bitum Trier: Umfrage der „Initiative Kirchengemeinde vor Ort“ nicht wirklich aussagekräftig!

Trier. Die Initiative Kirchengemeinde vor Ort (im Folgenden IKvO) hat durch ein Marktforschungsinstitut ein Stimmungsbild erheben lassen. Über dieses Stimmungsbild hat die Bistumsleitung erst durch die Presse erfahren. Wir nehmen dieses Stimmungsbild mit Interesse zur Kenntnis. Wir sehen darin einen weiteren Hinweis dafür, dass es wegen der anstehenden Veränderungen im Bistum Trier unter den Gläubigen viele Unsicherheiten, Befürchtungen und Enttäuschungen sowie Fragen nach ihrer künftigen pfarrlichen Beheimatung gibt.

Auch wenn wir Verständnis für die Bedenken und Sorgen der Gläubigen haben, kritisieren wir das tendenziöse Vorgehen der Initiative und die Art der Befragung, die unseres Erachtens nicht wirklich aussagekräftig ist. Auf die erste Frage, ob sich die Befragten mit den Aktivitäten des Bistums beschäftigen, antworten nur 42 Prozent mit „Ja“. Für den weiteren Fortgang heißt das, dass die meisten Befragten gar keine begründete Meinung zu den Fragen haben können. Dazu kommt, dass die Fragen und Thesen die Vorhaben des Bistums kaum verständlich oder nur sehr verkürzt formulieren.

Vermischung von Themen

Zudem werden verschiedene Themen vermischt, um die Tendenzen der Initiative zu bestätigen, wie in der Frage zu den Kirchenaustritten ersichtlich wird. Wenn Menschen gefragt werden, ob sie „sich mit dem Gedanken tragen, wegen der aktuellen Entwicklungen in der Kirche bzw. der Strukturreform aus der katholischen Kirche auszutreten“, lässt die Antwort keine Rückschlüsse auf die konkreten Beweggründe zu. Es bleibt offen, ob die Befragten etwa wegen des Missbrauchsskandals, wegen des Umgangs der Kirche mit dem Zölibat, mit Homosexualität, dem Weihe-Amt für Frauen oder eben der Strukturreform beziehungsweise einer Kombination dieser Beweggründe kritisch antworten.

Fragwürdige Hochrechnung mit Blick auf ehrenamtliches Engagement

Die Hochrechnung zum Engagement der Ehrenamtlichen ist ebenfalls nicht ohne weiteres nachvollziehbar. Die von der Initiative genannte Zahl von 160.000 Ehrenamtlichen deckt sich nicht mit den vom Arbeitsbereich Ehrenamtsentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Trier erhobenen Zahlen. Diese Erhebung geht von rund 80.000 bis 90.000 Ehrenamtlichen aus. In der Vergangenheit wurde diese Zahl von der Initiative Kirchengemeinde vor Ort als „zu hoch gegriffen“ angezweifelt. Dass es nun laut der Umfrage doppelt so viele Engagierte sein sollen, verwundert. Geht man rein von den Zahlen der Umfrage aus, sind 13 Prozent der 500 Befragten ehrenamtlich engagiert, das sind 65 Personen. Von diesen sagen zwei Drittel, dass sie sich weiter engagieren möchten; 24 Personen geben an, dies künftig nicht mehr tun zu wollen. Hieraus auf 60.000 Christen hoch zu rechnen, die sich künftig nicht mehr engagieren möchten, halten wir – vorsichtig formuliert – für nicht seriös; unter anderem, weil die Motive für ehrenamtliches Engagement vielfältig sind und in der Umfrage nicht abgefragt wurden.

Kein zukunftsfähiges Kirchenbild der Initiative

Überrascht hat uns des Weiteren das von der IKvO vertretene Kirchenbild. Suggeriert die Initiative durch ihre Fragen einerseits, dass die Verantwortung für das kirchliche Leben uneingeschränkt in die Hände ehrenamtlicher Gremien gehöre, so macht sie davon große Abstriche, wenn sie nach den Dienstleistungen fragt, die grundsätzlich durch Priester zu erbringen seien; so etwa Beerdigungen, die nach Ansicht der Initiative nicht durch Laien durchgeführt werden sollten. Hier geht das Bistum Trier jedoch keinen Sonderweg. Denn Bestattungen konnten außer von Priestern und Diakonen schon seit langem von Laien, in unserem Bistum von Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, übernommen werden. Hier wird in der Umfrage ein Kirchenbild vertreten, das den Priester zu einem liturgischen Dienstleister und die Ehrenamtlichen zu Vermögensverwaltern macht. Wir sehen in diesem Kirchenbild keine Zukunft.

