Corona setzt Weinexporte unter Druck

Die Covid-19-Pandemie wirkt sich unterschiedlich stark auf die Weinindustrie aus. So sind die Weinkellereien, größeren Genossenschaften und selbstvermarktenden Weingüter mit ihren Absatzzahlen weitestgehend zufrieden. Weingüter und Vermarkter, deren Kunden hauptsächlich in der Hotellerie- und Gastronomie sowie im Ausland zu finden sind, klagen hingegen über Verluste. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier hat die aktuellen Exportdaten für Weinlieferungen untersucht und stellt im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen in einzelnen Ländern deutliche Absatzeinbußen fest. Insgesamt hat der Deutsche Wein in der Menge 5,3 Prozent verloren und summiert sich damit auf 97,8 Millionen Liter. „Bedauerlicherweise sind zeitgleich auch die Verkaufspreise für den Wein gesunken“, bilanziert IHK-Geschäftsführer Albrecht Ehses und erklärt dies mit einer deutlichen Verschiebung der Absatzkanäle von Hotels und Restaurants mit höheren Preisstufen hin zum Lebensmittelhandel mit einem günstigeren Weinangebot.

Diese Entwicklung mache sich international bemerkbar. So liegt der Durchschnittspreis der Auslandslieferungen für einen Liter Wein bei 2,86 Euro und damit um 8,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Am besten schneidet hier im statistischen Vergleich noch die Mosel ab, für deren Weißweine im Export Durchschnittspreise von 3,89 Euro ausgewiesen werden. „Dennoch vollzog sich auch hier ein Wertverlust von mehr als neun Prozent, der hauptsächlich auf Exporte in die USA zurückgeht“, weiß Ehses. Dort sind die Exporteure nicht nur von den Corona-bedingten Auswirkungen betroffen, sondern leiden zusätzlich unter den seit November 2019 bestehenden Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent. Waren es vor zehn Jahren noch 30 Millionen Liter, die in die USA geliefert wurden, so sind es aktuell nur noch 15,5 Millionen Liter. Das ist ein erneuter Rückgang um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Der Durchschnittspreis ist von einem zufriedenstellenden Ausgangsniveau im Laufe des Jahres um 20 Prozent nach unten gerauscht und liegt nun bei 3,44 Euro je Liter“, stellt Ehses fest und hofft auf ein Einlenken unter dem neuen Präsidenten Joe Biden und auf eine Beilegung des seit Jahren anhaltenden Subventionsstreits.

Deutlich unter Druck stehen auch die Weinlieferungen nach Großbritannien. Der Export ist im Vorfeld des Brexits um 30 Prozent zurückgegangen. Damit werden an den einst wichtigsten Handelspartner noch 9,6 Millionen Liter Deutscher Wein geliefert. Das vereinbarte Freihandelsabkommen und der Verzicht auf die Einfuhr von Zöllen werden zwar seitens der IHK begrüßt, doch die in Aussicht stehende Verschlechterung der ökonomischen Lage sowie der bestehende harte Preiswettbewerb lassen kaum auf mehr Nachfrage hoffen. Deutlich besser sind hier die Aussichten für deutschen Wein in den skandinavischen Ländern. Besonders in Norwegen und Finnland haben sich die Absatzzahlen um mehr als 30 Prozent nach oben bewegt. Schweden und Dänemark gelten eher als stabil und aus Polen, der Schweiz und Russland zeigen sich positive Signale. „Insgesamt ist mit einer Erholung der deutschen Exporte in 2021 aber nicht zu rechnen“, fasst Ehses die Ergebnisse zusammen

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