Unterstellung von Zentralismus

Als weiteres Beispiel sei stellvertretend die Frage nach der Vermögensverwaltung genannt: So unterstellt die Befragung, dass das Vermögen der jetzigen Kirchengemeinde in den neuen Pfarreien nicht mehr ortsgebunden bleibe, wenn danach gefragt wird, dass „das Vermögen weiterhin bei der Kirchengemeinde vor Ort verbleiben muss“. Dass das Vermögen weiterhin örtlich zweckgebunden bleiben kann, wird einfach verschwiegen. Ebenfalls ist die Rede von einer „Zentralisierung und direkten Einflussnahme durch den Bischof und den Generalvikar“. Dieser Unterstellung widersprechen wir ausdrücklich. Die Pfarreien der Zukunft sollen finanziell und wirtschaftlich stark aufgestellt werden. Die Ehrenamtlichen sollen noch mehr als bisher auf allen Ebenen in Entscheidungen mit eingebunden werden – begonnen bei der Synodalversammlung mit Abgesandten aller lokalen Initiativen, die als Orte von Kirche gelten, über die lokalen Verwaltungsteams bis hin zu den neuen Leitungsteams, zu denen neben drei Hauptamtlichen auch bis zu zwei Ehrenamtliche gehören werden.

Rückblick auf die Ausgangslage

Es sei kurz noch einmal auf die Ausgangslage für diese Veränderungen hingewiesen: Im Bistum Trier beschäftigten sich rund 300 Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, aus unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Verbänden, Gremien und Initiativen bei der Bistumssynode über zwei Jahre lang mit der Zukunft der Kirche im Bistum Trier. Da das christliche Leben in unserer Zeit vor großen Herausforderungen steht, haben es sich die Synode und in der Folge der Bischof zur Aufgabe gemacht, diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen. Die Synode hat eine Kirchenentwicklung angeregt, die stärker bei den Einzelnen, einzelnen Gruppen, Gremien und Initiativen, also lokal, ansetzt; die stärker auf die Themen, Interessen und Bedürfnisse der Menschen schaut, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Außerdem soll das pastorale Wirken eine deutliche diakonische und missionarische Prägung erhalten. Eine solche pastorale Veränderung braucht einen neuen strukturellen Rahmen. Diesen schafft das Bistum mit den neuen Pfarreien. Das bedeutet einen für viele schmerzhaften Abschied von der bisherigen territorialen Struktur. Seelsorgerinnen und Seelsorger, einschließlich der Priester, haben zu viel Energie aufwenden müssen, um die bisherigen Strukturen aufrechtzuerhalten.

Anhörung des Bistums mit Vollerhebung

Das Bistum hat zu den anstehenden Veränderungen eine kirchenrechtlich vorgesehene Anhörung durchgeführt, an der sich unter anderem 1.600 pfarrliche Gremien (Verwaltungsräte, Pfarrgemeinderäte, Kirchengemeinderäte) beteiligten. Das entspricht einer Rücklaufquote von 95 Prozent. Die Gremien gaben umfassende Stellungnahmen ab, die qualitativ und quantitativ ausgewertet wurden. Die Mitglieder dieser Gremien beschäftigen sich vielfach schon sehr lange und intensiv mit der Zukunft der pfarrlichen Seelsorge. Die Anhörung hat gezeigt, dass knapp ein Drittel der Befragten den Veränderungen negativ gegenüber steht. Dass diese Zahl deutlich von den zwei Dritteln abweicht, die laut der Umfrage der Initiative der neuen Pfarreienstruktur negativ gegenüberstehen, sehen wir darin begründet, dass die vom Bistum befragten Ehrenamtlichen als Expertinnen und Experten eher die Notwendigkeit der Neuausrichtung des kirchlichen Handelns sehen als ein zufällig befragter Querschnitt der katholischen Bevölkerung von 500 Personen.

Alle Informationen zur Umsetzung der Bistumssynode sind auch unter www.herausgerufen.bistum-trier.de  zu finden.

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